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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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der Lage war. Ich wollte etwas erwidern, ihr erneut versichern, unter anderen Umständen geblieben zu sein, doch sie bedeutete mir zu schweigen. „Sag nichts mehr, bitte! Ich will dich genau so in Erinnerung behalten, genau diesen Blick...“
    Das bittersüße Lächeln auf ihrem Gesicht traf wie ein gezielt abgeschossener Pfeil mein verletzbarstes Inneres.
    „Du musst jetzt gehen.“ Wieder zögerte ich. „Bitte, mach es nicht schwerer, als es ohnehin schon ist!“
    Als ich endlich nach draußen trat und mich nach ihr umdrehte, stand sie in der Tür. Ihr Gesicht lag in tiefem Schatten, als sie flüsterte: „Leb wohl, Jack! Vergiss mich nicht.“
    Damit zog sie die Tür zu und ließ mich alleine stehen. Die Dunkelheit fühlte sich doppelt tief an. Ich schämte mich der bitteren Tränen nicht.
    Niedergeschlagen kehrte ich zu den anderen zurück. Krister saß im Schein einer Fackel vor der uns zugewiesenen Hütte und starrte in eigenen Gedanken versunken in den klaren Nachthimmel.
    „Du bist früh zurück“, empfing er mich, ohne seinen Blick von den Sternen zu wenden. „Hat sie dich hinausgeworfen?“
    „Ganz so war es nicht.“
    „Vergiss sie!“
    Ich glaubte nicht, was ich da hörte.
    „Wie soll ich sie vergessen?“ erwiderte ich erbittert. „Wie soll ich sie je vergessen? Wie kannst du nur so etwas sagen! Könntest du Sava vergessen, sie dir einfach aus deinem Leben reißen?“
    Krister erhob sich und trat zischend die Fackel aus. Alles lag plötzlich in tiefstem Dunkel, nur aus der Hütte drang schwaches Kerzenlicht.
    „Was glaubst du, was ich seit unserem Aufbruch versuche? Sie ist jede Minute bei mir. Jede Nacht spüre ich sie neben mir liegen, jeden Morgen erwache ich mit ihr. Meine Träume drehen sich nur um sie... Jack, du bist nicht der Einzige auf dieser Welt, der liebt.“ Dann legte er einen Arm um meine Schulter und zog mich mit sich. „Na los, komm rein! Du wirst deinen Schlaf brauchen.“
    Ich ließ mich widerstandslos mitziehen. Verwirrt und ruhelos lag ich auf meiner Decke. Ich konnte nur an sie denken. Immer nur an sie. Sollte ich zurückgehen? Sie war so nahe, so verdammt nahe, und doch so unerreichbar. So unendlich unerreichbar.
    „Wo ist Avalea?“ fragte ich, irgendwann aus dem Halbschlaf aufschreckend. Doch Luke und Krister schliefen bereits, sie konnten keine Antwort geben. In diesem Augenblick brannte der Kerzenstummel herunter. Das kleine Flackerlicht in der Hütte erlosch geräuschlos. Einsamer und verlassener als je zuvor zog ich die Decke enger um mich.
     
    Wir verließen Kellswater in aller Frühe. Morgennebel lag wie ein tief hängender Schleier auf den regennassen Feldern. Die überreich beschenkte Erde atmete Feuchtigkeit, roch schwer und fruchtbar. Unzählige Male wandte ich mich um, vermutete Laura in der Nähe, hinter einem Baum oder verborgen in dichtem Buschwerk am Wegesrand. Stünde sie jetzt irgendwo in Sichtweite, ihr gepacktes Bündel über der Schulter tragend, ich würde sie ohne zu zögern mitgenommen haben. Daran gab es nicht den geringsten Zweifel.
    Doch ich sah sie nirgends.
    Warum auch sollte sie ihr sicheres Zuhause gegen eine Irrfahrt ins Unbekannte tauschen? Mein Verstand sah absolut klar. Die empfindsame Seite meiner verwundeten Existenz jedoch klammerte sich uneinsichtig an das Abwegige. Mit gesenktem Kopf trottete ich hinter den Gefährten her, die mich besonnen in Frieden ließen. Krister sah sich einige wenige Male nach mir um, sprach aber kein Wort. Ich wich seinem Blick aus, wollte mit meinem Schmerz alleine sein.
    Mit jedem Meter, den ich ging, entfernte ich mich von ihr, von Laura, meiner Geliebten, die mich hatte ahnen lassen, was Liebe bedeutete. Nur ein Gedanke tröstete: Die Entschlossenheit, sie um jeden Preis wieder sehen zu wollen. Nichts und niemand würde sich dann zwischen uns stellen. Ja, es war nur eine Frage der Zeit, bis wir uns wieder in die Arme schließen würden. Bis dahin musste ich von den wenigen Stunden zehren, die uns vergönnt gewesen waren. Trotz dieser Einsicht ließ mich jedes kleine Geräusch erwartungsvoll zurückblicken. Ein ums andere Mal sah ich mich getäuscht.
    Viele Meilen später erst, als es selbst dem Dümmsten dämmern musste, gestand ich es mir endlich ein: Laura würde nicht mehr kommen. Unser kurzer gemeinsamer Weg war zu Ende.

15 KELVIN
     
    Anderthalb Tage Fußmarsch später erreichten wir Kelvin, einst die zweitgrößte Stadt Laurussias. Wie Hyperion war auch sie nur noch ein Schatten ihrer

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