Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
anerkennend nachzupfeifen. Avalea fuhr zusammen und wandte sich pfeilschnell um.
„Du hast mich erschreckt“, rief sie vorwurfsvoll. Mit Armen und Händen versuchte sie instinktiv, ihre Blöße zu bedecken. Krister sah sie an und das Verlangen in ihm erstarkte. Alle guten Vorsätze von gestern Nacht fallen lassend, ließ er seine Blicke ungeniert auf ihrem unbekleideten Körper haften. Sie ließ ihn stumm gewähren, hielt aber dessen ungeachtet beide Arme weiterhin schützend um sich geschlungen. Auf gleicher Höhe angekommen, bis zu den Knien im sanft wogenden Seewasser, streckte er eine Hand aus und berührte mit der Rückseite seines Zeigefingers sanft ihre hohen Wangen.
„Tut mir leid, dass ich dich gestern so angefahren habe“, flüsterte er. „Dazu hatte ich kein Recht.“
Avalea genoss den Ausdruck begehrender Leidenschaft in seinem kantigen Gesicht. Die Art und Weise, wie er sie betrachtete, weckte in ihr den Wunsch, sich ihm erneut hinzugeben. Jetzt sofort. Was sie bis vor kurzem nicht im Mindesten vermisst hatte, erschien nun drängender denn je. Sie ließ die Arme sinken, ein Signal, das Krister sehr wohl zu deuten vermochte. Schuldbewusst wandte er sich in die Richtung um, in der Luke und ich uns gerade am Weiterbau des Floßes zu schaffen machten – winzige gebückte Gestalten einige hundert Meter das Ufer hinunter.
„Komm mit!“ sagte er, nahm ihre Hand, und gemeinsam eilten sie in das nahe gelegene Dickicht, um dort ineinander verschlungen zu Boden zu sinken. Wie gehetzt und mit unbeholfenen Bewegungen entledigte er sich seiner Kleidung. Avalea beobachtete ihn dabei mit wachsender Begierde. Endlich kam er auf ihr zum Liegen, bedeckte ihr Gesicht, ihren Hals, ihre Brüste mit ungestümen Küssen. Sie gab sich ihm widerstandslos hin, gehorchte ohne Gegenwehr ihrem eigenen Verlangen. Als er in sie eindrang, schmerzte es nur noch belanglos, doch die Wonnen, die er zu bereiten verstand, entschädigten vielfach für den unangenehmen Moment des Schmerzes. Er versuchte sich Zeit zu lassen, wollte ihr nicht das Gefühl geben, nur an sich zu denken, doch drängte die Zeit und letztlich gab er sich ganz und gar seinem eigenen Begehren hin. Im ersten Augenblick erschrak sie, mit welcher Lautstärke er über sie kam. Mit beiden Händen versuchte sie ihm den Mund zuzuhalten, doch waren es gerade sein Stöhnen und die zunehmende Heftigkeit seiner ekstatischen Bewegungen, die alle Bedenken hinwegfegten wie Sturm die letzten Herbstblätter von kältestarren Bäumen. Schwer atmend lösten sie sich voneinander.
Da war sie wieder, diese ernüchternde Distanz, diese unergründliche Kluft zwischen ihnen, jener schuldbewusste Ausdruck in seinen Augen, der sie fragen ließ, ob sich das, was sie taten, nicht als folgenschwerer Fehler entpuppen könnte. In gebührendem Abstand voneinander kehrten sie zurück ins Lager. Während Avalea ihr Bad im See fortsetzte, ließ sich Krister am leise vor sich hin schwelenden Lagerfeuer nieder. Er nahm einen Schluck des erkalteten Tees, spie ihn angewidert aus und verfiel in wüste Gedanken. Es fiel ihm nicht leicht, sich einzugestehen, wie sehr er sie wirklich begehrte, sie, eine von Menschenhand geschaffene Skiava. Er sträubte sich dagegen, Avalea als eine ihm untergeordnete Lebensform zu betrachten, doch war es genau das, was er in den Momenten unterbewusst tat, in denen er sie auf eine Stufe mit Sava stellte.
Sava…
Schuldgefühle der drückendsten Art brannten in seiner Magengrube. Wie sollte er ihr je guten Gewissens wieder gegenübertreten können? Das Verlangen nach Abstand von den anderen überwältigte ihn. Er sprang auf, griff nach der Angelausrüstung und entzog sich für den Rest des Tages.
Erst am späten Abend sollte er wieder zurückkehren und eine völlig veränderte Konstellation der Dinge vorfinden.
31 FEUERINSEL
Die gespannte Situation zwischen Krister und Avalea war mir nicht verborgen geblieben. Seit unserem Entschluss, sie in die Gemeinschaft aufzunehmen, beobachtete ich argwöhnisch die ständigen Veränderungen, die meine Beziehung zu ihr formten. Die anfängliche Kühle. Das allmählich einsetzende Tauwetter. Das immer wiederkehrende Misstrauen ihrer Person gegenüber, ein permanentes Auf und Ab gleich den Gezeiten, welches ich nicht gänzlich zu überwinden in der Lage war.
Seit Avalea Teil unserer Gruppe geworden war, hatten sich meine spärlicher gewordenen Visionen verändert, gestalteten sich unverständlicher, verworrener,
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