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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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versuchten, einen Weg aus dem Dickicht zu finden. Riesige, feucht glitzernde Farne, die bis über unsere Köpfe reichten, hielten wabernde Nebelschleier in Bodennähe. Wir ließen den hindernisreichen False Lake hinter uns und stapften mit vollgesogenem Schuhwerk über nur bedingt festes Erdreich, das bei jedem Tritt schmatzend unter den Sohlen nachgab. Wieder leistete der Ithronn (der Name gefiel mir mehr und mehr, meiner Meinung nach verlieh er dem alten eisernen Stab eine ehrwürdige, ja mystische Aura) unschätzbare Dienste. Je tiefer wir in den Dschungel eindrangen, desto dunkler wurde es.
    „Wenn ich es nicht genauer wüsste, würde ich sagen, es dämmert bereits“, ließ Luke verlauten, der das Schlusslicht bildete. Die anderen vertrauten meinem unter normalen Umständen gut funktionierenden Orientierungssinn voll und ganz, obwohl ich nicht mehr sicher war, in welche Himmelsrichtung wir uns bewegten. Die Sonne blieb unsichtbar, kein noch so kleines Stück Himmel ließ sich erspähen, die selbstsüchtigen Baumkronen beanspruchten jeden Quadratzentimeter davon. Ich war schon dankbar für das wenige auf den Waldboden reichende Licht, das ein Vorwärtskommen überhaupt ermöglichte. Der bloße Gedanke, eine Nacht hier verbringen zu müssen, wollte mir gar nicht gefallen.
    „Und du bist sicher, dass wir diese grüne Hölle heute noch hinter uns lassen werden?“ fragte ich Avalea, die hinter mir ging.
    Sie nickte.
    „Der Dschungel säumt den Taor bis an den Rand der Rima in einem Streifen von schätzungsweise zwei bis drei Meilen. Es kann also nicht lange dauern, bis wir seinen Rand erreichen.“
       Sie sollte Recht behalten. Der Regenwald lichtete sich alsbald merklich. Ich schöpfte neue Hoffnung. Die Lücken im Blätterdach nahmen zu, die ersten Sonnenstrahlen fielen wie leuchtende Lanzen aus grünlich schimmerndem Licht zu allen Seiten direkt auf die dampfende Erde und erzeugten eine unwirkliche Atmosphäre, die zu zeichnen sich gelohnt hätte. Der Bodenbewuchs ging mehr und mehr zurück, und auch die Baumriesen wichen einem mehr oder weniger üppigen Gehölz, das schon wieder eher an einen Wald zuhause in Avenor erinnerte.
    Kurze Zeit später standen wir inmitten einer ausgeprägten Graslandschaft. Der Wald, der den Taor so schützend säumte, lag endlich hinter uns. Wir schlugen südlichen Kurs ein und hielten uns dabei am Rand des Dschungels, dessen grüne Wand sich linkerhand auftürmte. Ich schoss einen in nächster Nähe aufflatternden Trappenvogel (wie Luke ihn nannte) von der Größe eines Schwans und löste damit die Frage nach unserem Abendessen. Wir bezogen Nachtlager unter einer Schutz bietenden Baumgruppe zuseiten eines seichten Bachlaufs.
    Luke warf einen weiteren Arm voll Holz ins Feuer, über dem bereits die gerupfte und ausgenommene Trappe brutzelte. Der Duft des garenden Fleisches ließ nicht nur ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Unser Bedürfnis zu ruhen war mindestens ebenso groß wie der Hunger. Obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war, legten wir uns zum Schlafen nieder. Ich übernahm die erste Wache. Die Nacht blieb ohne Zwischenfälle.
     
    Wild wuchernde Blumen mit prächtig roten Blüten von der Form eines vierflügligen Schmetterlings bildeten erfrischende Farbtupfer im allgemein eintönigen Grün des Grasteppichs, durch den wir am folgenden Morgen wanderten. Luke wusste die Art nicht einzuordnen und roch an ihrem leuchtenden Kelch.
    „Sie riechen wie Sirup“, stellte er lächelnd fest. „Ich bin überzeugt, sie schmecken süß wie Honig.“ Der Gedanke an etwas Süßes ließ mich aufhorchen. Das wäre eine interessante Abwechslung auf dem Speiseplan, welcher zumeist aus Fleisch, Fleisch und wieder nur Fleisch bestand.
    „Meinst du sie sind genießbar?“ fragte ich.
    „Ich denke doch.“
    Avalea warf einen Blick auf die Blumen.
    „Sie würden in einer Vase hübscher aussehen, als zerkaut in euren gierigen Schlünden“, lachte sie.
    Krister grinste.
    „Und das aus deinem Mund“, rief er. Ich sah den zärtlichen Blick in seinen Augen, als er fortfuhr: „Das ist das erste Mal, dass ich dich von solchen Dingen sprechen höre. Gleich wirst du erzählen, dass es in Basturin üblich ist, Blumenkränze zu binden und sie sich um den Hals zu hängen... natürlich nur, wenn mal wieder keine Fremden in der Stadt sind, die so etwas bezeugen könnten.“
    Avalea antwortete darauf nicht, doch las ich in ihren Augen, die Kristers fanden, innige Zuneigung. Spätestens jetzt

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