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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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»Befragung« ausgesucht hatte. Eigentlich ein stimmiger Plan. Ob er jedoch funktionierte, musste sich erst noch zeigen.
    Erneut fingen seine Ohren das Rauschen eines herannahenden Autos ein. Es wurde schnell lauter. Matthias duckte sich tiefer hinter die Sträucher und zügelte seine Atmung. Das Sirren der Reifen wurde langsamer.
    Zwei schmale gelbe Lichtkegel schwenkten seitlich herüber, glitten über die Randbefestigung. Der Wagen bog auf den Parkplatz ein und rollte im Schritttempo über den Asphalt. Matthias spürte, wie seine Augen bei der Anstrengung, den Fahrer zu erkennen, hervortraten. Am Steuer saß eine kleine Person. Die Sagorski?
    Das Auto, ein dunkler Audi A4, fuhr an seinem Versteck vorbei. Kleine Steinchen wurden aufgewirbelt, als der Wagen beschleunigte, ohne zu blinken auf die Schnellstraße zurückkehrte und davonbrauste. Matthias unterdrückte ein Schluchzen. Auch wenn er die Sagorski nicht richtig hatte sehen können, sie musste es gewesen sein! Wer sonst hatte zu dieser späten Stunde etwas auf diesem Parkplatz zu suchen? Die Frau war misstrauischer, als er es sich erhofft hatte. Was nun? Vorsichtig schob er sich am Stamm nach oben, streckte die Beine durch und schüttelte sie aus. Seine Rückenmuskeln schmerzten. Leise wisperte der Wald im Hintergrund. Der Mond war zwischen zwei Wolken hervorgekommen und verlieh der Szenerie eine gespenstische Stimmung.
    Ein Käuzchen schrie. Matthias ließ die Schultern ein paarmal kreisen, warf sich den Schal um den Hals und tastete in der Hosentasche nach seinem Autoschlüssel. Er würde sich etwas anderes
einfallen lassen müssen, um die Sagorski aus ihrem Schneckenhaus herauszulocken. Seine Ohren vernahmen erneut ein feines Rauschen, das zu einem sich schnell nähernden Surren wurde. Mit gerecktem Hals fixierte Matthias die Einfahrt zum Parkplatz. Das Fahrgeräusch wurde schnell lauter. Er erwartete den Lichtschein der Scheinwerfer, aber es blieb dunkel.
    Als kurz vor der Einmündung Bremsen quietschten, erstarrte Matthias für den Bruchteil einer Sekunde und ging dann in seinem Versteck schnell wieder in die Hocke. Er hatte sich kaum hingekauert, als auch schon der dunkle Audi erneut auf den Parkplatz rollte, dieses Mal mit ausgeschalteten Lichtern. Die Sagorski war wahrscheinlich zu dem Schluss gekommen, dass ihr Gegenüber noch nicht hier war, und wollte jetzt im Dunkeln auf seine Ankunft warten. Matthias wagte es kaum, Luft zu holen, während er hinüberschaute. Das Auto stand nur wenige Meter von ihm entfernt. Die Frau hinter dem Steuer rührte sich nicht.
    Mondlicht tünchte den Lack der Kühlerhaube silbrig. Schorfige Borke drückte sich in seinen Rücken. Er reckte den Hals noch ein bisschen nach vorn. Kein Zweifel, das war die Heimleiterin. Jetzt bewegte sie sich, beugte den Oberkörper zur Seite, setzte sich wieder aufrecht hin, hielt die Hand an den Kopf. Sie telefonierte. Vielleicht hatte sie irgendwem von der »Verabredung« erzählt und berichtete nun davon, dass niemand hier war. Andererseits  – würde jemand, der erpresst wurde, so etwas tun? Im Endeffekt war es nicht wichtig. Wichtig war, dass die Frau hier war und dass sie allein gekommen war. Er glaubte nicht, dass sich auf der Rückbank jemand versteckte, um ihr im Notfall Beistand zu leisten. Diese Frau war so arrogant, dass sie meinte, keinen Beistand zu brauchen.
    Jetzt musste er sie nur noch aus dem Auto locken, dann konnte er seinen Plan in die Tat umsetzen. Matthias lächelte. Die Sagorski legte ihr Handy beiseite. Er trat aus dem Dunkel der Sträucher.

     
    Die Kofferraumklappe glitt geräuschlos nach oben. Die beiden kleinen Lämpchen an den Seiten erleuchteten das Innere. »So, liebe Frau Sagorski. Da wären wir.« Matthias betrachtete die zusammengekrümmte Gestalt. »Sie sagen ja gar nichts.« Ein kleiner Witz. Natürlich konnte die Heimleiterin nichts sagen, da sie geknebelt war. Jetzt bewegte sie sich, drehte den Kopf nach oben und funkelte Matthias böse an. Unter dem Knebel drangen dumpfe Geräusche hervor. Sie versuchte, die Beine zu strecken. Der Kofferraum des Audis bot ihr viel Platz zum Herumzappeln. Er hatte von vornherein geplant, die Frau in ihrem Wagen zu transportieren. Zum einen, um nicht sein eigenes Auto mit ihren Spuren zu verunreinigen, zum anderen, um ihr Auto nicht auf diesem Parkplatz zurücklassen zu müssen. Hier, in diesem unwegsamen Waldstück würde es, wenn er Glück hatte, länger dauern, bis man sie fand.
    Darüber, dass nun von ihm

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