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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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Abendessen von gestern heute zu wiederholen?«
    »Äh …« Lara leckte sich über die Lippen und wandte dann den Blick ab. »Ich bin schon verabredet.«
    »Da kann man nichts machen.«
    Jetzt erst ließ er sie los. Lara fühlte noch die Wärme seiner Haut an ihren Fingern. »Es ist eher dienstlich. Wir könnten uns ab halb neun treffen, wenn dir das nicht zu spät ist.« Was zum Teufel machte sie da? Wie viele Verabredungen wollte sie noch an einem Abend eingehen?
    »Halb neun, hm?«
    »Ja. Du könntest mich auch abholen. Am Lindencafé. « Das würde Schädlich und dem, was er sich womöglich vorstellte, Grenzen setzen.
    »Gut. Dann machen wir das so. Und jetzt hole ich meinen Speicherchip und verschwinde wieder, sonst schaffe ich meine Termine nicht.« Er ging voraus und hielt Lara die Tür auf.

24
    JEMANDEM KÖRPERLICHE SCHMERZEN ZUZUFÜGEN, WAR SCHON IMMER EIN PROBATES MITTEL, UM IHN EINZUSCHÜCHTERN, GESTÄNDNISSE ZU ERZWINGEN ODER DENJENIGEN DAZU ZU BRINGEN, ETWAS ZU TUN, WAS MAN IHM BEFAHL. NICHT JEDE ART VON ZÜCHTIGUNG IST AUF DEN ERSTEN BLICK AM KÖRPER NACHWEISBAR. ERFAHRENE FOLTERKNECHTE BEDIENEN SICH DABEI BESTIMMTER METHODEN, DIE SICHTBARE SPUREN VERMEIDEN UND DESHALB MEDIZINISCH SCHWER NACHWEISBAR SIND. IN FRÜHEREN JAHRHUNDERTEN WÄHLTE MAN HIERZU KÖRPERÖFFNUNGEN DES OPFERS: DIE NASE, DIE MUNDHÖHLE ODER DEN ANUS; HEUTE GEHT MAN MEHR UND MEHR DAZU ÜBER, MITTELS LICHT, DUNKELHEIT ODER EXTREMEM LÄRM ZU QUÄLEN ODER STELLVERTRETEND ANGEHÖRIGE ZU FOLTERN.
     
    Matthias bemerkte, dass seine Finger unablässig das Gewebe des Schals kneteten, und befahl ihnen, damit aufzuhören. Allmählich schmerzten seine Knie und er erhob sich kurz, streckte die Arme nach oben und schüttelte die Beine aus, ehe er sich wieder hinter die Sträucher hockte. Von Weitem musste es aussehen, als verrichte er hier ein Geschäft. Nur dass er schon eine halbe Stunde da kauerte.
    Würde die Sagorski kommen? Sie hatte noch genau zehn Minuten. Er leckte sich über die Lippen.
    Wenn sie erschien, hieß das, dass sie seine Geschichte mit den belastenden Beweisstücken geglaubt hatte. Und das wiederum bedeutete, sie hatte tatsächlich an den Misshandlungen teilgenommen.
    Gestern Abend hatte er sie angerufen und ihr die Anschuldigungen
unterbreitet. Am Stocken ihrer Stimme und dem schneller gehenden Atem hatte er gemerkt, dass sie seine Worte ernst nahm, und da war ihm klar gewesen, dass er gewonnen hatte. Sie wusste , dass seine Behauptungen der Wahrheit entsprachen, und hatte ein schlechtes Gewissen. Aber reichte das aus, dass sie sich mit ihm treffen würde, um »die Dinge zu besprechen«, wie er sich ausgedrückt hatte? Hatte sie ihm die Story mit dem einmaligen Schweigegeld abgenommen?
    Das Summen herannahender Reifen ließ ihn erstarren. Seine Ohren fokussierten sich auf das Geräusch. Die Hände krallten sich fester um den Schal.
    Als der Wagen vorbeifuhr, entwich ihm ein enttäuschter Seufzer, dann lockerte Matthias seine angespannten Muskeln und gestattete seinem Körper, sich ein wenig an den Baum in seinem Rücken anzulehnen. Noch drei Minuten bis zum vereinbarten Termin.
    Zum wiederholten Mal malte er sich den Ablauf der nächsten halben Stunde aus. Die Sagorski würde mit dem Auto kommen und auf den Parkplatz fahren. Der Rastplatz an der Schnellstraße lag zwar ruhig, aber nicht abgelegen. Er hatte diesen Ort mit Absicht gewählt, weil er annahm, dass sie sich nicht zu einem Waldstück locken lassen würde, schließlich war die Frau nicht dumm. Ein Parkplatz an einer Schnellstraße jedoch erschien ihr bestimmt nicht übermäßig bedrohlich. Seinen Wagen hatte er in dem Wäldchen hundert Meter entfernt abgestellt und war zu dem Rastplatz gelaufen.
    So würde ihr Auto das einzige sein, und wenn ihm das Glück hold war, würde die Sagorski annehmen, der Erpresser sei noch nicht da, und warten. Das verschaffte ihm den Vorteil, sein Opfer zuerst ein bisschen beobachten zu können und in Ruhe abzuchecken, ob sie allein gekommen war.
    Irgendwann  – so hoffte er  – würde sie aussteigen, um sich umzusehen. Und dann konnte er sie überwältigen. Die Sagorski war
eine alternde, übergewichtige Vettel, es würde kein Problem geben, ihr den Schal um den Hals zu werfen und sie zu würgen, bis sie bewusstlos war. Das nachfolgende Fesseln und Knebeln hatte er ja schon bei Siegfried Meller und Isolde Semper geprobt. Im Anschluss daran würde er die Frau in ihr Auto bugsieren und zu der Stelle fahren, die er sich für die

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