Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Linken gerodetes Weideland auftauchte. Es fehlten nur noch die obligatorischen Kühe und ich hätte geschworen, wieder daheim in Stoney Creek zu sein.
„Wir nähern uns Kellswater“, sagte Avalea, als sie unsere verblüfften Mienen sah.
„Kellswater?“ fragten Krister und ich wie aus einem Munde. Es gab also neben Hyperion und Kelvin noch weitere Siedlungen in Laurussia. Irgendwie hatte ich es immer gewusst!
„Nur ein kleines Dorf, aber dort können wir übernachten, wenn wir wollen.“ Avalea warf einen prüfenden Blick auf die dunklen Wolken, die seit einigen Stunden westwärts ins Land zogen. „Es sieht nach Regen aus und der kann in dieser Jahreszeit heftig ausfallen.“
„Wieso hast du uns verschwiegen, dass es noch andere Siedlungen außer Kelvin gibt“, verlangte ich zu wissen.
Sie aber lachte nur.
„Ich erinnere mich nicht, danach gefragt worden zu sein“, erwiderte sie knapp und marschierte weiter.
Wir Männer sahen uns an. Krister schüttelte kritisch den Kopf. Auch ihm ging Avaleas Geheimniskrämerei ganz offensichtlich gegen den Strich.
„Was gibt es denn noch Erwähnenswertes, das wir dich nicht fragen können, weil wir keine Ahnung davon haben?“ rief ich ihr hinterher, doch sollte ich darauf keine Antwort bekommen.
Kellswater bestand, wie sich bald herausstellen sollte, nur aus ein paar Dutzend Holzhütten. Auf den ersten Siedler stießen wir allerdings schon weit bevor wir die Häuser erblickten. Genauer gesagt handelte es sich um eine Siedlerin.
Ich erinnere mich heute noch in allen Einzelheiten an Lauras erstauntes Gesicht, als sie uns herankommen sah. Besucher sah Kellswater nicht unbedingt häufig. Das fremde Mädchen stand einfach nur da und starrte uns bewegungslos aus großen Augen an. Sie trug eine erdfarbene Bundhose aus Leinen, ähnlich der Avaleas. Das Übergewand, eine kastanienbraun eingefärbte Miederweste gleichen Materials, machte keinen Hehl aus ihrer reizvoll weiblichen Figur. Ihr strohblondes Haar flatterte verspielt im Wind. Lag Angst auf ihrem wunderschönen Antlitz? Nein, eher nicht, es mochte wohl Neugierde sein. Neugierde gemischt mit einer Spur Argwohn.
Als wir sie passierten, konnte ich nicht anders als stehen zu bleiben und sie anzulächeln. Wie schön sie war! Ihr markantes, für eine junge Frau auffallend kantiges Gesicht, hatte etwas Hartes an sich, das ihre großen runden Augen jedoch Lügen strafte. Sie musterte mich mit festem Blick und bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle. Ob sie meine Sprache verstand?
„Wie ist dein Name?“ fragte ich sie. Wie sehr ich ihr goldenes Haar berühren wollte!
Sie sah mich weiterhin unverwandt an. Unmerklich rückte ihr Kinn eine Spur höher, als sie schließlich sagte: „Mein Name ist Laura. Wer seid ihr? Woher kommt ihr?“
„Laura...“ flüsterte ich ihren Namen. Er klang in meinen Ohren nach wie eine süße Melodie. Erst jetzt registrierte ich verwundert, dass sie in der Tat meine Sprache sprach. „Meine Freunde und ich kommen aus dem Norden, aus Avenor.“
„Avenor...?“ Sie überlegte. „Nie gehört. Wo ist das?“
„Avenor befindet sich ganz im Nordwesten Aotearoas“, erklärte ich ihr. „Aotearoa liegt jenseits des Skelettflusses, auf der anderen Seite Laurussias.“
Sie erschrak. „Ihr kommt aus dem Tapu!“ Für einen Moment sah es aus, als wollte sie fortlaufen.
„Geh nicht!“ bat ich sie. „Du musst keine Angst haben!“
Laura hielt tatsächlich inne. Deutlich mehr Misstrauen schlich sich in ihre wachsamer gewordenen Züge. Sie hatte sehr wohl meine Absicht bemerkt, sie festhalten zu wollen.
„Mein Name ist Jack. Wir sind auf der Durchreise und wollen die Nacht in eurem Dorf verbringen. Sind wir willkommen?“
Sie sah an mir vorbei, und ich wandte mich um. Krister, Luke und Avalea waren in einiger Entfernung stehen geblieben und beobachteten uns.
„Wir sind Freunde, du musst uns nicht fürchten“, beruhigte ich sie abermals. „Führst du uns in dein Dorf?“
„Seid ihr Skiavos?“ fragte sie vorsichtig und biss sich gleich darauf auf die Unterlippe, als hätte sie etwas sehr Törichtes gesagt.
„Skiavos?“ Ich sah sie verständnislos an. Wo hatte ich diese Bezeichnung schon einmal gehört? Richtig, in den Tagebüchern von Philip Patterson... hatte er nicht von Skiavos geschrieben, mit denen die Menschen während des Großen Krieges Seite an Seite kämpften? Laura musste sie also demnach kennen... das versprach interessant zu werden!
„Nein, wir sind
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