Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
Vom Netzwerk:
Nicht zum ersten Mal bereute er, darauf bestanden zu haben, bei diesem waghalsigen Abenteuer mitzuwirken. Das Leben in Stoney Creek hatte ihn gelangweilt, keine Frage, aber vor die Wahl gestellt zu werden, tief unter der Erde elendig zu verrecken oder ein gleichgültiges Dasein in Teilnahmslosigkeit zu führen – aber immerhin am Leben zu sein – hätte ihn keinen Moment zögern lassen, letztere Option zu wählen. Nun war es zu spät, die Würfel gefallen, sein Dasein kurz vor dem Ende. Und was für ein dummes, sinnloses Ende. Durchaus noch sinnloser, als das Leben, das er zu Hause zu führen geglaubt hatte. Er sehnte sich beinahe zurück in dieses alte Leben, in die vielen vertrauten Einsamkeiten, die es zusammenhielten, die unausgefüllten Tage und langen Nächte voller orientierungsloser Sehnsüchte, abgeschotteter Ängste, unerfüllbarer Träume.
    „Ich muss immer an Jack denken“, hörte er Avalea plötzlich sagen. „Es tut so weh, mir vorzustellen, wie lange er auf uns warten wird… und wir werden nicht kommen. Und er wird niemals wissen, wo wir sind, was aus uns geworden ist.“
    „Er wird schlau genug sein, sich auszumalen, was uns zugestoßen ist“, kommentierte Luke trocken, dem Mitleid gegenüber Jack Schilt augenblicklich völlig unangebracht vorkam.
    „Ich werde müde“, flüsterte Avalea nach einer wiederum langen Phase des Schweigens. „Diese verdammte Dunkelheit lähmt mich regelrecht.“
    „Wir können ja etwas schlafen“, schlug Krister wenig überzeugt vor.  
    Also legten sie sich nieder, ohne den Körperkontakt aufzugeben. Bald fielen die drei in tiefen Schlaf. Die Anstrengungen der letzten Stunden gepaart mit der Aussichtslosigkeit ihrer Situation hatten nicht wenig Energie gekostet.
     
    Als Luke erwachte, konnte er sich erst nicht erklären, wo er sich befand. Kein Wunder, die tiefste Nacht seines bisherigen jungen Lebens umgab ihn. Er blinzelte mehrmals, und als die Finsternis nicht weichen wollte, drängten die Ereignisse mit Macht in sein noch dämmerndes Bewusstsein. Von einer Sekunde auf die andere fühlte er sich niedergeschmettert, als wäre es dem Schlaf nicht gelungen, Energiereserven aufzuladen. Fassungslos ließ er den Kopf wieder sinken. Panik ergriff ihn, als er bemerkte, die anderen nicht mehr zu spüren. Sein Atem beschleunigte sich. Die Vorstellung, sich ganz und gar alleine in dieser Hölle aus undurchdringlicher Schwärze zu befinden, kam wie ein Schock über ihn. Mit beiden Händen tastete er hektisch seine unmittelbare Umgebung ab und berührte dabei den Stoff von Avaleas Kleidung, dann ihren Arm. Erleichterung machte sich in ihm breit, tröstend wie eine wärmende Wolldecke an einem frostklaren Wintermorgen. Luke rollte sich wieder auf den Rücken und starrte mit weit geöffneten Augen in das Nichts über ihm. Er führte die rechte Hand vor das Gesicht, doch nicht einmal der Hauch einer Schattierung war erkennbar. Er blickte nach links, dann nach rechts, nur um festzustellen, dass dies nicht den geringsten Unterschied bewirkte.
    Aber halt, was war das?
    Seine sich nach Helligkeit sehnenden Augen gaukelten ihm wohl ein Wunschbild vor. Es kam ihm so vor, als wäre die tiefe Schwärze, welche ihn von allen Seiten umgab, eine Nuance heller, wenn er über die rechte Schulter blickte. War das die Richtung, aus der sie gekommen waren oder in die sie gehen wollten? Er wusste es nicht mehr, die totale Finsternis hatte alle Sinne ausgelöscht, sich wie ein dämpfender Schleier über jede Empfindung und Wahrnehmung gelegt. Er schloss die Augen und alles war schwarz. Er öffnete sie wieder und alles blieb unverändert schwarz. Sah er jedoch nach rechts, konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, einen immens schwachen Widerschein wahrzunehmen. War es Halluzination? Begann schon der Wahnsinn?
    „Ich glaube, ich fange an durchzudrehen“, flüsterte er.
    „Dann bist du nicht allein“, antwortete ihm die beruhigende Stimme Kristers. Er schlief also auch nicht mehr.
    „Halte mich für verrückt, aber mir kommt es jetzt schon zweimal so vor, als ob die Dunkelheit rechts von mir heller sei als links.“
    „Deine Augen spielen dir einen Streich“, erwiderte Krister. „So etwas Ähnliches glaubte ich auch schon zu sehen.“
    Eine lange totenstille Pause entstand. Doch wirkten Lukes Worte allmählich in seinem Gehirn nach und zogen Kreise wie ein ins Wasser geworfener Kieselstein. Er wusste um die außergewöhnliche Schärfe der Augen seines Stiefbruders und spürte, wie

Weitere Kostenlose Bücher