Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Entschluss steht. Wir folgen Rob, wohin er sich auch wenden mag. Irgendwann holen wir ihn ein, er kann ja nicht ewig vor uns weglaufen.“
„Wann wird ‚irgendwann‘ sein? Dieses Land ist riesig, selbst wenn sich Rob nur wenige Meilen von hier entfernt befände, es würde an ein Wunder grenzen, auf ihn zu treffen.“
Lukes Freudenschreie lenkten meine trüben Gedanken ab. Er hatte in der Tat einen tragenden Pistazienbaum gefunden und stopfte Trauben grüner Nüsse in seinen Rucksack. Krister und ich saßen nicht weiter untätig herum und halfen ihm tatkräftig. Nun fehlte nur noch der Hauptgang, ein saftiges Kaninchen etwa. Vielleicht würde es mir sogar gelingen, einen zarten Fasan zu schießen? Immerhin hatte ich im Tagesverlauf schon einige auffliegen sehen, auch wenn sie sich stets außer Reichweite meiner Pfeile befanden.
„Wie wollen wir diese Pistazien essen?“ Krister sah in den harten, grünen Früchten ganz offensichtlich keine befriedigende Mahlzeit.
„Wir rösten sie im Feuer“, gab Luke zur Antwort. „Die Schale platzt auf, wenn sie gar sind. Sehr nahrhaft, das Zeug.“
Mit deutlich schwererem Gepäck und dem befriedigenden Wissen, schon etwas Zuträgliches für das Abendessen gefunden zu haben, ging die Reise weiter. Die alte Straße erwies sich weiterhin in so überraschend gutem Zustand, ich konnte mich des Verdachts ihrer bewussten Instandhaltung nicht erwehren. Dann wiederum passierten wir derart marode Abschnitte, die dieser Annahme unbedingt widersprachen. Es blieb rätselhaft. Dennoch war ich für die Anwesenheit eines Weges durchaus dankbar, so kamen wir drei Reisenden unbeschwert voran.
Am Spätmorgen des Folgetages tauchte im Osten die Silhouette eines Bergmassivs auf, unzweifelhaft die des Mount Cann. Seine Ausläufer zu erreichen bedeutete einen nicht zu unterschätzenden Umweg, vielleicht einen oder zwei zusätzliche Tage. Mich lockte vor allem die Tatsache, in diesem Gebiet auf jeden Fall Wasser zu finden, immerhin entsprang dort ein in der Karte breit eingetragener Fluss, der den Namen Cann River trug. Luke jedoch zeigte sich von meinem Vorschlag nicht sonderlich begeistert.
„Der Zeitverlust ist einfach zu groß“, meinte er zweifelnd auf die Karte blickend. „Sieht zudem so aus, als entspränge der Fluss irgendwo an der Ostflanke des Berges. Im ungünstigsten Fall müssten wir das ganze Massiv umrunden, um wieder auf die Straße zurückzufinden. Dann gingen uns garantiert drei oder sogar mehr Tage flöten, bis dahin wird der Wasservorrat, den wir dort schöpfen, schon wieder so gut wie aufgebracht sein.“
Ich kam nicht umhin, ihm letztlich zuzustimmen, auch wenn sich unsere Wasserbeutel bereits bedrohlich leer darboten. Da Krister auch nicht viel von einem Abstecher in dieses Gebiet hielt, ließen wir die Option Cann River ungenutzt und setzten den Weg wie ursprünglich geplant fort, was sich als optimale Entscheidung herausstellen sollte. Einige Stunden später nämlich, nur wenige Takte vor Sonnenuntergang, vernahm Lukes feines Gehör das verschwindend schwache Glucksen fließenden Wassers. Dem vielversprechenden Klang nachgehend, stießen wir auf eine winzige sprudelnde Quelle, deren eiskaltes Wasser so großartig schmeckte, dass wir aus lauter Dankbarkeit und Erleichterung zu johlen anfingen. In der Tat konnte ich mich nicht erinnern, jemals derart köstliches und reines Wasser gekostet zu haben. Meine Zuversicht erreichte ungeahnte Höhen. Es schien, als hätte ich mit dem kühlen Quellwasser puren Optimismus getankt, ich fühlte mich großartig, ja unbezwingbar.
Trotz dieses erhabenen Gefühls schreckten wir davor zurück, in unmittelbarer Nähe der Quelle zu nächtigen. Avaleas Warnung hallte noch in meinen Ohren nach, auch wenn wir die Wälder noch gar nicht erreicht hatten. Getrost durften wir davon ausgehen, nicht die einzigen Lebewesen zu sein, die von der Existenz dieses kleinen Wasserlaufs profitierten. Wer konnte uns schon sagen, welche Kreaturen sich des Nachts hier zum Trinken einfanden?
Ein beruhigendes Stück abseits, am Fuß eines ausladenden Regenbaumes, entfachten wir ein Feuer und bereiteten die beiden im Lauf des heutigen Tages erbeuteten Skirrets zu. Längst war es stockdunkel, und der Flammenschein leichtsinnig weit sichtbar. Doch ließ es sich nicht umgehen, der Hunger zwang zu dieser Maßnahme.
„Was auch immer hier draußen lauern mag, wir machen es ihnen ganz schön einfach“, gab Krister, geräuschvoll Fleisch von einem
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