Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
Vom Netzwerk:
Trümmerhaufen, ohne Karte, ohne Nahrung und Wasser, einfach in Richtung Norden. Ich nahm mir fest vor, diesem Opreju niemals mehr die Oberhand zu überlassen, mich eher umzubringen, als es erneut geschehen zu lassen...“ Rob hielt inne. Seine Lippen bebten.
    „Was ist dann geschehen?“
    Rob sah mich traurig an.
    „Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin, wie viel Zeit vergangen ist, seit ich Hyperion verließ. Ich weiß nicht einmal mehr, ob ich mich gegen das Tier wehrte... nichts. Alles ist wie ausgelöscht. Irgendwann lag ich am Ufer dieses verfluchten Sees. In Lumpen. Meine Kleidung war völlig ruiniert, sie sah aus, als wäre ich tagelang durch Dornengestrüpp gekrochen. Die Schuhe durchgelaufen. Mein Körper – übersät mit Wunden. Alles tat weh. Jede Bewegung schmerzte. Stundenlang lag ich bei vollem Bewusstsein da, unfähig einen Finger zu bewegen. Nur der Verstand arbeitete. Jack, ich war so verzweifelt, so am Ende. Und dann dieser Hunger. Ich erinnerte mich nicht, wann ich das letzte Mal etwas gegessen hatte. Ich kroch auf allen Vieren herum wie ein Reptil und buddelte im Uferbereich nach irgendetwas Essbarem. Dann spiegelte sich mein Gesicht im See wider. Jack, ich wollte nur noch sterben... ich konnte nicht glauben, was ich sah.“
    Robs Augen füllten sich mit Tränen, sein Gesicht verzog sich zu einer unbeschreiblichen Maske aus Trauer und Verzweiflung.
    Ich schluckte hart und legte den Arm um ihn, drückte den alten Mann fest an mich. Sein Körper zitterte wie der eines Fieberkranken, als er weitersprach.
    „Jack, oh Jack, ich sah aus wie unser eigener Vater... ich war um Jahrzehnte gealtert.“
    „Der Bann der Ermeskul“, flüsterte ich. „Der See ist tabu für alle Uzu.“
    „Uzu?“ Rob sah zu mir hoch. Seine Augen, wie ich wiederholt feststellte, waren immer noch die des jungen Robert Schilt. Ich musste hart an mich halten, nicht auch wieder in Tränen auszubrechen.
    „Uzu ist eine allgemeine Bezeichnung für alles fremde Leben auf Gondwana. So jedenfalls interpretiere ich es. Die Gegend hier ist verflucht. Jeder Uzu, der sich dem See nähert, stirbt unweigerlich. Ein Schutzmechanismus der Ermeskul, um zu vermeiden, dass irgendjemand den Ghaia aus dem Exil befreit.“
    „Warum bin ich dann noch nicht tot?“
    „Der Bann wurde lange Zeit ausgesprochen, bevor die Menschen Gondwana besiedelten. Er wirkt nicht bei uns, jedenfalls berichtete Cantrell es so. Du selbst bist eigentlich immun, nur der Opreju in dir nicht. Er stirbt.“
    „Diese Geschichte ist mir auch geläufig. Seitdem frage ich mich unzählige Male, ob ich noch eine Chance hätte, wenn ich diesen verwünschten Ort verließe, oder ob der Opreju wieder erstarkte, wenn ich es täte. Vielleicht muss ich auch nur warten, bis er tot ist und alles wird wieder gut?“
    Die Hoffnung in Robs Augen tat weh. Auch ich wollte es glauben. Doch wenn es stimmte, was Cantrell gesagt hatte, bildeten Rob und der Opreju eine Einheit, und der Tod des einen bedeutete gleichzeitig den des anderen.
    So wie bei mir…
    Ich betrachtete meinen Bruder, sah die unausgesprochene Bitte in seinen Augen, ihn von hier fort zu bringen und konnte doch nichts tun. Ich war selbst ein Gefangener und jeder Gedanke an Flucht bloßes Wunschdenken. Aber immerhin existierte dieser Gedanke, was bedeutete, noch nicht vollkommen kapituliert zu haben.
    „Wenn wir nur hier raus könnten!“ Ich spürte Widerstand in mir wachsen, das Schicksal kampflos anzunehmen. Mein Blick wanderte durch unser dunkles Gefängnis und suchte vergeblich nach Schwachstellen.
    „Es gibt einen Gang unter dem See hindurch ans Ufer“, sagte Rob plötzlich.
    Überrascht wandte ich mich zu ihm um. „Woher weißt du das?“
    „Auf diesem Weg kam ich hierher.“
    Ich stutzte.
    „Wie hast du diesen Gang gefunden?“
    „Gefunden kann ich nicht behaupten. Gefunden haben mich andere. Irgendwann standen sie vor mir. Vier Gestalten. In meinem Wahn dachte ich, du wärst einer von ihnen. Aber es waren nicht einmal Menschen, es waren Skiavos. Ich kann nicht behaupten, dass sie sehr freundlich gewesen sind, als sie mich aufforderten, ihnen zu folgen. Natürlich konnte ich es nicht, ich war ja nicht mehr in der Lage, aufrecht zu stehen. Also trugen sie mich. Keine Ahnung wie lange. Wir erreichten eine kleine Siedlung, alles Ruinen, alles zerstört. Eine winzige Kopie Hyperions. Im Keller eines eingefallenen Hauses befindet sich der unterirdische Zugang zu dieser Passage

Weitere Kostenlose Bücher