Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Oberfläche des mich umgebenden zähflüssigen Sumpfes tückischer Untätigkeit, in den ich geraten war und lehnte mich mit Vehemenz gegen die Okkupation des Sentrys auf.
Was dann geschah, kann ich nur schwer wiedergeben, weil mir größtenteils die Erinnerung fehlt. Heute interpretiere ich es so, dass mein permanenter Gegendruck, die unablässigen Versuche, wieder die Macht über meinen Körper zu gewinnen, die Geduld des Sentrys – und damit der Ermeskul – massiv strapazierte. Um ihre Pläne nicht zu gefährden (auch wenn ich damals noch sehr wenig davon ahnte), galt es, den Menschen Jack Schilt auszuschalten. Das bedeutete offensichtlich nicht, ihn zu töten. Nein, sie brauchten mich lebend, ich war ihre Schlüsselfigur in einem komplizierten Spiel, welches sie zu ihren Gunsten zu wenden gedachten. In diesem sensiblen Augenblick, dem ersten Auftreten eines Sentrys seit Jahrhunderten, dürfte mein Unterfangen, gerade diesen wieder zurückzudrängen, mehr als nur ein Dorn in den Augen der Mächte gewesen sein, die sein Erscheinen so sehr wollten.
Als ich realisierte, dem Sentry durchaus nicht wehrlos ausgeliefert zu sein, sondern in der Lage war, ihm mit der Kraft gebündelter Konzentration Paroli bieten zu können, holte er sich Beistand. Abrupt stoppte der Redefluss. Etwas lief nicht nach Plan, das bemerkte auch Éi-urt-tuay. Sein überraschter Gesichtsausdruck sprach Bände.
Ich erlangte die Gewalt über mein Sehvermögen zurück und richtete den Blick weg von den stechenden Augen des Uhleb in Richtung Eisenstab. Auch meine Hand gehörte wieder mir – sie gehorchte. Éi-yor-oys’ zischender Warnschrei glich einem Peitschenknall. Doch hielt ich die Waffe bereits mit beiden Händen umklammert und holte aus zum tödlichen Hieb gegen den dämonischen Uhleb, der mich aus ungläubigen Augen anstarrte, unfähig sich zu bewegen, wie ein Verschwörer, dessen Komplott kurz vor der Vollendung doch noch aufgedeckt worden war. Ich glaubte bereits das befriedigende Knacken zerschmetterter Knochen zu vernehmen, als ich die Schlagwaffe auf die Reise gegen den Schädel Éi-urt-tuays schickte.
Es sollte bei der Vorfreude bleiben.
Mitten in der Bewegung raste heißer Schmerz durch mein Gehirn, als hätte es Feuer gefangen. Feurige Blitze flackerten vor den Augen auf, nie gekannte Übelkeit legte sich wie eine mächtige Klaue um mein Innerstes. Mit einem heißeren Schrei sank ich in die Knie. Der Stab entglitt meinen Händen, flog in weitem Abstand an Éi-urt-tuay vorbei und prallte hinter ihm irgendwo gegen die Höhlenwand.
So schnell der Schmerz gekommen war, verschwand er wieder. Doch dieser Aussetzer, dieser Verlust gebündelter Konzentration auf ein einziges Ziel, die Vernichtung Éi-urt-tuays, genügte dem Sentry, um nicht nur die Kontrolle über meinen Körper zurückzugewinnen sondern auch die erste – und wohl auch nicht letzte – Schlacht um meinen für ihn bedrohlich starken Willen für sich zu entscheiden. Diesmal war es nicht mehr so, als würde ich in einen Kokon der Ruhe eingesponnen, der mir vorgaukelte, todmüde zu sein. Jetzt befand ich mich im Zentrum eines zerstörerischen Orkans, welcher nicht an meinem Körper sondern an meinem Geist zerrte und ihn hinfort trug, dorthin, wo er keine Gefahr mehr bedeutete.
Bilder der übelsten Art zogen wie ein Spuk vorüber, brachten Kunde vom Ableben Robs, dessen geschundener Leichnam, von Speeren durchbohrt, an mir vorüberrauschte und sich um die eigene Achse drehte wie die Wirbel des Sturms selbst. Ich begriff zu spät, dass es gerade diese Trugbilder waren, die jeden Widerstand lähmten. Der Orkan nahm zu, immer wüstere und absurdere Wahnbilder mit sich führend. Beabsichtigte der Sentry etwa, mich mit meinen tief sitzenden Ängsten zu lähmen? Es gelang ihm jedenfalls bestens. Da war keine Kraft mehr, die ich ihm noch entgegenbringen hätte können. Geschlagen nahm ich die Niederlage an und gestand meinem Widersacher endlich den bedingungslosen Sieg zu. Im Gegenzug ebbte der Sturm ab. Ich tauchte in schwarzes Nichts ein, nahm die rettende Oberfläche über mir wahr, die sich immer weiter entfernte und alles Licht und alle Wärme mit ihr.
Dann setzten alle Empfindungen aus.
Ergeben nahm ich die Strafe an.
23 TRIASSISCHER SEE
Der Triassische See erwies sich als außerordentlicher Fischfanggrund. Krister fing im Nu ein halbes Dutzend prächtiger Exemplare, die über eine Farbenpracht verfügten, wie er sie nur von Artgenossen aus dem Meer kannte. Sie
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