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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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hinfort katapultiert. Sie taumelte gefährlich nahe dem Abgrund entgegen.
    Wieder auf die Beine kommend, ergriff ich den in unmittelbarer Nähe zur Ruhe gekommenen Ithronn und warf mich auf das hartnäckige Vieh, das Avalea über den Rand des Kliffs zu befördern drohte. Es nahm die Gefahr in seinem Rücken jedoch instinktiv wahr, schraubte sich mühelos in die Höhe und damit aus dem Bereich meines Ithronns.
    Avalea kroch stöhnend auf allen Vieren vom Abgrund weg, als der
Mur-Jaàwi
zu neuerlicher Attacke ansetzte. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie sich Luke über den Rand des Absatzes schwang. Er hatte es also auch endlich geschafft! Im selben Moment flog ein grandioser Felsbrocken über meinen Kopf hinweg und traf den auf uns herunterschwebenden, offenbar bis zum Irrsinn gereizten Riesenvogel geradewegs ins Auge. Das musste wehgetan haben! Der Schmerzensschrei, der unmittelbar folgte, erstickte Kristers Jauchzer ob des gelandeten Treffers.
    Ich rannte auf den leicht aus dem Konzept gekommenen, erkennbar angeschlagen umherflatternden Monstervogel zu, wich seinen peitschenden Schwingen aus und stach aus der Drehung mit dem Ithronn wie mit einer Lanze auf den schlangenförmigen Hals ein. Der stumpfe Stahl durchstieß zwar die schuppige Haut, drang aber nicht tief genug ins Fleisch, um eine schwere Verletzung zu verursachen. Ein weiterer Stein knallte dumpf gegen den überdimensional großen Schädel, ein erneuter fand hohl scheppernd sein Ziel am Schnabelansatz, während ein dritter sein Ziel nur knapp verfehlte. Luke hatte kraftvoll geworfen, auch er nahm nun an der unbeschreiblichen Schlacht teil.
    Geschosse aus allen Richtungen machten es dem kühnen Räuber schwer, sich auf ein Ziel zu konzentrieren. In Anbetracht des erbitterten Widerstands – und gewiss auch der unerwarteten Blessuren – entschloss sich der Muarwi klugerweise zum Rückzug. So wehrhaft hatte er seine Beute wohl nicht erachtet. Noch einmal schlug er wild mit den ausladenden Schwingen, als wollte er uns damit von dem Plateau fegen, und rauschte dann über den Abgrund hinweg. Einen Moment sah es so aus, als trudelte er orientierungslos in die Tiefe, doch wie bereits am gestrigen Tag beobachtet, fing er sich höhnisch kreischend kurz vor dem Aufschlag ab und entschwand mit atemberaubender Geschwindigkeit in Richtung See. Wir sahen ihm dabei erleichtert nach.
    „Mensch Jack, das sah aus, als hättest du schon öfter mit solchen Viechern zu tun gehabt“, lachte Luke übers ganze Gesicht. „Jack, der Drachenschreck!“
    „Ich kann doch nicht zulassen, dass dieses wild gewordene Biest hier meine Freunde zerlegt“, wehrte ich grinsend ab. „Irgendeiner musste ja was tun.“
    Avalea klopfte energisch den Staub von ihrem Gewand.
    „Ich gebe zu, einen Augenblick fürchtete ich, diesmal nicht so glimpflich davonzukommen.“
    Krister nickte grimmig.
    „Es war knapp, das ist wahr. Wenn wir uns nicht so entschieden zur Wehr gesetzt hätten, wäre das ganze zweifellos anders ausgegangen.“
    „Meint ihr, er kommt noch einmal wieder?“ Luke sah dem geschlagenen Muarwi beinahe sehnsüchtig nach, jenem kleinen, sich stetig entfernenden schwarzen Punkt über der glitzernden Oberfläche des spiegelglatten Dalvetsees.
    „Der hat genug!“ schloss ich. „Der wird jetzt erst einmal seine Wunden lecken.“
    „Dann sollten wir uns ranhalten, bis er es sich überlegt hat!“ Ohne ein weiteres Wort stieg Krister wieder in die Wand ein. „Los kommt, wir haben noch einen weiten Weg zurückzulegen. Und je eher wir hier weg sind, desto besser.“
    Und weiter ging es. Unerbittlich.

28 FENNOSARMATIA
     
    Am späten Abend jenes denkwürdigen Tages war es uns gelungen, der tückischen Caldera zu entfliehen. Ums andere Mal am Ende der körperlichen Belastbarkeit angekommen, hatten wir zu guter Letzt die Kante der Südwand erreicht. Ein Aufstieg von unendlichen Stunden lag hinter uns, der zum größten Teil aus reiner Kletterarbeit bestanden hatte. Beide Handflächen und jeder einzelne Finger waren blutig gerissen, bis aufs Fleisch aufgescheuert und dick angeschwollen. Den Füßen ging es keinen Deut besser. Um den Aufstieg überhaupt meistern zu können, hatten wir auf Schuhwerk verzichten müssen, uns gleichsam mit den blanken Zehen am Fels festgeklammert. Dass keiner zu Tode gestürzt war, grenzte an ein Wunder. Selbst dem nicht gänzlich schwindelfreien Luke war dieses bravouröse Meisterstück gelungen. Von allen Martyrien der vergangenen Wochen zählte

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