Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
hatte Recht. Eine falsche Bewegung unsererseits und sie wären auf und davon. Mit zwei Fohlen, die es zu beschützen galt, allemal.
Dann geschah etwas, das uns alle ausnahmslos überraschte. Die beiden Jungtiere begannen einander fröhlich zu necken, an sich nichts Außergewöhnliches. Sie sprangen sich gegenseitig an, stießen sich mit den kräftigen, stelzenartigen Beinen und starteten urplötzlich eine wilde, anfangs unbeholfen wirkende Verfolgungsjagd. Alles um sich herum vergessend, zogen sie immer weitere Kreise. Der anfänglich unbeteiligt wirkende Rest der Herd
Herde setzte sich sichtlich widerwillig in Bewegung und folgte den beiden ungestümen Raufbolden… und trottete damit genau in Richtung unseres Schlafbaums.
Mir stockte der Atem. Es schien genau das einzutreten, was ich mir nicht im Geringsten hatte träumen lassen.
„Sie kommen herüber!“ fiepte Luke, seine Stimme vor Erregung nur noch schwer unter Kontrolle haltend. „Sie kommen genau auf uns zu!“
„Kein Laut mehr!“ zischte ich, als der Hufschlag der Tiere schon deutlich zu hören war. Aufgrund unserer nun ungünstig werdenden Position verloren wir die Tiere schließlich aus den Augen, nur um sie ganz plötzlich direkt unter uns wieder auszumachen. Sie hatten sich tatsächlich unseren Schlafbaum als Zwischenstation ausgesucht! Zwischen ihnen und uns befanden sich nur noch ein paar Meter Astwerk. Mit angehaltenem Atem spähten wir hinunter auf die kleine Herde, die völlig ahnungslos ob der drei Menschen über ihren Köpfen friedlich weitergrasten.
Ohne darüber nachzudenken, reflexartig, tat ich genau das, was mir in dieser Sekunde in den Sinn kam. Jetzt oder nie, eine Gelegenheit wie diese würde sich nicht mehr ergeben.
Ich ließ mich mehr fallen, als dass ich sprang. In nächster Sekunde landete ich auch schon auf dem Rücken eines Grautieres. Schlagartig war das friedliche Grasen beendet. In rasendem Galopp stoben die zu Tode erschrockenen Pferde davon – bis auf eines.
Meines.
Nicht wissend, was jetzt genau zu tun sei, klammerte ich mich am Hals des wild bockenden Tieres fest. Nur nicht herunterfallen, ich musste mich halten, und zwar solange bis das Pferd aufgab und mich als seinen Herrn akzeptierte. So jedenfalls glaubte ich mich vage an das zu erinnern, was ich als Kind einmal über das Zureiten von Pferden gelesen hatte. Schrille, spitze Schreie ausstoßend, die ich nicht im Geringsten mit einem Pferd in Verbindung gebracht hätte, führte das äußerst unwillige Tier jedoch einen Veitstanz vom Feinsten auf, allem Anschein nach nicht im Mindesten bereit, mich als Herrn zu akzeptieren. Unablässig versuchte es in meine Arme zu beißen, die ich auf Gedeih und Verderb um seinen Hals geschlungen hatte. Aus unnatürlich verdrehten Augäpfeln wollte es vergeblich herausfinden, was da so unerwartet auf seinem Rücken gelandet war. Verzweiflung pur lag in diesem bewegenden Blick.
Dann tauchte Krister für einen Moment in meinem Blickfeld auf, ich vermutete, er versuchte ebenfalls aufzuspringen oder das überrumpelte Tier anderweitig unter Kontrolle zu bringen. Das brachte es vollends aus der Fassung. Noch heftiger lärmend bäumte es sich zu ganzer Größe auf und kickte mit den Vorderläufen nach Krister, der zur Seite tauchte. Bei dieser Aktion hätte ich um ein Haar den Halt verloren, mit Müh und Not und fest zusammengepressten Beinen gelang es mir noch einmal, mich zu behaupten. Im nächsten Augenblick allerdings schlug mein unwilliges Reittier auch schon ungestüm nach hinten aus – und erreichte damit endlich genau, was es beabsichtigte. In hohem Bogen flog ich über seinen zottigen Kopf hinweg. Die Landung auf dem Erdboden verlief deutlich härter als noch kurz vorher auf der weichen Kehrseite des nun wieder freien Pferdes. Auf die Beine springend sah ich noch, wie Krister dem davongaloppierenden Wirbelwind hinterher hechtete, um ihn irgendwie zu greifen, doch verfehlte er sein Ziel um mehr als nur eine Haaresbreite.
Dann war es vorbei.
Eine Staubspur hinter sich herziehend, hetzte das Pferd aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich, orientierte sich neu und kehrte einen verwegenen Haken schlagend zu seiner Herde zurück, die – nun wieder komplett – in hohem Tempo Reißaus nahm.
Wie belämmert sahen Krister und ich einander an. Dann lachten wir herzhaft.
„Alles in Ordnung?“ erkundigte er sich.
Nickend blickte ich an mir herunter. Außer ein paar Kratzern zeugte nichts von dem gescheiterten Versuch, ein wildes
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