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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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lag in ihrem Blick, als sei sie sich nicht ganz sicher, ob ich sie gerade veräppelte.
    „Natürlich. Nicht mehr so oft in den vergangenen Jahren allerdings. Im Gegensatz zu uns Menschen sind Skiavos Nomaden, sie lassen sich nirgendwo lange nieder. Morgen sind sie hier und übermorgen dort. Niemand weiß, was sie treibt.“
    „Wenn sie aussehen wie Menschen“, begann ich weiterzuforschen, „woran erkenne ich den Unterschied?“
    „Äußerlich wirst du keinen feststellen, Jack. Es sind Menschen und doch keine Menschen. Zwar reden sie wie wir und bewegen sich wie wir, aber sie sind dennoch anders. Verstehst du?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Ich kann es dir nicht erklären. Du müsstest einmal einem Skiavo gegenüberstehen, um den Unterschied zu bemerken.“
    Das genügte mir nicht.
    „Wenn sie aussehen wie Menschen und sich geben wie Menschen, wie soll ich jemals feststellen, dass es keine Menschen sind? Bei mir warst du dir anfangs auch nicht sicher, sonst würdest du nicht gefragt haben.“
    Sie sah mich ratlos an.
    „Bist du während deiner Reise noch keinen Skiavos begegnet?“
    „Nicht dass ich wüsste. Außer in Hyperion sind wir bisher keiner Menschenseele begegnet.“
    „Wie weit gereist du bist.“ Es klang bewundernd. „Ich bin mein ganzes Leben nicht aus Kellswater herausgekommen. Warum auch? Hier gibt es alles, was ich brauche.“
    Ich verstand sie sehr wohl.
    „Wäre mein Bruder nicht verschwunden, würde ich gewiss auch nicht hier sein. Und sieh, was wir verpasst hätten!“
    Sie lächelte.
    „Das stimmt aber nicht ganz. Geboren bin ich in Kelvin. Meine Eltern starben früh, und nach ihrem Tod kam ich hierher zu meiner Tante, der älteren Schwester meiner Mutter. Sie ist letztes Jahr gestorben. Seitdem bin ich allein.“
    Ich strich ihr übers Haar. Wie sehr ich ihr sagen wollte, das Alleinsein nicht mehr fürchten zu müssen. Stattdessen gab ich von mir: „Genau wie bei Luke. Auch er hat früh seine Eltern verloren. So etwas muss ein fürchterliches Erlebnis sein.“
    Es entstand eine unangenehme Pause. Ich wusste, nicht so reagiert zu haben, wie sie es sich wünschte. Wie sollte ich? Gerade als ich das Thema auf die Skiavos zurückführen wollte, sprach Laura jene Worte aus, die ich am liebsten nie vernommen hätte.
    „Wann wirst du wieder gehen?“
    Da war sie, die Frage, die ich so gut verdrängt hatte. Die Antwort darauf kannte ich sehr wohl, gleichwohl zog sich in mir etwas zusammen, als schritt ich mit nackten Sohlen über Eis und Schnee. Ich wusste, ich musste ihr gegenüber ehrlich bleiben. Es gab keine andere Wahl. Dennoch zögerte ich. Ohne sie anzusehen sagte ich endlich: „Viel zu bald.“
    Laura erkaltete spürbar.
    „Der Regen ist vorbei“, flüsterte sie nach einer Weile. „Morgen wird die Sonne wieder scheinen.“
    „Ich weiß.“ Unsere Blicke trafen sich.
    Fort war sie, die Leichtigkeit der vergangenen Tage. Wie sehr ich diesen Moment gefürchtet hatte! Nun war er gekommen, und ich hasste die eigene Hilflosigkeit. Wir sahen uns wissend an. Es bedurfte keiner weiteren Worte. Stattdessen nahm ich sie in die Arme und drückte sie an mich.
    „Ich werde dich vermissen“, sagte sie, während ich ihr Gesicht erneut mit Küssen bedeckte. Darauf nichts erwidern zu können, offenbarte meine ganze Schwäche. Sie erwartete womöglich auch keine Reaktion.
    Schweigend kleideten wir uns an und kehrten zurück. Ich begleitete sie zu ihrer Hütte und suchte anschließend meine Gefährten auf. Avalea war nicht unter ihnen, aber sie brauchte ich auch nicht, um zu sehen, was Fakt war. Krister und Luke saßen praktisch auf gepackten Sachen.
    „Der morgige Tag verspricht schön zu werden“, empfing mich Krister, den Blick in den inzwischen wolkenlosen Himmel gerichtet. Mit der Abendsonne kehrte die Wärme zurück.
    „Ja, der Regen ist vorüber“, bestätigte ich. Ob sie den bedauernden Unterton in meiner Stimme wahrnahmen?
    „Gut so, ich fing schon an, mich hier heimisch zu fühlen“, rief der sorglose Luke und sein betretener Gesichtsausdruck verriet, wie sehr er diese unbedachten Worte bedauerte.
    Elend musste ich gewirkt haben, anders konnte ich mir Kristers Reaktion nicht erklären. Er nahm mich kameradschaftlich zur Seite und bestimmte: „Geh zu ihr! Nimm diese Nacht noch mit.“
    „Ja, das werde ich. Danke, Krister.“
    „Wofür?“ Er klopfte mir auf die Schulter. „Geh schon!“
    Und ich ging.
     
    Es war das Liebesspiel zweier Verzweifelter. Hastig, ruhelos, ja

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