Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
nicht, woher kommen sie dann?“
„Nun, es wird Travorsa erwähnt, als die Insel der Opreju.“
„Travorsa? Die Toteninsel?“ Robs Augen funkelten. Wir waren beide noch nie auf Travorsa gewesen, lag sie doch bereits in der Tabuzone. Aus Erzählungen wussten wir jedoch von ihr. Sie wurde auch die Toteninsel genannt, weil sich auf ihr so gut wie kein Leben befand. Selbst die Vegetation hielt sich in Grenzen. Das Zentrum der Insel formt ein riesiger erloschener Vulkan, der beinahe sechstausend Meter hohe Agra. Schwer vorstellbar, warum sich gerade dort Opreju aufhalten sollten.
„Schon wieder so ein unlogischer Mist. Kein Lebewesen kann auf Travorsa sein Dasein fristen. Die Toteninsel ist unfruchtbar wie die Nullarbor“, hielt mir Rob entgegen.
„Im Übrigen der Name einer Wüste auf der Erde.“
Rob sah mich geringschätzig an. „Ja, genau. Erde.“ Er betonte diesen Namen, als spräche er von einem widerlichen Insekt. „Was für ein merkwürdiger Name! Die Menschen stammen also von dieser Erde. Und dann Vestan! Ich verstehe kein Wort.“
„Willst du im Eiltempo wissen, wie ich mir das ganze zusammenreime?“
Rob zuckte nur mit den Achseln.
„So wie ich es kapiere, haben die Menschen aus welchem Grund auch immer irgendwann jene Erde verlassen. Mit Hilfe dieser Sternenschiffe. Vermutlich um andere Welten zu besiedeln. Vestan scheint nur eine davon zu sein. Gondwana eine weitere.“ Rob zuckte erneut mit den Achseln. Er machte es sich genau so wenig leicht wie ich. „Grob geschätzt sind sie vor eineinhalbtausend Jahren von Vestan aufgebrochen und nach 752 Jahre währender Reise hier auf Gondwana gelandet. Sie schufen neue Siedlungen, gerieten aus irgendwelchen Gründen in Streit und teilten sich. Einige zogen nach Süden, nach Laurussia, und gerieten mit den dort lebenden Opreju in Konflikt, der in den Großen Krieg mündete. Klingt einleuchtend, oder?“
„Ja, genau. Viel zu einleuchtend.“
„Das finde ich auch. Aber wie gesagt, so reime ich es im Augenblick zusammen. Lass mir noch etwas Zeit, da sind noch viele Schriften zu sichten. Sieht nach wochenlanger Arbeit aus.“
Rob schnaubte verächtlich. „Morgen hat das erst einmal ein Ende. Das Boot ist fertig. Ich denke, wir können in aller Frühe aufbrechen.“ Damit war das Thema für ihn erledigt.
Bis Sonnenuntergang widmete ich mich einer Art Tagebuch, das ganz zuunterst in dem Stapel lesbarer Schriften lag. Es handelte sich um das einzige Buch seiner Art, das private Aufzeichnungen enthielt. Umso mehr interessierte es mich. Philip J. Patterson aus Kelvin, Laurussia, entführte in eine Welt, die vor Jahrhunderten untergegangen war, von deren Existenz die verbliebene Menschheit Gondwanas nichts wusste oder am Ende vielleicht nichts wissen durfte. Welchen Kenntnisstand hatte ich schon von Laurussia, bevor mir dieses Tagebuch in die Hände gefallen war? Nicht den geringsten. Nach Lektüre desselben sah das Ganze etwas anders aus. Demnach musste Laurussia das zweite große Siedlungsgebiet der Menschen gewesen sein, mit der Hauptstadt Hyperion, der sogenannten Weißen Stadt, im Jahre 278 von den Opreju eingenommen und zerstört. Kelvin, eine weitere Siedlung im Süden Laurussias, war bereits Jahre früher ebenfalls von den Opreju vernichtet worden. Über sie wusste ich rein gar nichts, las ich ihren Namen doch heute zum ersten Mal. Umso mehr glaubte ich, in diesem Tagebuch kostbare Einblicke in eine unbekannte Welt zu finden, eine Welt, die es eigentlich gar nicht geben durfte. Anfangs blätterte ich ziellos darin, einige der in vielen Teilen bereits nicht mehr entzifferbaren Passagen lesend, andere überfliegend. Der älteste Eintrag ging zurück auf den 1. Januar des Jahres 231, der letzte endete im April 233. Und gerade die letzten Passagen waren es, die mich ganz in ihren Bann zogen.
31.04.233
Heute Mobilmachung. Der Kampf beginnt. Zusammen mit einer ganzen Schar kriegsbegeisterter Kameraden und Hunderter Skiavos marschieren wir los, um Kelvin zu verteidigen. Es ist so aufregend. Wir beziehen im Westen und Norden Stellungen, die die Stadt
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unseren Aufgaben zählt vor allem, Gräben auszuheben und Fangzäune zu errichten, um feindliche Offensiven so lange wie möglich aufzuhalten, damit
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eliminiert werden können. Es ist berauschend, endlich etwas Sinnvolles zu tun. Mache mir Sorgen um Mutter. Der herannahende Krieg verschlechtert ihren Zustand
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