Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
fieberhaft. Ich war mir ziemlich sicher, was mich antrieb, konnte aber Lauras Beweggründe nur bruchstückhaft nachvollziehen. Mein Verlangen nach ihr stellte alles bis dahin Erlebte in den Schatten. Aber was schmerzte so sehr? Ich konnte es nicht deuten. Sie zurückzulassen, war das alles, was wehtat? Mein Begehren nach ihrer Nähe war nicht in Worte fassbar. Von ihr wieder getrennt zu sein eine schwer beschreibbare Qual. Zu wissen, dass sie da war und doch so unerreichbar, fügte mir Schmerzen unbekannter Art zu. Der bloße Gedanke an sie versetzte mich in einen Rauschzustand, der alles andere in den Hintergrund drängte. Mir verlangte unaufhörlich nach ihren Berührungen, nach ihren Küssen, nach ihren seegrünen Augen, die mich auf so unbeschreibliche Art anblickten, mein Innerstes berührten und flehentlich baten, sie nicht alleine zurückzulassen. Sollte all das wirklich schon wieder zu Ende sein, vergangen, noch bevor es zur Blüte reifen konnte?
„Bleib bei mir, verlass mich nicht!“ las ich in ihnen. Worte, die ihre Lippen nicht zu formulieren wagten. Dafür klammerte sie sich fester an mich, als wollte sie nie mehr loslassen.
„Sei nicht traurig“, sagte ich leise und küsste ihr feuchtes Haar. Es waren die ersten Worte, die seit Stunden gefallen waren. Laura sah mich unendlich lange an. Oh, welche Bände diese Augen sprachen! Sie straften ihre Lippen Lügen, als sie flüsterte: „Ich bin schon groß, ich komme damit zurecht... denn ich weiß, es war nicht das letzte Mal.“
Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Um sie zu beruhigen, hätte ich lügen müssen. Doch auch mich beherrschte der Wunsch, um jeden Preis zu ihr zurückzukehren, mit ähnlicher Intensität, und reinsten Gewissens bestätigte ich ihre Hoffnungen: „Nein, es war nicht das letzte Mal. Ich komme zu dir zurück, sobald ich kann.“
Sie strahlte mich an. Wir küssten einander mit neu entflammender Leidenschaft. Ich stellte fest, sie nun ebenso fest umklammert zu halten. Nein, ich wollte nicht loslassen, mein viel zu wacher Verstand jedoch diktierte mir deutlich, nicht darum herumzukommen... und da sah ich Tränen in ihren Augen wellen. Ein schmerzhafter Stich ging durch meine Brust.
„Weine doch nicht!“ Ich küsste ihre Tränen fort, konnte ihre Präsenz nicht ertragen. „Wir sehen uns wieder.“
„Versprichst du es?“
Ich zögerte, wollte ehrlich bleiben.
„Das kann ich leider nicht. Ich kann es dir nicht versprechen. Ich vermag dir nur zu sagen, dass ich alles daran setzen werde, zurückzukommen, sobald es mir möglich ist.“
Sie nickte. Ein letzter Kuss mit geschlossenen Lippen, dann richtete sie auf und begann sich anzukleiden. Mit wachsender Enttäuschung beobachtete ich jede ihrer Bewegungen im flackernden Kerzenlicht. Ihr vollkommener Körper raubte mir ein ums andere Mal den Atem.
„Du musst jetzt gehen“, sagte sie, als sie sich mir wieder zuwandte. Trostlose Augen blickten mich an, doch las ich in ihnen etwas Neues: Entschlossenheit. Die Entschlossenheit, nicht weiter zu versuchen, auf aussichtslos unerreichbares Terrain zu gelangen. Ich verstand. Hierin durfte sie mir weit voraus sein. Gerne hätte ich die letzte Nacht mit ihr zusammen verbracht, doch Laura gab deutlich zu verstehen, diesen Gedanken nicht mehr zu teilen. Einen Moment zögerte ich noch und fügte mich dann in das Unvermeidliche.
„Werden wir uns morgen noch einmal sehen?“ Es stellte meinen letzten Versuch dar, nicht bereits diese Nacht von ihr Abschied nehmen zu müssen. Ihre Ablehnung traf deswegen umso härter.
„Ich befürchte nicht.“ Beinahe unmerklich schüttelte sie den Kopf. „Ich werde noch vor Morgengrauen zur Feldarbeit aufbrechen. Es wird viel zu tun geben nach den langen Regentagen.“
Ich nickte.
„Ja, wahrscheinlich.“
Widerwillig kleidete ich mich an und ließ sie dabei keine Sekunde aus den Augen. Auch sie beobachtete mich, als wollte sie sich jede kleine Einzelheit meines Körpers einprägen. Dann wandte ich mich zum Gehen. Unschlüssig blieb ich an der Tür stehen. Jetzt einfach hinauszutreten und dieses viel zu kurze Kapitel abzuschließen, erschien mir unerträglich. Schließlich war es erneut Laura, die die Initiative ergriff.
„Ich wünsche dir von ganzem Herzen eine sichere Weiterreise, Jack Schilt. In Gedanken werde ich immer bei dir sein.“ Noch einmal sprachen ihre Augen mit mir, in ihnen las ich all die rückhaltlose Zuneigung, die ein Mensch für einen Geliebten zu empfinden in
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