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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Avalea im Flüsterton. „Möglicherweise ist ein Schwarm in der Nähe. Das ist die Zeit, in denen in den Regenwäldern entlang der Rima der Atem still steht. Ein Schwarm Linguren fällt alles an, was sich bewegt, egal wie kampfbereit es sein mag. Diese Biester jagen jedoch vorzugsweise in offenem Gelände, wo sie frei fliegen können. Wenn wir uns durchs Dickicht schlagen, sind wir weitgehend sicher.“
    Ich verzichtete auf weitere Einzelheiten. So wie es aussah, bewegten wir uns sehr wohl durch einigermaßen offenes Gelände und dürften für einen angreifenden Schwarm ausgehungerter Blutsauger auf dem sprichwörtlichen Präsentierteller sitzen. Der laute Ruf eines aus dem allgegenwärtigen Schilf auffliegenden Watvogels ließ alle zusammenfahren. Luke, der vor mir saß, hätte um ein Haar das Gleichgewicht verloren und wäre ins Wasser gerollt. Ich konnte ihn noch rechtzeitig am Riemen seines Rucksacks festhalten. Sein schweißgebadeter blanker Rücken erinnerte mich daran, wie sehr auch mir das Wasser herunterlief. Und ob der Taor in dieser Gegend eine Klimagrenze bildete! Obwohl unter dem schützenden Dach des Regenwalds von den sengenden Strahlen der Xyn geschützt, war mir unerträglich heiß. Die schwüle Hitze innerhalb des Waldes baute sich wie eine Wand vor uns auf. Meine Augenbrauen hatten sich seit langem vollgesogen und immer wieder floss brennend heißer Schweiß von der Stirn in die Augen.
    „Hier geht’s nicht mehr weiter“, hörte ich Krister rufen. Unser Stamm verfing sich unentwirrbar in dichtem Gestrüpp und saß schließlich fest. Wir mussten wohl oder übel schwimmen oder waten, um das Ufer zu erreichen – falls eines in der Nähe war. Also tauchten wir bis zur Brust in das erfrischend kühle Wasser des Sees ein. Meine Füße fanden Halt in allerlei Geäst, das unter der Oberfläche vor sich hin moderte. Richtigen Grund schien es nicht oder zumindest noch nicht zu geben. An Schwimmen war nicht zu denken. Das Waten und Stapfen durch submerses scharfkantiges Gesträuch ritzte die aufgeweichte Haut an unzähligen Stellen. Es tat nicht weh, doch alsbald setzte unerträglicher Juckreiz ein, der lästiger wurde als jeder Schmerz. Wir litten still vor uns hin, den gottverdammten, bodenlosen See verfluchend.
    Irgendwann versperrte ein aus dem Wasser ragender vor ewigen Zeiten gestürzter Baumgigant den Weiterweg. Wir erkletterten seinen gebleichten, von allerlei Gestrüpp überwucherten Stamm, ließen uns auf ihm sitzend nieder und untersuchten unsere böse zerschundenen Gliedmaßen.
    „So ein Dreck“, entfuhr es Krister. Erst jetzt bemerkte auch ich es. Nicht nur meine Beine waren mit zentimeterlangen schwarzen Blutegeln übersät, die es sich richtig gut gehen ließen. Es machte wenig Sinn, sie abzulösen, bevor wir festen Boden erreichten, für jeden von der Haut gekratzten Parasiten warteten zwei neue in der schmierigen Brühe. Nichtsdestotrotz kratzte sich Krister die Waden blutig, als er einen vollgesogenen Egel nach dem anderen mit den bloßen Fingernägeln abriss. Ein sinnloses Unterfangen. Hellrotes Blut strömte unaufhörlich aus seinen Wunden.
    „Lass gut sein“, rief Luke, der das Ganze nicht mit ansehen konnte. „Du machst es nur noch schlimmer!“
    Einen Moment hielt er tatsächlich inne. Doch er wäre nicht Krister gewesen, hätte er den Rat des Stiefbruders widerspruchslos angenommen.
    „Los weiter!“ rief ich, fürchtend, Krister würde noch an Ort und Stelle ausbluten, wenn wir nicht sofort wieder aufbrächen. Dann verharrten meine überraschten Blicke auf Avaleas unversehrten Beinen. Sie zuckte nur mit den Achseln.
    „Scheinbar mögen mich die Egel nicht“, gab sie etwas kleinlaut von sich und glitt zurück ins Wasser. In einer ruhigen Minute Tage später vertraute sie mir ein weiteres kleines Geheimnis an, welches Skiavas von Menschen unterschied. Ihre Oberhaut, mehr als doppelt so dick wie die eines normal Sterblichen, machte es den glitschigen Saugwürmern ungleich schwerer, sich erfolgreich festzusaugen. Nur besonders großen Exemplaren war es gelungen, auch ihre Haut zu durchdringen. Wir Männer jedoch verloren nach vorsichtigen Schätzungen an jenem Vormittag mehrere Hektoliter Blut.
    Als endlich wieder fester Grund unter den Füßen spürbar wurde, musste die Xyn bereits im Zenit stehen. Wie gesagt, sie musste. Das gewaltige Dach des Waldes ließ keinen Blick auf den Himmel zu, um dies zu bestätigen. Noch drang jedoch genug Tageslicht zu uns herunter, die wir

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