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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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zu zucken. „Das gleiche könnte ich dich fragen.“
    Es brodelte unvermittelt in mir. Tief drinnen regte sich etwas, bewegte sich das zweite Wesen, mit dem ich einen Körper teilte. Fort war meine Zuversicht, als Furcht nach mir griff. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, den Sentry durch eigenes Zutun aktivieren zu können. Oder lag ich falsch? War es nicht genau so möglich, dass
er
mich
aktivierte?
    „Halte mich nicht für naiv!“ Meine Antwort kam heftig, mit unverständlicher Angriffslust. So ungestüm hatte ich gar nicht vorgehen wollen. Es dämmerte mir bereits einen Lidschlag später. Nicht ich wollte diese Auseinandersetzung mit Avalea herbeiführen. Der Sentry wollte es. Doch schien mein Widerstand gegen ihn erneut stärker, als er es wohl befürchtete. Ich drängte seine Aggression zurück und kam mir dabei vor, als stürmte ich mit erhobener Waffe gegen mich selbst an. Irritiert wandte ich mich von Avalea ab und schüttelte mehrmals den Kopf, als versuchte ich, ein lästiges Insekt aus den Haaren zu schleudern. Nun war ich nicht mehr überzeugt, ob ich wirklich wollte, was sich zu ereignen abzeichnete. Plötzliches Schwindelgefühl verunsicherte die Muskulatur meiner Beine. Für einen Augenblick sah es aus, als verlöre ich das Gleichgewicht.
    Der Sentry schwankte.
    Avalea betrachtete mich prüfend. Dann fing sie gefährlich leise zu sprechen an.
    „Du hast dich verändert, Jack Schilt. Früher als erwartet. Aber das ist jetzt nicht mehr von Wichtigkeit. Ich hätte mir denken können, dass du bereits von ihm weißt.“ Ihre lauernde Stimme klang bedrohlich. Es hätte mich alarmieren müssen. Wenigstens diese Logik brachte ich noch zusammen. Allein die Mattigkeit verstärkte sich. Ich versuchte die Augen offen zu halten, was nur mit Mühe gelang. Tiefe innere Entspannung setzte ein. Ich fühlte Müdigkeit aufkommen, unwiderstehlich, verlangend, fordernd, die gleiche Mattigkeit, die mich bereits in der Höhle in Uhleb überkommen hatte, als der Sentry zum ersten Mal meinen Widerstand brach.
    „Wie dumm von mir. Leider konnte ich es nicht verhindern. Dabei kann ich nicht einmal sagen, dass ich es gerne tue!“
       Gerne tue? Wovon redete sie? Ich wankte, wollte etwas äußern, doch war der Mund wie ausgetrocknet. Mein Bewusstsein schwand mit jeder Sekunde, die verging. Ich öffnete mühsam beide Augen, als in Avaleas rechter Hand kurz etwas aufblitzte. Oder bildete ich es mir ein? Milchige Nebelschleier trübten meinen Blick, ich konnte irren. Ich befahl beiden Armen, abwehrende Haltung einzunehmen. Sie ignorierten die Aufforderung. Erinnerungen an das erste Zusammentreffen mit dem Sentry wurden wach. Ich wusste nicht, was mehr beunruhigte: sein erneuter Versuch, meinen Körper zu übernehmen oder Avaleas Messer. Existentielle Furcht quoll aus brodelnden Tiefen nach oben wie unter Druck stehendes Wasser aus heißer Quelle. Paralysierte Sinnesorgane nahmen einen diffusen Ausruf Avaleas wahr, als unmittelbar darauf höllischer Schmerz meine Körpermitte durchzuckte. Für Sekundenbruchteile sah es so aus, als gewänne mein Bewusstsein dadurch wieder die Oberhand. Meine Linke ruckte reflexartig nach oben und legte sich schützend über die blutende Wunde. Dann fielen schwarze Vorhänge, die alles unter sich begruben. Ich sah und hörte nichts mehr. Alle Sinne waren wie abgeschnitten. Undurchdringliches Dunkel umgab mich, durch das ich mich tastete wie in pechschwarzer, mondloser Nacht. War ich gestürzt?
    Tiefe Ruhe kehrte ein.
     
       Was Luke zu berichten wusste, wollte ich anfangs nicht glauben. Doch gab es keinen Grund, seine Worte anzuzweifeln. Ich lag auf dem Rücken in unserem Lager, den Blick in den frühen Sternen. Der Abendhimmel am westlichen Horizont schimmerte golden. Das leise, stetige Plätschern des Sees wirkte wie ein Schlafmittel. Meine Lider flatterten. Wo war Krister? Der Verband um die Brust spannte. Ein hässlicher, dunkelroter Fleck mit um Nuancen helleren, gezackten Rändern zierte seine Mitte. Ungläubig betrachtete ich ihn soweit es meine ungünstige Position und die schweren Augenlider zuließen. Es sah aus wie eingetrocknetes Blut.
    „Ich habe ihr nie vertraut, keine Sekunde“, wiederholte Luke zum x-ten Male. „Ich verstehe nicht, warum sie das getan hat, Jack... niemals werde ich das kapieren.“
    Das hatte ich doch alles schon einmal vernommen. Oder zweimal. Oder dreimal. Luke redete in einem fort. Aber er sprach nicht mit mir. Ich benötigte gewisse Zeit um

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