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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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zusammen, und versuche, Struktur hineinzubringen. Lass uns heute Abend noch einmal telefonieren, und wir schauen es uns gemeinsam an.«
    »Das mache ich. Danke erst einmal.«
    »Um neunzehn Uhr bin ich hier fertig. Ruf mich auf dem Handy an.«
    »Alles klar.« Auf dem Handy, soso. War seine Frau noch immer
so eifersüchtig? Lara verzog die Mundwinkel. Es bestand kein Anlass dazu.
    »Ach, Lara, ganz kurz noch: Heute früh hat eine Frau Sandmann aus Leipzig einen Termin bei mir vereinbart. Sie hat sich auf dich berufen. Kennst du sie?«
    » Maria Sandmann?«
    »Ja.«
    »Flüchtig. Ich habe sie bei Gericht getroffen, und als ich gestern nach der Urteilsverkündung mit einem Kollegen noch einen Kaffee trinken wollte, ist sie mitgegangen. Durch den Prozess sind wir ganz allgemein auf das Thema Psychologen, Gutachter und Therapeuten gekommen, und ich habe dich erwähnt. Ist das schlimm?«
    »Nein, keineswegs. Ich wollte bloß nachfragen, ob die Referenz stimmt.«
    »Und  – nimmst du sie dran?«
    »Ja. Sie kommt morgen. Mehr möchte ich aber dazu nicht sagen, versteh mich nicht falsch, die Schweigepflicht …«
    »Ist schon o. k.« Lara war ein bisschen sauer, obwohl sie es verstand, aber schließlich hatte er mit dem Thema angefangen. »Bis heute Abend.«
    »Mach’s gut.« Er legte als Erster auf. Im Erdgeschoss fiel eine Tür ins Schloss. Hochhackige Absätze klapperten auf den Steinstufen. Eine Hand, geschmückt mit einem großen Strassring, glitt das polierte Geländer nach oben. Lara beugte sich noch ein wenig nach vorn und erhaschte einen Blick auf Isis tiefen Ausschnitt und den Rand eines spitzenbesetzten BHs in Rot. Schnell zog sie den Kopf zurück und betrat die erste Stufe nach unten. So würde es für die Praktikantin so aussehen, als sei sie auf dem Weg zur Toilette. Im gleichen Augenblick klingelte ihr Handy und Lara fuhr zusammen. Die Nummer auf dem Display war ihr nicht bekannt. War das heute der Tag der Anrufe?
    »Lara, hallo?« Es dauerte zehn endlose Sekunden, bis sie die
Stimme erkannte. Das lag zum einen daran, dass sie mit diesem Anrufer überhaupt nicht gerechnet hatte und zum anderen daran, dass der Mann flüsterte. »Es gibt Neuigkeiten im Fall der Plattenbauleiche.«
    »Ja?« Unwillkürlich dämpfte auch Lara ihre Lautstärke.
    Kriminalobermeister Schädlich redete noch einen Deut leiser. »Ich dachte, das könnte Sie interessieren.«
    Isabell war oben angekommen und betrachtete die Kollegin im Vorübergehen neugierig. Ihr Mund stand ein wenig offen. Lara hielt sich die freie Hand ans Ohr und ging zwei Stufen nach unten. Die Praktikantin verstand den Wink und verschwand in den Redaktionsräumen. »Neuigkeiten, sagen Sie?«
    »Genau. Aber das kann ich nicht am Telefon erzählen, Lara.« Wieso rief er sie dann an? Lara verdrehte die Augen. Und der Kripomann hatte sie schon wieder beim Vornamen genannt. Sie wartete.
    »Wollen wir uns treffen? Im Lindencafé ? Heute Abend?«
    Jeder Satz eine Frage. Lara verkniff sich ein hörbares Ausatmen, während sie sich gleichzeitig fragte, ob sie überhaupt noch Interesse an dem Fall mit der Leiche in der Badewanne hatte. Schließlich war das Ganze jetzt schon zwei Wochen her, und nichts war so alt wie die Nachrichten von gestern. Noch eine Plattitüde. Der Tag der Anrufe und der Tag der Plattitüden. »An welche Zeit hatten Sie denn gedacht?« Vielleicht hatte Schädlich wirklich spannende Neuigkeiten zu bieten. Einen Versuch war es wert. Besser sie als Tom. Im Erdgeschoss quietschte die Eingangstür. Schnelle Schritte spurteten die Treppe nach oben.
    »Neunzehn Uhr?«
    Noch eine Frage. Ab neunzehn Uhr sollte Lara Mark anrufen. Sie musste sich etwas einfallen lassen. »Also gut. Um sieben im Lindencafé. Ich muss jetzt wieder an die Arbeit.« Jos schlanke Gestalt bog um die Ecke. Er erblickte Lara, und seine Augen begannen zu funkeln.

    »Also bis dann!« Kriminalobermeister Schädlich legte im selben Moment auf, als der Fotograf Lara erreichte und ihre Hand nahm. »Hallo, schöne Frau!«
    Die Anrede, die sie bei jedem anderen als plump empfunden hätte, brachte Laras Herz ins Stolpern. »Hallo, Jo. Lange nicht gesehen.« Sie hob zum Zeichen der Ironie eine Augenbraue.
    »Eigentlich wollte ich ja heute gar nicht herkommen. Aber ich habe gestern Abend meine Speicherkarte hier liegenlassen.«
    »Aha. Ja dann.« Unbeweglich standen sie voreinander. Noch immer sahen seine blauen Augen in ihre. Und noch immer hielt er ihre Hand.
    »Hast du Lust, unser nettes

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