Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
können. Was jetzt geschieht, ist vorherbestimmt. Nichts und niemand wird es aufhalten.“
„So so, das Schicksal ist also schuld daran. Verstehe. Was ich nicht verstehe: wieso hilfst du mir erst dabei hierherzukommen, nimmst Tausende von Gefahren auf dich, riskierst mehr als nur einmal dein eigenes Leben, und versuchst dann ganz kurz vor dem Ziel mich zu töten?“
„Ich hoffte, die Dinge würden sich noch ändern. Leider war das nicht der Fall. Als die Opreju dich hatten, Jack, wurde mir die Unveränderlichkeit der Vorsehung bewusst. Auch sie waren bereits hinter dir her. Meine Aufgabe, dich sicher hierher zu geleiten, ist jetzt erfüllt. Damit kam ich allen anderen zuvor. Möge es den Meinen zum Vorteil gereichen.“
„Dann war es also tatsächlich dein Auftrag, mich an diesen Ort zu bringen?“ Obwohl ich es tief drinnen immer geahnt, ja gewusst hatte, bestürzte mich die ganze abstoßende Wahrheit dennoch.
„Von Anfang an.“ Die Skiava nickte. Ihre emotionslose Sachlichkeit passte jedoch nicht zu dem Triumph, den sie anlässlich des Erfolges verspüren musste. Wie eiskalt war dieses Wesen wirklich? „Als dein Bruder nur einen Tag vor dir in Basturin auftauchte, verwechselte ich dich zunächst mit ihm, kein Wunder, ihr seht euch verblüffend ähnlich.“
Ich schluckte.
„Nur einen Tag vorher? Nur einen verdammten Tag? Also auch damit hast du gelogen.“
„Anfangs planten wir, dich aus deinem verschlafenen Fischernest zu entführen“, fuhr sie unbeeindruckt fort. „Doch noch bevor wir es angehen konnten, standst du plötzlich vor uns, vielmehr dein Bruder, den ich anfangs irrtümlicherweise für dich hielt, auch wenn ich Zweifel hatte. Beinahe wäre ich statt deiner ihm gefolgt. Beinahe wäre ich ihnen auf den Leim gegangen.“
„Wer ist ‚ihnen‘?“
Sie sah mich nachdenklich an.
„Du weißt es wirklich nicht, richtig? Ich zermarterte mir das Hirn, mit was um alles in der Welt es ihnen gelungen war, dich aus Aotearoa herauszulocken. Es war mir unbegreiflich. Doch dann kamst du höchstselbst und gabst die Antwort. Erschreckend, wie weit sie uns voraus waren. Jetzt darf ich dich bitten, uns zu folgen.“
„Wohin?“
„Zu ihm“, kam die nebulöse Antwort. „Du sollst den weiten Weg nicht umsonst auf dich genommen haben.“
„Sprichst du von Rob? Er ist hier, nicht wahr?“
Avalea wiegte den Kopf und verzog das Gesicht.
„Auch das wird
er
dir sagen.“
„Wir gehen demnach nicht zu Rob?“ bohrte ich weiter.
„Nein und doch ja.“
„Wie jetzt? Gehen wir zu ihm oder gehen wir nicht? Ich weigere mich mitzukommen, bevor ich keine Antwort darauf erhalte.“
„Du weigerst dich?“ Eine fast unmerkliche Kopfbewegung ihrerseits veranlasste einen der Skiavos, sich von dem immer noch ächzenden Krister abzuwenden und mir gegenüber drohende Haltung anzunehmen. „Überlege dir das gut! Ich habe nicht vor, dir Gewalt anzutun. Solltest du mich jedoch dazu zwingen, werde ich keine Sekunde zögern.“
Nun war es an mir, kalt zu grinsen.
„Wieso wird mir eine Sonderbehandlung zuteil? Womit habe ich das verdient?“
„Ich werde mir die Hände bestimmt nicht weiter schmutzig machen. Das dürfen getrost andere übernehmen.“
War es eine Drohung oder eine Warnung? Fürchtete sie am Ende ein Eingreifen des Sentrys, sollte sie mir Gewalt antun? Dieser Gedanke stimmte mich eine Nuance kühner.
„Sonderbehandlung abgelehnt, meine Gute. Du wirst mich schon wie meine Freunde mit Gewalt zu
ihm
bringen müssen. Na los, worauf wartest du?“
Sie zögerte in der Tat nicht länger.
„Ganz wie du willst.“
Kampflos ließ ich mich ergreifen und in eisernen Griff nehmen, sie dabei keinen Sekundenbruchteil aus den Augen lassend. Der Sentry ließ es geschehen. Einen Moment lang war ich ein klein wenig enttäuscht.
„So, Avalea, nun hast du uns alle“, spottete ich stattdessen. „Jetzt bist du am Ziel deiner Träume. Ich gratuliere. Jetzt bring uns endlich zu
ihm!“
Wortlos und uns keines Blickes würdigend ging sie durch unsere Reihen hindurch das Ufer hinunter. Wieder überkam mich das Gefühl, ihr Aussehen hätte sich verändert. Lag es wirklich nur an der unvorteilhaften Robe? Und was suchte sie jetzt auf unserem Floß?
„Das lassen wir besser nicht zurück“, verkündete sie hintergründig.
Was zum Teufel wollte sie mit dem Ithronn anfangen? Schon einmal hatte er im Mittelpunkt ihres Interesses gestanden, damals, als mich die drei Opreju in der Gewalt hatten. Seinerzeit hatte sie
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