Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
Vom Netzwerk:
zweiten Ich. Und doch war er immer bei mir auf meinem langen Weg in die Traumzeit.
    Wir waren eins.
     
    Flackerndes, schneeweißes Licht umgab mich, als ich die Augen aufschlug. Verwundert sah ich um mich. Das Floß war eingehüllt in einen Kokon aus mattem, seidenfarbenem Licht.
    Krister und Luke lagen wie umgestoßene Kegel übereinander und schliefen tief und fest. Vom Rand des Floßes aus blickte ich durch den merkwürdigen Lichtmantel hindurch. Draußen herrschte pechschwarze Dunkelheit. Zu meinen Füßen sah ich Wasser plätschern. Wir befanden uns offensichtlich weiterhin auf dem Fluss. Furchtbarer Sturm peitschte die Fluten. Doch innerhalb des Lichtkreises war es windstill und ruhig. Das Floß trieb sachte dahin, als gingen die entfesselten Elemente es nichts an. Ein entwurzelter Baum flog tonnenschwer vorüber, streifte den Lichtkegel, prallte geräuschlos an ihm ab und verschwand wieder im Dunkel der Taurinacht. Unbeeindruckt von all dem trieb unser Gefährt leise schaukelnd weiter. Ich ließ mich neben den Gefährten nieder und betrachtete Lukes Gesicht. Die rote Färbung war verschwunden. Sanft hob und senkte sich sein Brustkorb.
    Der Sentry hatte Wort gehalten.
    Nun hatte ich keine andere Wahl mehr, als es ihm gleichzutun.

39 FREMDES LAND
     
    Wie lange die Taurinacht andauerte, enzieht sich meiner Kenntnis. Es mochten Wochen gewesen sein, vielleicht Monate. Irgendwann gelang es mir endlich, den zähen Schlaf abzustreifen, der mich von einigen wenigen kurzen Wachzeiten abgesehen immer wieder niedergerungen hatte.
    Ich mochte vielleicht geschlafen haben, doch der Kampf war weitergegangen. Kein Kampf mehr um Leben und Tod. Der war entschieden, nicht zu Gunsten der Menschen und daran ließ sich nichts mehr ändern, so sehr ich auch darum bat. Dafür war es zu spät. Für meine Gefährten focht ich jedoch unnachgiebig weiter. Umgeben von bedrohlichen und doch merkwürdig vertrauten Schatten, die wie eine graue Nebelbank wirkten und in deren Mitte ich mich befand, vertrat ich allein und furchtlos meinen Standpunkt.
    Was hatte ich eigentlich noch zu verlieren? Mein Leben. Das Leben meiner Freunde. Die beiden letzten Menschen, die mir geblieben waren und die es genauso verdient hatten, für den Erfolg entlohnt zu werden. Ohne sie hätte der Ghaia mit Sicherheit überdauert, sein Gefängnis schon verlassen, die Herrschaft über ganz Gondwana angetreten und die Ermeskul hinabgedrängt in die tiefsten Tiefen ihrer dann der Vergangenheit angehörenden Schattenwelt.
    So trug ich es vor, sprach mit jener gestaltlosen Nebelwand, deren einzige Reaktion darin bestand, mal mehr, mal weniger zu erschaudern. Immerhin wurde mir Gehör geschenkt wurde. Auch erachtete ich den Sentry weitgehend auf meiner Seite. Sein Verrat an mir wog schwer und ich forderte Wiedergutmachung. Insofern so etwas überhaupt möglich war. Konnte man die Auslöschung Tausender Menschenleben jemals abfinden?
    Die Ermeskul begriffen die Uzu, zu denen die Menschen nun einmal zählten, seit eh und je als wuchernde Geschwüre, an denen ihre erkrankte Welt stumm litt. Und ich verstand sie. Angesichts der schrecklichen Dinge, die im Namen der Menschheit auf Gondwana vorgefallen waren, befanden sich die Ermeskul uneingeschränkt im Recht. Niemals hätten die Menschen eine wie auch immer geartete Konkurrenz geduldet, wäre die Situation umgekehrt gewesen. Insofern hatten die Ermeskul streng genommen beachtliche Langmut erkennen lassen, wenn auch sie vermutlich anders reagiert hätten, wäre es ihnen möglich gewesen.
    Was hätte es mich vor einem halben Jahr noch gekümmert, würde ich erfahren haben, der letzte Ermeskul sei vernichtet worden? Heute war die Situation eine andere. Ich hatte Zusammenhänge verstanden und begriffen, welch zerstörerische Macht die Unwissenheit darstellt. Wie unwissend waren wir Menschen gewesen!
    Die Ermeskul hörten mich geduldig an. Am Ende waren sowohl Aggression als auch jeglicher Kampfeswille von mir gewichen. Erschöpft und seltsam erleichtert stand ich da, auf eine Reaktion der alten und neuen Herren Gondwanas wartend.
    Unvermutet vernahm ich das weit entfernte, muntere Zwitschern von Vögeln, die nach langer Nacht den dämmernden Morgen begrüßten. Dann, geräuschlos, lösten sich die grauen Schatten auf. Allein blieb ich zurück, umgeben von hellem Licht, ähnlich dem Lichtkegel, der das Floß umgeben hatte, bis ich bemerkte, mich wieder auf ihm zu befinden. Als das Licht jäh erlosch, hüllte mich bedrohliche

Weitere Kostenlose Bücher