Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
andere Art und Weise. Seine Erschütterung trat offen zutage.
„Seht ihr was ich sehe? Wie kommt
sie
denn hierher, verdammt nochmal?“
Avalea trat vor die Schar ihrer muskelbepackten Begleiter und hob beide Hände wie zum Gruß. Sie sah verändert aus, womöglich lag es an dem sackähnlichen, erdfarbenen Gewand, das sie trug, welches ihrer Figur nicht im Mindesten schmeichelte. Ganz im Gegenteil. Sie wirkte überraschend füllig darin. Aufkommender Wind spielte in ihren roten Haaren. Wie theatralisch! Beinahe hätte ich applaudiert. Beinahe.
„Willkommen auf der Feuerinsel, Sentry“, rief sie herüber.
Ich nickte ihr stumm zu. Krister jedoch beließ es nicht dabei.
„Pfui Teufel, Avalea“, schleuderte er ihr angewidert entgegen. „Ich verfluche den Tag, an dem wir dir begegnet sind. Ich verfluche den gottlosen Tag, an dem du fabriziert wurdest, du…“
„Ich rate euch dringend, euch nicht zu widersetzen“, unterbrach sie ihn ohne jede erkennbare Gefühlsregung. „Nur dann wird euch nichts geschehen.“
Krister lachte irr auf.
„Wenn du der Meinung bist, dass ich dir noch ein Wort glaube, bist du dümmer als ich jemals annahm. Der Teufel soll dich holen, du nachgemachter Mensch!“
Ohne ein weiteres Wort setzten sich die fünf Skiavos in Bewegung. Bedeutend schneller als vorher. Ihre Absicht war unmissverständlich. Krister kam nicht mehr dazu, weitere Verwünschungen zu formulieren. Die Falle schnappte zu.
Weshalb ich mir nicht einmal die Mühe machte, in Verteidigungshaltung zu gehen, schob ich getrost dem Einfluss des Sentrys zu und nicht etwa Avaleas Rat. Er bestimmte, was zu tun war, und offensichtlich verlangte ihm danach, in Gefangenschaft zu geraten.
Sein Einfluss reichte dagegen nicht aus, Krister ebenfalls davon zu überzeugen. Trotz der aussichtslosen Lage sah er keinen Grund, aufzugeben. Schon gar nicht kampflos. Dem ersten Skiavo, der auf ihn zueilte, hieb er die Rechte an die Kinnlade, dass es garstig knackte. Vom eigenen Schwung getragen segelte der Hüne an seinem wehrhaften Gegner vorbei und ging hinter ihm zu Boden. Staub und Kies flogen. Da war auch schon der Zweite heran.
„Lass sie machen, Krister, es hat keinen Sinn!“ rief ich, nun ernsthaft um ihn besorgt. Luke leistete keinen Widerstand und ließ sich ohne jede Gegenwehr gefangen nehmen. Brutaler als nötig wurden ihm die Arme auf den Rücken gedreht. Doch kein Laut kam über seine Lippen.
Um mich kümmerte sich niemand, man ließ mich zunächst unbehelligt. Kristers Abwehr brach angesichts der Übermacht schnell zusammen. Drei Skiavos griffen ihn von ebenso vielen Seiten gleichzeitig an, er hatte keine Chance. Bezwungen im erbarmungslosen Griff seiner Gegner erfuhr er, was es bedeutete, sich ihnen zu widersetzen. Unter derben Fausthieben sackte der Gepeinigte zusammen.
„Avalea!“ zischte ich zu ihr hinüber. „Mach dem ein Ende! Sofort!“
Sie tat nichts, auch wenn ich das Gefühl hatte, es geschah nicht aus freien Stücken. Am Ende verfügte sie hier bei weitem nicht über ähnliche Macht wie in Hyperion. Zum Glück stellten die Skiavos die Attacke ein, als Kristers Widerstand komplett zusammenbrach und er der Besinnungslosigkeit nahe in ihren Fäusten hing. Sein schmerzgeplagtes Stöhnen tat mir in der Seele weh. Nach weniger als einer Minute war der Spuk vorbei. Krister und Luke befanden sich mehr oder weniger windend in der Gewalt von Avaleas Schergen. Allein ich blieb weiterhin frei.
„Und was ist mit mir?“ forderte ich zu wissen. „Willst du mich nicht auch von deinen Knechten überwältigen lassen?“
Die Skiava lächelte starr. Wieso ich sie gerade jetzt so anziehend fand wie noch niemals zuvor, ließ mich an meinem Verstand zweifeln.
„Ich nehme nicht an, dass du irgendwelche Dummheiten beabsichtigst, jetzt wo wir deine Freunde haben.“
„Bis vor kurzem waren sie auch deine Freunde“, hielt ich ihr kühl entgegen.
„Ja, das glaube ich sogar.“ Ihre Stimme flatterte einen verschwindend kurzen Moment. „Das Schicksal jedoch macht seine eigenen Pläne, und in diesen ist so etwas wie Freundschaft zwischen uns nicht vorgesehen.“
„So wie es aussieht tatsächlich nicht. Freunde versuchen nämlich nicht, einander umzubringen.“
Sie hielt meinem forschenden Blick stand ohne mit der Wimper zu zucken.
„Vom gestrigen Standpunkt aus gesehen hielt ich es für das Beste, deine Ankunft auf der Feuerinsel doch noch zu verhindern. Es war ein Fehler, anzunehmen, das Schicksal beeinflussen zu
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