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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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bereits abgetrieben worden und außer Reichweite, aber immerhin gelang es den drei Jägern, alles in allem sieben Beutetiere mit den bloßen Händen einzufangen. Da lagen sie am Ufer im Gras und zappelten und hüpften und mussten nur noch aufgelesen werden.
    „Sokwaros?“ fragte Avelea mit einem wissenden Lächeln um ihre Mundwinkel, und Luke nickte grinsend. „Schlau gemacht.“
    „Was schlau gemacht?“ erkundigte sich Krister interessiert.
    „Ach, nichts besonderes“, wehrte Luke ab. „Eine Technik, die in Van Dien altbewährt ist. Du löst die Rinde von einem bestimmten Baum ab und spülst sie wie eben geschehen in einem Fluss oder Bach aus. Sokwaros enthalten sogenannte Pflanzenasche, ein Alkaloid, das stark betäubende Wirkung aufweist. Nun, den Rest hast du ja gesehen. Die Fische, die mit der Substanz in Berührung kommen, werden in einen kurzzeitigen Rauschzustand versetzt, der sie mehr oder weniger außer Gefecht setzt. Wie du siehst, ist keine Angel nötig, wenn sich Sokwaros in der Nähe befinden. Für die Kerlchen hier hättest du mit Sicherheit ein paar Stunden länger benötigt.“
    Krister nickte anerkennend, auch wenn man ihm unschwer ansah, dieser Fangtechnik – mochte sie noch so erfolgreich sein – wenig abgewinnen zu können. Dem Beutetier in einem fairen Zweikampf Herr zu werden entsprach eher seinem Verständnis von anständiger Jagd. Viel Anständigkeit mochte er hier jedoch nicht erkennen. Dennoch rang er sich ein „sehr gut gemacht“, ab und begann mit dem Ausnehmen des Fangs.
    Als ich mit einem lächerlich kleinen Karnickel zurückkam – der mageren Ausbeute nach mehr als einer Stunde Pirsch – stellte ich hocherfreut fest, wie erfolgreich die anderen gewesen waren. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als ich im Feuer so unerwartet viele Fische brutzeln sah. Stolz berichtete Luke in allen Einzelheiten, was zu dieser hohen Ausbeute geführt hatte. Ich bedachte ihn mit lobenden Worten. Wieder einmal hatte er mit seinem umfangreichen Wissen für eine ausgiebige Mahlzeit gesorgt. Ich fragte mich zum wiederholten Male, in welcher Verfassung wir uns ohne seine Hilfe befunden hätten. Auf jeden Fall in keiner solch gut genährten, das stand fest.
    Während des Essens erzählte uns Avalea näheres über den Flusslauf, an dessen Ufer wir das Lager aufgeschlagen hatten. Seit drei Tagen waren wir nun zu viert, aber noch immer brachte ich es nicht fertig, ihr einen Platz zuzuordnen. Ich empfand sie nicht unbedingt als Fremdkörper oder gar Last. Neben allen Bemühungen, sich so freundlich wie möglich zu geben, haftete ihr jedoch weiterhin jene schicksalsschwangere Aura an, die ich seit unserem ersten Zusammentreffen spürte. Es wollte mir trotz guten Willens nicht gelingen, diese instinktive Wahrnehmung abzuschalten.
    In der ersten Nacht, die wir zusammen lagerten, gelang es mir nur schwerlich einzuschlafen. Es war so ungewohnt, eine vierte Person – zudem eine Frau – um mich zu wissen. Diese Tatsache brachte mich stellenweise aus dem Rhythmus und beeinflusste überdies mein ungezwungenes Verhalten gegenüber Krister und Luke. Ich ertappte mich dabei, über jedes Wort, das ich auszusprechen gedachte, erst einmal nachzudenken, es sozusagen „avaleafähig“ zu machen. Wieso ich mir diese Kontrolle aufzwang, konnte ich beim besten Willen nicht herausfinden. Manchmal, in schonungslos ehrlichen Momenten, fragte ich mich, ob dieses Verhalten eine Art unterbewusstes Werben um Zuneigung darstellte. Mich beschlich der Verdacht, ihr gegenüber meine beste Seite herauskehren zu wollen, aus Gründen, die ich wohlweißlich nicht weiter verfolgte.
    „Es handelt sich hier um den Weiroa“, hörte ich Avalea sagen. Dieser Name war mir meines Wissens noch nie zu Ohren gekommen. Ich kramte die Karte hervor und suchte mit vollen Backen und fettigen Fingern am Oberlauf des Kalapanga nach einem Zulauf mit diesem Namen. Nichts.
    „Diese Karte ist zu ungenau“, winkte sie ab. „Viele Nebenflüsse sind nicht eingezeichnet, nicht nur in Laurussia, beinahe überall. Zum Beispiel hier“, sie deutete mit dem Zeigefinger auf jenen großen Strom, der eine natürliche Grenze zwischen Laurussia und dem Niemandsland um Kap Sorell, der Nadra-Bucht und dem langgezogenen, trichterförmigen Mündungsgebiet des Taor darstellte. „Allein der Io hat drei Zuflüsse in der Nähe seines Quelllaufes. Sieht so aus, als hätte es den Verfasser dieser Landkarte wenig interessiert.“
    Ich faltete die Karte schweigend

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