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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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des Wortes gut im Futter gestanden. Mit den blanken Händen schabte ich den gelblich schimmernden Talg aus der Unterhaut, der an der Luft schnell die Konsistenz von Wachs annahm, und wickelte den Klumpen sorgfältig in die Stoffreste ein, die einst mein Hemd gebildet hatten. Zum Verzehr bot sich das Zeug weniger an, dies war auch nicht der Grund, warum ich es an mich nahm. Moafett eignete sich hervorragend zur Herstellung von Fackeln. Es konnte nicht schaden, ein paar zur Hand zu haben.
    Am Ende der blutigen Tat angelangt, bedeckte ich den Kadaver mit Erdreich und reinigte meine von allen möglichen Körpersäften des toten Tieres beschmierten Hände und Arme notdürftig mit Sand. Die Ausbeute – bis auf die Keulen – packte ich in den Rucksack, dessen Gewicht um ein Vielfaches zunahm. Die beiden Läufe knotete ich mit einer Schnur an den herausragenden Gelenkköpfen zusammen und legte sie mir um die Schultern. Dann brach ich auf. Ich wollte soviel Entfernung wie nur möglich zwischen mich und den Überresten des Moas bringen, denn schon bald würde der Geruch des verwesenden Vogels Räuber aller Art anlocken und wer weiß vielleicht sogar Opreju, mit denen ich ein erneutes Zusammentreffen unter allen Umständen vermeiden wollte.
    Die Hoffnung auf eine ausgiebige Mahlzeit beflügelte meine Schritte. In den nächsten Stunden legte ich ein gutes Stück Weg zurück. Die graue Wolkendecke lockerte auf und hier und da spitzte die fahle Sonnenscheibe durch. Immer noch ging ziemlich heftiger Ostwind, der mich zweckmäßigerweise anschob und dabei half, gut voranzukommen. Unterwegs begegnete ich mehreren Kaninchen und Skirrets, die aufgeschreckt wie wild davon stoben. Nun, für den Augenblick mussten sie keine Angst haben.
       Ich hielt mich weiterhin in südwestlicher Richtung und erreichte am späteren Nachmittag eine dichte Baumgruppe. Dort beschloss ich, ein Feuer zu machen, um das erbeutete Fleisch zu rösten. Diesen Teil wollte ich noch vor Sonnenuntergang hinter mich bringen. Da sich im Rucksack noch zwei Feuersteine fanden (der weitaus größere Teil dieses Vorrats war in Kristers Besitz) verlor ich wenig Zeit damit. Schnell trug ich Holz und Geäst zusammen und formte einen kleinen Scheiterhaufen. Mit Hilfe trockenen Gestrüpps entfachte ich ein Feuer und schnitzte anschließend einige Holzspieße, an deren Spitzen ich wahllos Fleischstücke befestigte.
    Schon bald trieb mir der Geruch gebratenen Fleisches das Wasser im Mund zusammen. Im Rucksack fanden sich weder Salz noch irgendwelche anderen Gewürze, ich musste mich mit dem Gedanken anfreunden, das Fleisch wohl oder übel pur zu verzehren. Bei meinem Bärenhunger kein ausnehmend großes Manko. Ja, wäre Luke hier bei mir, er hätte gewiss schon mit frisch gesammelten Kräutern verschiedenster Art aufgewartet.
    Luke!
    Zum hundertsten Mal in den letzten Stunden fielen sie mir wieder ein, meine Freunde, die wer weiß wo steckten. Ich hoffte von ganzem Herzen, dass es ihnen gelungen war, einen Ausweg aus ihrem Dilemma zu finden. Wenn nicht, stand es schlecht um sie. Ihre Fackeln mussten längst heruntergebrannt sein. Ich durfte gar nicht weiter daran denken und lenkte mich mit dem Gedanken an das Festmahl ab.
    Sämtliche Teile des erbeuteten Moas grillten bereits im Feuer, vor allem die Keulen, die ich einfach auf die heiße Asche gelegt hatte, wo sie vor sich hin schmorten. Dunkler Rauch stieg auf, doch wehte immer noch eine kräftige Brise, die die verräterischen Schwaden zerstreute, bevor sie allzu weithin sichtbar wurden.
    Ich ließ mein Abendessen vor sich hin braten und erklomm die kahle Krone eines ansonsten dicht belaubten Baumes, um mir von ganz oben einen Überblick zu verschaffen. Wer weiß, vielleicht konnte ich schon Krister und die anderen ausmachen, auf ihrem Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Mein Herz klopfte heftig, als ich mich aus dem Laub herauskämpfte und sich das Land Uhleb weitläufig unter mir ausbreitete. Hoffnungsvoll blickte ich zurück in die Richtung, aus der ich kam und machte am Horizont noch immer die gedrungenen Ausläufer der südlichen Uhleb Mountains aus, die allmählich im Dunst der Entfernung versanken. Hier und da glaubte ich auch, den sich durch das weite, ebene Land mäandernden Taor zu sehen, gleich einem silbrig schimmernden, nicht enden wollenden Band, doch konnte ich sehr wohl optischer Täuschung unterliegen. Ansonsten regte sich nichts, was auch nur annähernd einer Gruppe von Menschen gleichkam. War ich

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