Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Schritt in meine Richtung unternehmen, musste ich abtauchen und in den offenen See hinaus flüchten, hoffend, mich nicht rettungslos in Pflanzenwerk zu verfangen.
Die monströse Kreatur verharrte erfreulicherweise an Ort und Stelle und stellte das Schnüffeln ein. Ihre Augen, die während des Witterns bewegungslos erstarrt waren, bewegten sich wieder. Ganz klar. Irgendetwas weckte das Misstrauen des Opreju, und als sein Blick meinen fand, wagte ich weder zu blinzeln noch zu atmen. Mein mit Grünzeug bedecktes Haupt schien sein Interesse zu erregen.
Hatte er mich entdeckt? Reichte die Maskerade aus?
Lange ruhten seine Augen auf mir, zu lange. Mein Herz raste. Ich war überzeugt, mein Feind musste es hören. In dem Moment, als ich aufgeben und mein Heil in der Flucht suchen wollte, wanderten sie jedoch unerwartet weiter. Ein Täuschungsmanöver? Wandte er den Blick ab, um mich in Sicherheit zu wiegen, bereitete aber schon den Zugriff vor? Bei seiner Größe hätte er mich in Nullkommanichts erreicht. Ich blieb dabei: Noch ein Schritt in die falsche Richtung und ich würde die Tarnung aufgeben.
Alle Muskeln spannten sich. Jede Sekunde erwartete ich den Angriff... doch erfolgte er nicht. Meine Ohren vernahmen unheimliche Rufe vom Ufer her. Sie klangen wie spitze Schreie von in die Enge getriebenen Schweinen, Signale, welche die volle Aufmerksamkeit des Opreju in Anspruch nahmen. Offensichtlich nahmen seine Artgenossen Kontakt mit ihm auf. Noch einmal einen Blick in meine Richtung werfend, wandte er sich schließlich missbilligend knurrend ab und stapfte davon. Mein Herz schlug weiterhin rasend schnell. Ich war felsenfest davon überzeugt, entdeckt worden zu sein. Zweimal hatte mich das Wesen angepeilt. Sollte es mich am Ende doch übersehen haben? Schwer zu glauben.
Keineswegs beruhigt wartete ich, bis nicht das kleinste Geräusch mehr zu hören war und gab dann die Deckung auf. Im Zeitlupentempo entledigte ich mich des Gestrüpps und schwamm so lautlos wie nur irgend möglich in Richtung Ufer los. Es war an der Zeit, das Wasser zu verlassen, zu viele Stunden befand ich mich schon darin. Ich hoffte von ganzem Herzen, der Treibjagd entgangen zu sein und im Rücken der Opreju Land zu erreichen.
Mein Plan stand fest: Bis Einbruch der Dunkelheit wollte ich mich ins Dickicht des Waldes zurückziehen, um dann im Schutz der Nacht – und mit Hilfe des Mondlichts – den verfluchten Triassischen See so weit wie möglich hinter mir lassen. Der Verlust des kompletten Gepäcks schmerzte augenblicklich wenig, galt es doch zuerst das im wahrsten Sinne des Wortes nackte Leben zu retten. Ohne Messer und Bogen wagte ich nicht einmal daran zu denken, wie es mir gelingen sollte, für Nahrung zu sorgen. Doch das war jetzt mehr als zweitrangig.
Endlich spürte ich Grund unter eiskalten Füßen und begann zu waten. Bis zu den Knien sanken meine Beine in schlüpfrigen Morast ein. Mühsam und nicht völlig lautlos kämpfte ich mich voran und erreichte das Ufer. Welch befreiendes Gefühl, endlich wieder festen Boden zu spüren. Augenblicklich fröstelte ich. Der gesamte Uferbereich lag im Schatten hoher Bäume, dunkler Wald grenzte fast nahtlos an den See, dessen dichtes Blätterdach den kleinsten Sonnenstrahl absorbierte. Der Forst schien eisige Luft zu atmen, die mir starkes Unbehagen bereitete. Sämtliche Körperhaare richteten sich auf. Umgehend wurde mir klar, einen kolossalen Fehler begangen zu haben, das schützende Wasser zu verlassen.
Dann gefror mir das Blut in den Adern.
Keine fünfzig Meter das Ufer hinunter ging plötzlich ein Höllenlärm los. Das Schilf schien zu explodieren, als sich ein enormes Wesen herauskatapultierte. Es war der Opreju, der mich bereits in meinem Versteck belauert hatte. Nun war ich restlos überzeugt, dass er meine Tarnung durchschaut, sich aber erfolgversprechenden Zugriff auf derart unsicherem Terrain nicht zugetraut hatte. Doch diese Erkenntnis kam zu spät.
Was für ein Jäger!
Und ein erfahrener, ausgekochter dazu!
Und ich, seine Beute, war blindlings in die aufgestellte Falle getappt. Hier an Land sanken meine Chancen auf Null. Das wusste er.
Wir sahen einander an. Jäger und Gejagter. Die trüben Augen des Opreju wirkten dunkler als ich sie in Erinnerung hatte und blitzten auf. Brach sich das Sonnenlicht in ihnen? Merkwürdig, wie sich solche nebensächlichen Einzelheiten tief ins Gehirn brennen. Noch heute erinnere ich mich glasklar an diese raubtierhaften Augen, die mich starr
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