Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
dieses mit Abstand zu den nachhaltigsten.
Völlig ausgelaugt, jeden strapazierten Muskelstrang, jeden noch so kleinen Knochen bis ins Mark spürend, lag ich nur noch da, die Augen geschlossen, einfach froh, mich keinen Millimeter mehr bewegen zu müssen. Außer Durst verspürte ich keinerlei Verlangen nach irgendetwas. Wäre es nach mir gegangen, ich würde die nächsten Stunden einfach hier an Ort und Stelle liegengeblieben sein. Doch ein ungnädiger Krister mahnte viel zu schnell zum Aufbruch. Die Nacht senkte sich bereits herab, und es war keine gute Idee, sie schutzlos auf dem nackten Erdboden liegend zu empfangen.
„Wir müssen weiter“, drängte er. „In unserer Verfassung sind wir leichte Beute für welche Gefahr auch immer. Los, Jack, aufstehen!“
„Nur noch eine Minute!“ bat ich stöhnend. Der Vorgang des sich Erhebens erschien mir schon in der Vorstellung schlicht undurchführbar.
„Nichts da! Auf, auf!“
Er hatte ja Recht, auch wenn ich ihn in diesem Moment für seinen Realitätssinn verfluchte. Mit Hilfe des Ithronns kämpfte ich mich auf die Beine, erfreut, nicht gleich wieder einzuknicken. Fühlte ich so etwas wie Erleichterung, als ich bemerkte, dass es Luke ähnlich erging?
Wo waren wir eigentlich? Keine Spur mehr von den üppigen Wäldern, von der dicht mit Gras bewachsenen Steppe. Rote, festgebackene, nur spärlich mit äußerst hartgesottener, strohgelber und anspruchsloser Vegetation bewachsene Erde soweit der Blick reichte. Einige versprengte, mannshohe Büsche hier und da. Mehr nicht. Eine Halbwüste. Meine rechte Hand fand sofort prüfend den Wasserbeutel.
„Wo sind wir?“ fragte ich niemand Bestimmten.
„Willkommen in Fennosarmatia“, vernahm ich Avaleas wenig einladend klingende Antwort. Sarkasmus pur. „Du kannst es auch als rote Hölle bezeichnen, such dir den Namen aus, der dir besser gefällt.“
Ich wandte mich nach ihr um. Sie sah bewundernswerterweise wenig erschöpft aus, in ihren Augen brannte beharrlich jenes nicht unterzukriegende Feuer. Ihr Wille weiterzukommen war ungebrochen. Woher nahm diese Frau nur diese unbändige Kraft? Wieso setzte sie sich ohne erkennbaren Grund freiwillig all diesen Gefahren aus? Jedes andere weibliche Wesen hätte schon längst kapituliert, und auch wir Männer befanden uns am Ende der Kräfte. Erst als ich mir vor Augen führte, dass es sich um eine Skiava handelte und nicht um einen gewöhnlichen Menschen, fand ich die nötige Entschuldigung, meine eigene Schwäche zu akzeptieren. Ein absurder Gedankengang, fürwahr, aber nichtsdestoweniger hilfreich.
„Wie weit bis zum Taor?“ fragte ich sie.
Sie zuckte mit den Schultern.
„Zwei Tage, vielleicht drei.“
„Und so gut wie kein Wasser mehr...“
„Es ist ja nicht das erste Mal“, unterbrach Krister sogleich. „Wenn wir uns ranhalten, erreichen wir den Taor wie Avalea bereits sagte in ungefähr zwei Tagen, er führt Wasser in Hülle und Fülle. Wir müssen eben einfach wieder zu Kamelen mutieren, wie schon so oft!“
Der Taor. Auch jetzt wurde er wieder zum Hoffnungsträger, zum Heilsbringer. Wenn wir ihn bloß erst erreicht hätten! Danach galt es „nur“ noch, seinem Lauf stromaufwärts zu folgen, und wir würden in gar nicht mehr allzu ferner Zeit am Ende unserer launenhaften Reise angelangt sein, an seiner Quelle, dem Taorsee, Gondwanalands größtem Binnengewässer. Was immer ich dort zu finden hoffte, würde sich dann zeigen.
Ob Rob schon angekommen war? Wenn ja, wo hielt er sich auf? Je weiter wir uns dem Ziel näherten, desto größer wurden meine Zweifel, ihn zu finden. Was, wenn sich alles als Trugschluss herausstellte, als Halluzinationen? Ich wagte nicht, daran zu denken. Schon gar nicht jetzt, wo ich alle verbliebenen Reserven benötigte, um mich aufrecht zu halten.
Wie mechanisch marschierten wir schließlich los. Jeder Schritt mutierte zur Qual. Wenn es möglich wäre, während des Gehens einzuschlafen, dann jetzt. Erschöpfung, Dehydrierung, Muskelkrämpfe. Unglaublich, zu welchen Grenzen man den eigenen Körper zwingen konnte. Sowohl die fortgeschrittene Stunde als auch die eigene Kraftlosigkeit zwangen jedoch schon sehr bald wieder zum Stillstand.
In einer Senke, die zwar nur geringfügig Deckung aber dafür wenigstens etwas Sichtschutz bot, fanden wir so etwas wie Zuflucht und ließen uns nieder. Der restliche verhasste Dörrfisch war alles, was zur Verfügung stand, um den beißenden Hunger in Schach zu halten. Doch war ich sogar zum Kauen zu
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