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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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bissen wie besessen, waren ganz verrückt nach den Larven des Großen Deltakäfers, die sich massenweise im feuchtwarmen Ufersand fanden. Die raupenartigen, schneeweißen Maden kannte er von zuhause, nur verfügten sie dort nicht über derart beeindruckende Größe. Er musste an sich halten, sie nicht sofort an Ort und Stelle zu verspeisen, so sehr quälte ihn der Hunger.
    Sie nahmen sich geduldig und diszipliniert die Zeit, die der Fisch benötigte, um über dem prasselnden Feuer zu garen. Drei Augenpaare fixierten verlangend die an Holzstecken aufgespießten Tiere. Die letzten Minuten zogen sich endlos hin. Luke brachte nicht die Energie auf um wie sonst üblich nach Grünzeug zu suchen. Jede Bewegung seines vor Nahrungsmangel zitternden Körpers erschien ihm undurchführbar. Wie gelähmt lag er neben dem Feuer, das Avalea wunderbarerweise mit halbwegs trockenen Feuersteinen entfacht hatte und starrte verlangend in die lodernde Glut. Paradoxerweise machte sich jetzt, nachdem er das Schlimmste hinter sich hatte, Resignation breit. Wie ein wildes Tier fiel er über die mehr oder weniger gebratenen Beutetiere her und verspeiste sie mit Haut und Schuppen. Nichts außer den blanken Gräten blieb von den sechs unglücklichen Fischen übrig.
    Leidlich gesättigt zogen sich Krister, Luke und Avalea in den Schatten zurück. Die Strahlen der Xyn kamen ihnen ungewöhnlich intensiv vor. Womöglich empfanden sie es nach unzähligen Stunden in der Dunkelheit auch nur so. Das tropfnasse Gepäck, vor der Mahlzeit in der prallen Sonne ausgebreitet, war längst staubtrocken. Mit gefüllten Mägen, den warmen Wind auf der Haut spürend, die tiefblaue, leicht gekräuselte Oberfläche des Sees vor Augen, kehrten die Lebensgeister wieder zurück.
    Krister streckte sich der Länge nach aus, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und richtete seinen Blick hinauf in den wolkenlosen Himmel.
    „Ich hatte schon aufgegeben“, gestand er freimütig.
    Avalea rollte sich träge auf den Rücken.
    „Meinst du, ich glaubte noch an dieses Wunder?“
    Krister neigte den Kopf zur Seite. Seine Augen fanden die ihren. Er spürte das Verlangen, ihre Lippen mit den seinen zu berühren. Avalea erwiderte den Blick. Dann sah sie durch ihn hindurch, in unerfindliche Leere. Der intime Moment war vorüber.
    „Was ist?“ fragte Krister.
    „Sie existieren.“ Diese beiden Worte genügten, um auch in Krister das Grauen der jüngeren Vergangenheit wiederaufleben zu lassen. Er zählte sich zu den Glücklichen, nur das Skelett eines Ar-Nhim gesehen zu haben. Avalea aber musste mit den sehr lebendigen Bildern eines leibhaftigen Vertreters dieser sagenumwobenen Spezies fertig werden, die für lange Zeit wie ein Spuk in ihrem Kopf umhergeistern würden.
    „Bist du dir sicher?“ fragte Luke. Er lag einige Meter entfernt und konnte daher den ungeduldigen Blick Avaleas nicht wahrnehmen, den sie in den Himmel sandte.
    „Natürlich bin ich mir sicher. Hältst du mich für eine Phantastin?“ Dann wurde ihre Stimme versöhnlicher. „Ich stand bereits bis zur Hüfte in diesem Teich und kämpfte mit meinen Ängsten. Du warst gerade abgetaucht, Krister. Ich weiß nicht, warum ich mich noch einmal umwandte, gehört habe ich keinen Ton. Vielleicht instinktive Wahrnehmung. Ich drehte mich um... und da stand er. Genau da, wo wir uns zum Schlafen hingelegt hatten. Wie groß er war! Riesig! Er füllte die ganze Höhle aus... wie kann sich ein Wesen von diesen Ausmaßen nur so geräuschlos fortbewegen? Ich stand da wie festgewurzelt, konnte mich nicht von ihm losreißen... seine riesigen Augen fixierten mich... wie ein Beutetier. Ich weiß nicht, womöglich war er genauso überrascht wie ich. Dann bewegte er zwei seiner merkwürdigen vier Arme, ihr wisst schon, die beiden unteren, die aussehen wie... ja, wie die überdimensionalen Fänge einer Mantis. Ich bin sicher, er wollte mich daran hindern, den Weg nach draußen anzutreten. Ich hatte ihn gesehen. Ihre Existenz ist kein Geheimnis mehr... ich kann immer noch nicht glauben, ihm entkommen zu sein. Ich bin in Panik weggetaucht. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, hätte er uns noch schlafend vorgefunden!“
    Krister spürte Beklemmung, die sich nur durch mehrmaliges Räuspern beseitigen ließ.
    „Meinst du, es hätte uns getötet?“ fragte er leise.
    Sie sah ihn an. Ihr Blick nahm die Antwort unmissverständlich voraus.
    „Nach allem, was ich über die Ar-Nhim weiß, ohne zu zögern.“
    „Was weißt du über sie?“

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