Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
Vom Netzwerk:
schlief er am helllichten Tag in seinem Auto ein?

    Geistesabwesend ging Matthias zum Auto zurück, stieg wieder ein und schraubte die Rückenlehne in eine aufrechte Position. Die Leuchtziffern der Uhr zeigten vierzehn Uhr dreiunddreißig. Er stellte das Radio an und bekam gerade noch die Verkehrsmeldungen mit. Sein Gehirn wollte noch immer nicht damit herausrücken, was los war. Die halbvolle Cola war lauwarm und schmeckte widerlich süß. Er trank sie trotzdem aus. Erst als er die leere Flasche auf den Rücksitz werfen wollte, erweckte ein dunkler Klumpen hinter dem Beifahrersitz seine Aufmerksamkeit. Als er den Rucksack mit den Werkzeugen nach vorn holte, wusste er plötzlich wieder, warum er hier war. Am Küchwaldring wohnte Miss Piggy. Und sie erwartete seinen Besuch.
    »Das ist ja eine Überraschung!« Jo umarmte Mark zur Begrüßung und klopfte ihm dabei zweimal kräftig auf den Rücken. Lara ertappte sich dabei, wie sie verzückt lächelte, und verdeckte das dümmliche Grienen, indem sie eine Hand vor den Mund hielt.
    »Wir haben uns zwar erst vor anderthalb Wochen gesehen«, Mark klopfte zurück, »aber es ist mir immer wieder ein Vergnügen, du alter Haudegen.« Dann nahmen die beiden Männer Platz.
    »Da sitzen wir nun wieder zu dritt hier.« Jo schlug die Karte auf.
    »Es ist ein bisschen wie ein Déjà-vu, nicht?«
    »Das kommt mir auch so vor. Und wieder haben wir etwas Ähnliches zu besprechen. Wenn das nicht seltsame Zufälle sind.« Mark lächelte kurz und fuhr fort: »Aber es gibt keinen Zufall. Das ist alles vorherbestimmt.« Er sah Lara an. Ihr Haar war inzwischen wieder schulterlang. Es glänzte im Licht golden. »In deiner Nachricht hattest du gesagt, es gäbe eine Verbindung zwischen den beiden Plattenbauleichen. Meller und Grünkern waren beide als Erzieher in dem gleichen Kinderheim tätig?«

    Lara nickte.
    »Kannst du deine Ergebnisse in Kurzform für uns beide zusammenfassen?« Sie warteten, bis der Kellner wieder verschwunden war, und dann begann Lara, von ihren Recherchen zu berichten. Sie beschrieb ihre Besuche bei den beiden alten Damen in Grünau und in der »Schraubenbude«, die Internetsuche nach dem Heim, in dem Grünkern tätig gewesen war, ihren Briefwechsel mit Sebastian Wallau und wie sich eine unerwartete Parallele zu Siegfried Meller ergeben hatte. Als sie fertig war, herrschte einen Augenblick lang Stille am Tisch. Sogar die Spatzen waren verstummt.
    »Das klingt alles sehr plausibel, insbesondere wenn man bedenkt, dass bei diesem Meller Kinderpornografie gefunden worden sein soll.« Jo nahm einen Schluck Bier.
    »Die Tätigkeit im Kinderheim ist die Verbindung zwischen den beiden Opfern. Das waren keine Morde durch einen Unbekannten. Da wollte sich jemand rächen.« Mark nickte bekräftigend zu seinen Worten.
    »Aber warum erst jetzt?« Lara spürte, wie trocken ihr Mund war, und nahm einen Schluck Wasser.
    »Wenn wir das wüssten …«
    »Und die Kripo weiß schon über das alles Bescheid?« Jo wischte mit dem Bierdeckel über eine feuchte Stelle auf der Tischplatte.
    »Ja. Ich habe Ralf Schädlich«  – Lara sah zur Uhr  – »vor einer knappen Stunde alles berichtet. Ich bin sicher, er gibt das sofort weiter. Jetzt habe ich aber genug geredet. Du bist mir noch eine Erklärung schuldig.« Sie sah Mark an, der ihr zunickte.
    »Ganz recht. Und so komisch es klingen mag, es hängt mit deinem Fall zusammen. Deshalb meinte ich vorhin auch, es gäbe keine Zufälle.« Er hob das fast leere Glas und wartete, bis der Kellner sein Zeichen bemerkte hatte, ehe er begann, von seiner Patientin zu berichten.

    »Das ist ja erstaunlich.« Jo runzelte die Stirn. »Sie war als Kind in einem Heim und hat den Namen Meller erwähnt?«
    »Ja. Unter Hypnose. Ihr Wachbewusstsein weiß nichts davon.« Von dem Brief erzählte Mark nichts. Er wollte nicht zu viele Details ausplaudern, um Maria Sandmann zu schützen, auch wenn er von ihr immer nur als einer »Patientin« gesprochen hatte.
    »Vielleicht kennt sie dann auch den Täter!« Jo schien noch immer konsterniert. »Aber wie kommt die Frau gerade auf dich? Hier gibt es doch sicher auch kompetente Psychotherapeuten, oder?«
    »Durch Lara.« Mark unterdrückte ein Seufzen. »Lara hat in einem Gespräch, bei dem die Patientin zufällig dabei war, erwähnt, mich zu kennen.«
    »Sie kennt auch Lara?« Jos Gesichtszüge wurden immer entgeisterter. »Das ist doch… unglaublich.«
    In Laras Kopf macht etwas Klick. Sie wusste jetzt, wer Marks

Weitere Kostenlose Bücher