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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Dunkelheit ein, eine Schwärze, die in ihrer unbarmherzigen Undurchdringlichkeit nur noch Raum für eine erdrückende Empfindung ließ: Furcht. Die Urangst vor der niemals enden wollenden Finsternis.
    Hilflos wie ein Kind ging ich in die Knie und rollte mich zusammen, den Kopf schützend mit beiden Armen umgreifend. Was, wenn es nie mehr hell werden würde? Doch aus der Entfernung vernahm ich sie noch immer, die singenden Stimmen der Vögel, unendlich weit weg, vielleicht zu weit, um Trost spenden zu können, aber dennoch hörte ich sie und ihr Klang schenkte mir die Gewissheit, nicht völlig alleine zu sein.
     
    In meinem Schädel rauschte es wie bei schwerer Brandung. Blinzelnd rieb ich die schmerzenden Augen
    Tageslicht.
    Wo war ich?
    Das Floß lag auf einer Sandbank, wenige Meter vom Ufer entfernt. Üppiges Grün soweit ich schauen konnte. Keine Spur mehr von Asche oder Dunkelheit. Am östlichen Horizont glaubte ich das Meer zu sehen. War es die Tethys? Die Xyn stand im Zenit, als sei nie etwas geschehen, als hätte es die Taurinacht nie gegeben, und ich lächelte. Wie ich ihren Anblick ersehnt hatte!
       Ein kleiner, blassgelb schimmernder Ringplanet zeigte sich über dem südwestlichen Horizont, mit bloßem Auge gerade noch erkennbar. So weit bist du also schon wieder fort, Tauri, du Gestirn der Dunkelheit. So irrsinnig fern, so verschwindend klein, so unbedeutend. Und doch warst du eben noch zum Greifen nahe, dein schicksalhafter Einfluss ebenso ausschlaggebend wie der verheerende Vulkanausbruch, der das Antlitz Gondwanas für immer verändert hatte und den wir ohne die Hilfe des Sentrys mit Sicherheit nicht überlebt hätten.
    Ich rechnete nach. Zugrundelegend, dass Tauri mit derselben Geschwindigkeit entschwand, mit der er gekommen war, mussten Monate vergangen sein, seit der Sentry Abschied genommen hatte. Unfassbar, aber es sah tatsächlich so aus, als wären wir seitdem in tiefem Schlaf gelegen.
    „Jack.“ Krister richtete sich auf, die konsternierten Augen reibend. „Was ist geschehen?“
    Ich schloss ihn erfüllt von Freude und Dankbarkeit in die Arme. Er lebte. Ich war nicht allein. Die Ermeskul hatten die Prophezeiung korrigiert.
    „So viel ist geschehen, mein Freund. So unendlich viel.“
    „Wo mögen wir sein?“
    „Ich weiß es nicht. Noch immer auf dem Taor, nehme ich an.“
    Dann stand Luke vor uns. Kerngesund, wohlauf und mit rosiger Gesichtsfarbe wie am Anfang unserer Reise in die ungewissen Weiten Gondwanalands. Sein Antlitz wirkte erfahrener, gereifter. Mit beiden Armen zog ich ihn heran und erdrückte den armen Kerl fast in einer mächtigen Umarmung.
    „Ich bin so verdammt froh, dass deine Birne nicht mehr wie eine Tomate aussieht“, sagte ich freudestrahlend, in verständnislose Augen blickend.
    „Birne? Tomate?“ Luke grinste. Seine verlorene Jungenhaftigkeit kehrte für einen verschwindend kurzen Augenblick zurück. „Du bist hungrig, habe ich Recht? Gott, dröhnt mir der Schädel, als hätte ich mehrere Nächte am Stück durchgezecht. Wo sind wir? Nicht mehr auf der Feuerinsel?“
       Ich sah ihn fest an.
    „Was ist das letzte, woran du dich erinnerst?“
    Luke kratzte sich ausgiebig am Hinterkopf, bevor er antwortete.
    „Die Erde bebte. Irgendetwas krachte mir auf den Schädel. Ja, das ist alles, was ich noch weiß. War ich lange weggetreten?“
    „Ein ganzes Leben lang“, gab ich ihm zur Antwort.
     
    Wir ließen das Floß zurück und folgten dem Taorsund zu Fuß in östliche Richtung, bis die gute alte Tethys vor uns lag. Von da an war der Weg klar: über die Nadra Bay nach Norden, durch die Lücke der Misty Mountains hindurch und am Io entlang bis nach Kelvin. Mich trieb vorwiegend die Hoffnung, dort Überlebende der Taurinacht zu finden.
    Nichts war uns geblieben, nichts außer den Resten zerfetzter Kleidung, die wie Fremdkörper an uns klebten. Wir hatten weder Waffen noch Decken noch sonst etwas, waren im wahrsten Sinne des Wortes nackt und bloß. Ausschließlich Lukes überragendes Wissen versorgte uns mit Nahrung. Ihm verdankten wir es, Angmassab überhaupt zu erreichen. Grünzeug, Beeren, Wurzeln und Pilze hielten uns am Leben.
    Die Landschaft hatte sich erstaunlich verändert. Küsten wirkten, als wäre der Meeresspiegel um Meter angewachsen. Spärliche Vegetation bedeckte zögerlich kahlgeschorene Flächen, die der Ozean bei seinem Rückzug wieder freigegeben hatte. Ganze Wälder waren zerstört, niedergedrückt oder verstümmelt von Windgeschwindigkeiten

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