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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Knochen nagend, von sich. „Schlage deshalb vor, nach unserem Mahl noch einmal den Standort zu wechseln.“
    Ein vernünftiger Vorschlag, von dem ich angesichts der Dunkelheit jedoch nichts mehr hielt.
    „Das wäre eine Möglichkeit. Ich würde eine andere bevorzugen.“
    „Und welche?“
    Mit dem Zeigefinger deutete ich ein Stockwerk höher. Zwei Augenpaare folgten meiner Bewegung.
    „Natürlich“, rief Luke sogleich. „Geniale Idee, Jack!“
    Was sich als eine Art Experiment anließ, sollte zu einer Ideallösung werden. In der Tat fühlten wir uns auf den weiten, ausladenden Ästen des dichten Blätterdachs derart sicher, dass wir uns dazu entschlossen, keine Wache einzuteilen. Mit Stricken vor dem Abstürzen gesichert, machten wir es uns in halb sitzender, halb liegender Position einigermaßen bequem. Ausgestreckt auf dem Boden zu nächtigen wäre natürlich die angenehmere Lösung gewesen, dennoch ging es auch so reibungsloser als erwartet. Wir schliefen bestens. Die Nacht verging ohne jede Störung. Wir beschlossen, die dunklen Stunden im Kasawar wenn möglich immer auf Bäumen zu verbringen. Warum wir nicht schon viel früher darauf gekommen waren, blieb mir ein Rätsel. Wir hätten uns auf diese Weise die eine oder andere schlaflose Nacht sparen können.
     
    Aufregung pur am nächsten Morgen. Noch vor Sonnenaufgang weckte mich Krister und bedeutete, keine unnötige Bewegung zu machen. Ich ging natürlich davon aus, dass wir uns in Gefahr befanden und war sofort hellwach.
    „Pferde!“ flüsterte er mir jedoch unerwartet ins Ohr. „Mach keinen Mucks und sieh selbst!“
    Welch elektrisierender Name! Pferde gab es in Aoteraoa seit Ewigkeiten nicht mehr, ich kannte sie nur von alten Zeichnungen und aus Erzählungen. Vor dem Krieg waren sie als Zug- und Reittiere vielseitig zum Einsatz gekommen, verschwanden dann aber in den Wirren der Kampfhandlungen gänzlich. Sie jetzt hier zu sehen, grenzte an ein Wunder. Es grenzte auch an ein Wunder, dass Krister sie im Dämmerschein überhaupt ausgemacht hatte.
    Ja, da waren sie, ich zählte neun Exemplare. Sie standen schön versammelt im Schutze einer kärglichen Baumgruppe in ungefähr einhundert Meter Entfernung. Das erste Licht der aufgehenden Sonne verlieh ihrem aschgrauen Fell eine leicht rötliche Tönung. Klar und deutlich wie kräftige Farbkleckse hoben sich die pechschwarzen Mähnen vom Einheitsgrau ihrer starken, muskulösen Körper ab.
    „Es sind Tarpane“, wisperte Luke irgendwann. Wie lange wir schon im Geäst hingen und durch schützendes Blattwerk hindurch jene Fabeltiere angafften, konnte ich beim besten Willen nicht sagen.
    „Es sind Pferde“, verbesserte Krister sogleich, ohne die Augen von den Tieren zu lassen.
    „Natürlich sind es Pferde!“ kam die entrüstete Antwort. „Aber diese Art nannte – oder nennt man – Tarpane. In Van Dien gab es einige Lektüre über Nutztiere der alten Zeit, unter anderem auch über Pferde. Gedrungener, kräftiger Körperbau, hellgraues Fell, schwarze Mähne. Unglaublich, sie hier anzutreffen. Bei uns zuhause sind sie seit langem verschwunden.“
    Genau. Und ein Dutzend Tagesreisen südlich von „zuhause“, im Niemandsland Laurussias, traf man auf sie. Wir konnten doch nicht die einzigen Menschen sein, die davon wussten. Wieso hatte niemand bisher den Versuch unternommen, diese wertvollen Tiere nach Aotearoa zurückzuholen?
    „Wenn es uns nur gelänge, eines zu fangen“, flüsterte ich angespannt. „Wir könnten es zähmen und als Reittier verwenden. Auf dem Rücken eines Pferdes kämen wir deutlich schneller voran als zu Fuß.“
    Krister sah mich teilnahmsvoll an.
    „Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen. Aber wie soll uns das gelingen? Die hauen doch schon ab, bevor wir ganz von diesem Baum runter sind.“
    „Darauf kannst du wetten“, pflichtete Luke bei. „Mich wundert, dass sie überhaupt so nahe herankamen, sie müssten uns schon längst gewittert haben.“
    „Die haben nicht den geringsten Schimmer von unserer Anwesenheit“, gab ich überzeugt zurück. Oh, welch wunderschöne Kreaturen! Es gelang mir nicht, die Augen von ihnen zu lassen. Wenn sie doch nur ein Stück näher kämen! Im immer klarer werdenden Licht ließen sich mehr und mehr Einzelheiten ausmachen. Mindestens zwei halbwüchsige Jungtiere befanden sich in der Gruppe. Die Mehrzahl graste unbekümmert, zwei ein Stück abseits stehende stattliche Tiere hielten die Nase in die Luft und sahen sich aufmerksam um. Krister

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