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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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hier. Nicht heute. Niemals.
    „Mir ist eine Idee gekommen“, sagte Avalea, ihn weiter unverwandt anblickend. „Ich will einen kleinen Sonnenstein suchen, den wir als Lichtquelle für alle Fälle mitnehmen können.“
    „Ein guter Einfall, so etwas in der Art dachte ich mir auch schon. Ich helfe dir dabei.“ Krister stand auf. Er ärgerte sich über sich selbst. Warum konnte er nicht einfach nur liegen bleiben und versuchen zu schlafen?
    Sie beobachtete jede seiner Bewegungen und verstand nicht, warum sich ihr Puls beschleunigte. Sein muskulöser Körper erzeugte Gefühle, die sie nicht kannte, die bisher fremd und verschlossen waren. Das Verlangen, sich ihm zu nähern und seinen Geruch zu atmen, verwirrte sie. Konnte es möglich sein, dass sich das letzte unbekannte Kapitel des Lebens, das ihr aufgrund ihrer unvollkommenen Geburt eigentlich für immer verwehrt bleiben sollte, auf geheimnisvolle Weise aufschlug? War es der richtige Zeitpunkt, dies herauszufinden? Krister streifte sein Hemd über. Sie beobachtete mit steigendem Interesse das Spiel seiner Muskeln im Licht- und Schattenspiel der Sonnensteine. Hatte sie das nicht alles schon vorher viele Male gesehen? War ihr nicht bisher vollkommen gleichgültig gewesen, wie er aussah?
    Etwas hatte sich verändert, grundlegend. Mit der Offenheit eines unschuldigen Kindes blickte sie ihn an, als er vor ihr stand, und begann unmerklich zu zittern. Berühre mich, flehte sie innerlich. Er stand vor ihr und sah sie aus großen Augen an. Hätte er geahnt, wie es in ihr aussah, würde er vielleicht anderes reagiert haben. Aber er verbat es sich, auch wenn es Überwindung kostete.
    Sie begaben sich zusammen auf die Suche nach einem kleinen Sonnenstein und mussten auch nicht lange suchen, um einen passenden zu finden. Er verfügte über die Größe eines Kinderkopfes und wog so gut wie nichts. Als Avalea sich niederkniete, um ihn hochzunehmen, verrutschte ihr bereits an einigen Stellen zerrissenes Gewand. Schneeweiße Haut kam zum Vorschein, ein Anblick, der Krister den Atem raubte. Der Wunsch, sie zu berühren, wurde übermächtig. Mit zaghaften Fingern strich er sanft über die entblößte Stelle an ihrer Flanke, die sich so unwahrscheinlich zart und begehrenswert anfühlte. Sie verharrte in gebückter Haltung, den Findling in beiden Händen haltend, nur ihr Kopf wandte sich wie in Zeitlupe um und fand seinen Blick. Er las Angst und Verlangen in ihren Augen, wie vor Jahren bei Sava, als sie sich ihm zum ersten Mal hingab.
    Konsterniert zog er die Hand zurück. Wie konnte sie etwas Derartiges empfinden? Ihr Blick müsste kalt sein, erwartungslos, gleichgültig, ja sogar feindlich… aber er war es nicht.
    Sie empfand!
    Er bezeichnete sich nicht unbedingt als Experten, was Frauen betraf, aber er kannte dieses Augenspiel und spürte, was in Avalea vorging. Genau dies widersprach allerdings ihren eigenen Berichten. Waren Skiavos nicht von den Menschen geschaffen worden, um zu dienen, gezüchtete Sklaven, billige Arbeitskräfte, willenlose Lustobjekte, furchtlose Kampfmaschinen, den körperlichen wie mentalen Voraussetzungen beraubt, sich fortzupflanzen?
    Einige lange Sekunden betrachteten sie einander. Es schien fast so, als begänne sie jeden Augenblick die Initiative zu ergreifen. In diesem Moment gewann Krister die Beherrschung zurück und um Herr der Situation zu bleiben, setzte er ein abschätziges Lächeln auf. Seine Augen spiegelten schonungslos wider, was er in diesem Augenblick empfand: Überlegenheit. Avalea kannte diesen abfälligen Blick, erinnerte sich sehr wohl an die Demütigungen, die sie vor Ewigkeiten hinnehmen musste, an nie wirklich verheilte Wunden, die noch immer im Innersten schmerzten. In diesem Moment hätte sie ihm am liebsten den leuchtenden Stein ins Gesicht geschleudert.
    Doch eine andere Seite ihrer Existenz, die im Lauf der langen Jahrhunderte gereift war, hielt sie zurück. Trotz aufgewühlter Empfindungen war ihr völlig klar: Emotionen wie diese waren in der misslichen Lage, in der sie sich befanden, überflüssig und lebensgefährlich. Nur einen kurzen Augenblick funkelten ihre Augen wild auf, nur für den Zeitraum eines Atemzugs ließ sie ihre wahren Gefühle ihm gegenüber durchscheinen, bevor ihre Klarsicht sie zur Besonnenheit mahnte.
    Ohne ein weiteres Wort kehrten sie in einigem Abstand voneinander zum Lager zurück, wo Luke den Schlaf der Gerechten schlief. Krister legte sich auf seine Decke, wandte ihr den Rücken zu und schloss ohne

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