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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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enttäuscht? Ja, ich musste es zugeben. Ich hatte zu viel erwartet.
    Vor mir, in südöstlicher Richtung, etwa anderthalb Tagesmärsche entfernt, lag eine viel nähere Bergkette, die sich wie eine lang gezogene natürliche Barriere präsentierte. Ich identifizierte diese Erhebung als die Hügel von Ithra, hinter denen das eigentliche Ithra begann, Avaleas Erzählungen nach üppig grünes Land, ähnlich dem des alten Aotearoa, doch mit deutlich wärmerem Klima. Teile der Hügelkette schienen von der Oberfläche eines großen Gewässers reflektiert zu werden, dessen Ufer mit bloßem Auge nicht auszumachen waren. Doch war ich ziemlich sicher, auch hier einer Täuschung zu unterliegen. Jenseits dieser Hügel endete Uhleb. Tief im Westen, hinter einem verwaschen blauen Horizont, glaubte ich die schneebedeckten Gipfel eines deutlich höheren Gebirgszuges zu entdecken, bei denen es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die südlichsten Ausläufer des Zentralmassivs handelte, dessen Hunderte Kilometer breite, undurchdringliche Wüste aus Fels und Geröll Aotearoa von Yalga und Fennosarmatia trennte.
    Fennosarmatia!
    Dieser Name, diese Bezeichnung für ein unbekanntes wildes Land von gewaltigen Ausmaßen, ewig weit entfernt und doch so nahe, trieb mir schon seit meiner Kindheit Schauer des Unbehagens und der Faszination gleichermaßen über den Rücken. Der Taorsee, sein markantestes Wahrzeichen, ein riesenhaftes Gewässer, dessen Oberfläche annähernd die Ausmaße ganz Avenors erreichte, bildete das natürliche Zentrum einer grenzenlosen, unerforschten Weite.
    Wilde Gerüchte rankten sich um unvorstellbar hohe Gebirgsformationen, unbegreiflich tiefe Täler und Schluchten, reißende Ströme, sowie fremdartige Lebensformen, die dieses geheimnisvolle Land beherbergte. Geflügelte Wesen von der Größe eines Hundes, die wie monströse Insekten in Scharen die Lüfte beherrschten, nur um eine dieser außergewöhnlichen Kreaturen zu nennen, welche die unglaubwürdigen Erzählungen über Fennosarmatia bereicherten. Zweifelte man die Echtheit der Landkarten, die Rob und ich auf Radan gefunden hatten, nicht an, reichte dieses Gebiet bis hinunter an die südlichsten Gestade Gondwanalands, dort, wo Eis und Schnee das Land bedeckten und die wenigen Entdecker, die sich dorthin vorgewagt hatten, zur Umkehr zwangen. Erst jetzt, wo ich mich langsam aber sicher diesem sagenumwobenen Land näherte, wurde mir klar, den schwierigsten Teil der Reise noch vor mir zu haben.
    Nach dem Abstieg klaubte ich ein paar kräftige Äste zusammen und brach sie in passende Längen. Nun fanden die Fetzen meines letzten Hemdes ihre endgültige Bestimmung. Ich umwickelte damit die Spitzen der Holzstöcke und tränkte den Stoff großzügig mit dem über dem Feuer erhitzten Talg des toten Moas. Auf diese Weise brachte ich drei neue Fackeln in meinen Besitz. Nicht schlecht. Von ihnen konnte man nie genug haben.
    Zufrieden widmete ich mich nun endlich dem auf dem Feuer röstenden Fleisch. Nein, ich konnte und wollte nicht mehr länger ausharren. Der bohrende Hunger forderte meine ganze Aufmerksamkeit.
    Die Mahlzeit war phantastisch und stimmte mich wieder optimistischer. Ohne Knollen und Grünzeug, leider, aber im Augenblick vermisste ich Beilagen wie diese nicht sonderlich. Mit bloßen Händen nahm ich das brutzelnde Fleisch von den Spießen, verbrannte mir dabei gehörig die Fingerkuppen, was mir reichlich egal war, und begann begehrlich zu essen. Der Genuss ließ mich meine Umgebung komplett ausblenden. Selbst ohne Gewürze mundete das saftige, zarte Fleisch ausgezeichnet. Ich hatte den ersten Spieß wohl ein wenig zu früh aus dem Feuer genommen, denn obgleich die oberste Schicht bereits leicht angekokelt war – dennoch ohne weiteres genießbar – erwies sich das Fleisch in der Mitte noch roh und blutig. Ich aß es trotzdem. Sogar als ich einen gewissen Sättigungsgrad erreicht hatte, aß ich weiter, wissend, so viel wie möglich in mich hineinstopfen zu müssen, um tunlichst wenig zurückzulassen.
    Am Ende konnte ich keinen Bissen mehr hinunterbringen, lehnte mich träge zurück, faltete die Hände hinter dem Kopf zusammen und schloss müde die Augen. Dieses Schläfchen wollte ich mir gönnen. Meine Sinne entspannten. Sämtliche Körperfunktionen beschränkten sich nunmehr auf die schwere Verdauungsarbeit.
    Später beseitigte ich sorgfältig die Spuren der Feuerstelle und ging auf die Suche nach einem geeigneten Lager, wo ich die Nacht zu verbringen

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