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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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wie eine Belastung von ihm, die Gesichtszüge entspannten sich. Er sah mich wieder direkt an, das wissende Lächeln erneut um seine Mundwinkel.
       „Darf ich dir Éi-yor-oys vorstellen?“ Mit der Rechten zeigte Éi-urt-tuay auf seinen Begleiter, der sich nicht rührte. Mich interessierte nicht im Mindesten, wie er hieß. „Unsere Namen müssen für dich verwirrend sein, so wie deiner es für uns ist. Der Sinn deines Namens ist uns nicht geläufig, aber vielleicht willst du ihn erklären, o ja.“
       Der Sinn meines Namens? Was sollte ich dazu sagen? Namen waren für mich schon immer Schall und Rauch gewesen, bloße Bezeichnungen für Menschen, die über keinerlei Aussagekraft verfügten. Was bedeutete
Jack
an sich? Und was
Schilt
? Ich fühlte mich dennoch ein wenig unterbelichtet, als ich antwortete: „Die Namen der Menschen sind nicht von Wichtigkeit. Sie sagen nichts über sie aus. Ich weiß nur, dass mein Großvater den gleichen Namen trug und vor ihm sein Großvater. So wie der Name meines Bruders, Robert Schilt, bereits Generationen vor ihm existierte. Der Mensch mag vergänglich sein, doch sein Name lebt weiter, als stürbe er nie.“
    Éi-yor-oys äußerte daraufhin etwas in aufgeregtem Ton, was mir zum ersten Mal die Gewissheit verschaffte, auch von ihm verstanden zu werden. Éi-urt-tuay reagierte darauf nicht.
    „Ein seltsames Volk, euer Volk, o ja“, sagte er stattdessen. „Ein Volk ohne Namen. Namen ohne Bedeutung, ja ja. Sehr außergewöhnlich.“ Erneut setzte Schweigen ein, nur die Augen Éi-urt-tuays, direkt auf mich gerichtet, schienen zu kommunizieren, nach versteckten Anhaltspunkten in meinen Worten zu suchen. Vielleicht spürte er mein Desinteresse an der Bedeutung ihrer Namen, weswegen er auf dieses Thema auch nicht weiter einging. „Namen sind nicht von Wichtigkeit, vielleicht stimmt das, vielleicht nicht. Doch du bist der Sennt-ryi, und wenigstens dieser Name ist von Bedeutung, o ja.“
    Wieder dieses Wort.
    „Wer oder was ist der Sentry?“ fragte ich.
    „Du bist der Sennt-ryi“, wiederholte Éi-urt-tuay beharrlich und diesmal lag tatsächlich ein Hauch von jugendlicher Erregung in seiner Stimme, eine innere Anspannung, die man dem greisen Uhleb fast nicht mehr zutraute. Beinahe wehmütig fuhr er fort: „Der letzte Sennt-ryi. Das macht uns zu Verbündeten, o ja. Wir sind nur noch wenige, doch du bist allein. Du, der Wanderer zwischen den Zeitaltern.“
    Ich fragte ihn ein weiteres Mal, was er mit diesen Andeutungen meinte. Und dann fing er zu erzählen an. Er begann mit dem Ursprung seines Volkes, was ihn Jahrtausende in die Vergangenheit zurückführte. Stunden mussten vergangen sein, bis er die Epoche erreichte, die sich mit meinem bisherigen Wissensstand deckte. Er sprach von den Uhleb als dem einzigen legitimen Volk Gondwanas. Was aber war mit den den Opreju, den Ermeskul, von den Ar-Nhim ganz zu schweigen? Sie erwähnte er mit keinem Wort.
    Éi-urt-tuay verlor sich vollständig in der Erinnerung an untergegangene Zeiten, an eine glücklichere Ära der Seinen. Ihr Auftauchen liegt im Dunkeln – so wie kein Volk seinen wahren Ursprung genau kennt. Das Verbreitungsgebiet der Uhleb dehnte sich erst spät aus, vom eigentlichen Kernland (dem Land, das im Osten und Norden von der ausgedehnten Schleife das Taor-Flusses, im Westen von den südlichsten Ausläufern des Zentralmassivs und im Süden von den Ithra-Bergen auf natürliche Weise begrenzt ist) in nördlicher Richtung über ganz Laurussia bis nach Aotearoa und im Westen bis nach Yalga hinein. Die Große Caldera, jener gigantische Grabenbruch von den Ausmaßen halb Laurussias, vernichtete bei seiner Entstehung kostbares Siedlungsland und zwang sie allmählich nach Norden. Das trockene und heiße Fennosarmatia lockte wenig, bot es doch keine Grundlagen für erfolgreiche Besiedelung. Schon hier drängte mich die Frage nach den Opreju. Ich konnte und wollte nicht glauben, dass diese beiden so ungleichen Rassen in friedlicher Koexistenz nebeneinander gelebt hatten.
    Auf dem Höhepunkt ihrer Ausbreitung und, seinen Worten nach dem weitesten Entwicklungsstand seines geliebten Volkes, begab sich ein folgenschweres Ereignis, das ihren Niedergang einleitete. Als friedliebende Rasse ohne jegliche natürliche Feinde hatten sie es nie gelernt, sich gegenüber feindlich gesinnten Konkurrenten behaupten und verteidigen zu müssen. Das sollte sich dramatisch ändern. Ich glaubte zu ahnen, was jetzt kam: Die Ankunft der Ar-Nhim. In den

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