Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Stellen aus den blanken Knochen zu wachsen schien... wenn es denn Knochen waren. Jetzt aus der Nähe erinnerte das gelblich glänzende Material nur noch sehr wenig daran... ja, viel mehr an den Panzer von Krustentieren, von am Feuer bratenden Yanduras.
Ich sah einem von ihnen direkt in die Augen und blickte in einen von Schmieralgen zugewucherten Teich, in einen undurchsichtigen, grasgrünen Tümpel. Inmitten dieses Tümpels machte ich einen winzig kleinen schwarzen Punkt aus, eine verschwindend kleine Pupille, die mich genauestens fixierte und die in ihrer Zwergenhaftigkeit etwas noch Bedrohlicheres an sich hatte. Schwarze Flüssigkeit sammelte sich an den Augenrändern der unheimlichen Bestie, es sah aus, als fiele ein dunkler Schatten auf den unteren Lidrand. Die dunkle Brühe schwappte schließlich über und rann einem Sturzbach gleich die abscheuliche Fratze hinab.
Schwarze Tränen.
Konnte es wirklich wahr sein? Welch irrer Gedanke! Es erschien mir jedoch nicht mehr abwegig. Wenn in mir ein Ermeskul steckte, konnte es doch sehr wohl möglich sein, dass in Rob... ich wusste nicht, was ich denken sollte. Die Todesgefahr, in der ich schwebte, schien mir plötzlich nicht mehr bewusst zu sein. Fasziniert starrte ich auf mein Gegenüber, als befände sich eine unüberwindliche Barriere zwischen uns, als ginge keine Bedrohung von ihm aus. Wie schwarzer Sirup tropften jene unheimlichen Tränen auf die Erde. Ich folgte ihnen mit verdutzten Blicken und nahm die unteren Extremitäten des Opreju wahr, die Füße – oder besser gesagt das, was ihre Füße darstellte. Sie bestanden einzig und allein aus zwei spitz zulaufenden Krallen, ähnlich denen von Käfern. Wie merkwürdig das aussah! So unerwartet unpassend... so untauglich...
Gerade als ich wieder aufsehen wollte, spürte ich für den Bruchteil einer Sekunde den brutalen Schlag auf meinen Hinterkopf, der mir unverzüglich das Bewusstsein raubte.
Die Ereignisse der folgenden Stunden liegen bis heute im Dunkel.
26 SOKWA
Einen Opreju verfolgen, ohne von ihm entdeckt zu werden, ist eine Sache. Ihn nicht aus den Augen verlieren eine andere. Diese Tatsache ging bald nicht nur Krister auf.
Die Entfernung zwischen Jäger und Gejagten vergrößerte sich stetig. Längst hatten Krister, Luke und Avalea den Triassischen See hinter sich gelassen. Die Umgebung veränderte sich, wurde trockener, versteppte zusehends. Der Wald, der den See wie einen schützenden Mantel umgeben hatte, war längst öder Buschlandschaft gewichen. Und noch etwas wandelte sich: das Gelände führte beharrlich bergan. Ein Umstand, der sich deutlich in ermüdenden Beinen niederschlug. Alsbald stöhnten alle vor Entkräftung. Die Entbehrungen der vergangenen Tage im Reich der Ar-Nhim machten sich auch in der Kondition bemerkbar. Nach einer guten Stunde wilder Verfolgungsjagd trabten die drei mehr oder weniger erschöpft hinter den Opreju her, welche längst ihrem Blickfeld entschwunden waren.
„Wir haben sie verloren!“ klagte Krister nicht zum ersten Mal. Hin und wieder fand sich zwar eine frische Spur, die neuen Auftrieb verlieh. Am Ende blieben aber auch sie aus, nicht zuletzt aufgrund der immer härter werdenden Bodenbeschaffenheit. Niedergeschlagen und völlig außer Atem einigten sie sich endlich auf eine Rast. Krister wollte sich trotzdem nicht setzen. Er graste die nähere Umgebung nach Hinweisen auf die Präsenz der Opreju ab, während Luke und Avalea versuchten, wieder zu Kräften zu kommen.
„Wir müssen weiter!“ drängte Krister viel zu früh.
Avalea sah ihn aus matten Augen an. „Es macht keinen Sinn. Warten wir auf die Dunkelheit.“
Er sah sie an wie eine Wahnsinnige. „Was sagst du da? Im Dunkeln werden wir sie erst recht nicht finden!“
„Hör mir zu!“ fuhr ihn Avalea in ungewohnt scharfem Ton an. Sie erreichte damit seine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Opreju sind wechselwarme Wesen. Wenn es abkühlt, werden sie in ihren Aktivitäten eingeschränkt. Sie werden mit Sicherheit bald ein verräterisches Feuer entfachen, um sich zu wärmen. Habt ihr schon bemerkt, wie kühl es geworden ist? Das ist charakteristisch für Ithra. Brennend heiße Tage, aber empfindlich kühle Nächte. Die Opreju werden versuchen, so bald als möglich Yalga zu erreichen. Ich bin sicher, sie haben das gleiche Ziel wie wir.“
„Seit wann wollen wir nach Yalga?“ fragte Krister wenig überzeugt.
„Zwischen uns und Yalga ist der Taor“, antwortete Avalea. „Auf der anderen Seite
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