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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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die Trümmer gemauerter Fundamente von der Existenz der Siedlung. Nicht nur das Dorf selbst war verschwunden, auch die Felder, Stallungen und Nutztiere, die den relativen Wohlstand Kellswaters ausgemacht hatten. Wortlos standen wir drei Rückkehrer aus der Hölle auf einem zerfurchten Grasteppich, auf der einst ein Dorf gestanden hatte und blickten hilflos um uns. Wie fremd und beziehungslos dieses ehedem vertraute Stück Land erschien!
    Luke war ein wenig weiter in Richtung des Hains gelaufen, der einst hinter Lauras Hütte begann und dessen entwurzeltes und verdorrtes Nadelgehölz in aller Deutlichkeit zeigte, welche Naturgewalten hier getobt hatten.
    „Der Erdboden ist auf einer Länge von mehreren hundert Metern aufgebrochen, als wäre hier jemand mit einem monströsen Pflug durchgegangen“, berichtete er. „Der Riss zieht sich mitten durch den Hain.“ Er legte eine Hand auf meine Schulter. „Es tut mir so leid, Jack. Ich mochte Laura.“
    Ich nickte ihm müde zu. Wie sehr ich abstumpfte! Nach Robs Tod, diesem ultimativen Verlust, glaubte ich, nie mehr um einen Menschen weinen zu können, meine Gefühlswelt für immer und für alle Zeiten abgetötet. Doch sollte ich irren. Lauras Verlust schmerzte auf verwirrend andere Weise. Er berührte mich an offensichtlich noch gut durchbluteter Stelle. Wie berechnend sich der Schmerz exakt diese letzte Zuflucht meines Menschseins aussuchte! Wie eiskalt und berechnend!
    Ich entfernte mich von den Gefährten und ließ der Trauer um Laura freien Lauf. Dabei wusste ich irgendwann gar nicht mehr, ob ich um sie oder mich weinte. Wahrscheinlich um beide. Ich weinte in erster Linie wohl um das verlorene Leben, das vor mir hätte liegen können, um die Geborgenheit an der Seite einer liebenden Gefährtin, um meine Söhne, die nie geboren werden sollten. Die Einsamkeit der weiteren Zukunft ahnend, verwandelte sich mein waidwundes Herz zu Stein. Hatte mir die Feuerinsel „nur“ den Bruder genommen, nahm mir Kellswater die letzte Unze Urvertrauen in dieses Dasein und diese Welt.
    Irgendwann gewahrte ich Krister neben mir. Wir sahen einander an – zwei vom Leben früh gebrochene Menschen. Verräterische dunkle Spuren auf seinen Wangen. Tatsächlich habe ich ihn später nie wieder weinen sehen. Auch er vergoss seine letzten Tränen in Kellswater.
     
    Wir ließen das zerstörte Dorf fluchtartig hinter uns. Ich wollte die Nacht nicht in seiner Nähe verbringen. Luke hatte in den Trümmern ein altes Messer gefunden, dessen abgebrochener Schaft der eigentlichen Funktionalität jedoch nur bedingt im Wege stand. Stolz zeigte er den Fund. Wie ich ihn um seine Rossnatur beneidete! Nichts schien ihn aus der Bahn werfen zu können, und wenn doch, rappelte er sich wieder hoch und weiter ging es. Unerbittlich vorwärts, was auch immer kommen sollte. In dieser Hinsicht erwies sich der Jüngste als der Stärkste von uns dreien.
    Manche Male wandte ich mich noch um, wie an jenem weit entfernten Tag, an dem ich Kellswater zum erstenmal verlassen hatte. Doch Kellswater und seine Bewohner existierten nicht mehr.
     
    Wir benötigten etliche Tage für die Strecke von Kelvin nach Hyperion, wahrscheinlich waren es zehn, eher mehr. Nichts trieb mehr an, im Gegenteil, die Angst vor dem, was zuhause wartete, verlangsamte unsere Schritte. Zudem überraschte uns kräftiger Regen am Mount Cann, an dem wir aufgrund mangelhafter Orientierung überraschend herauskamen. Die üble Wetterlage erforderte einen Zwangsaufenthalt von einer halben Woche. Das sinnlose Herumsitzen zehrte noch mehr an den Nerven und gab meinem rastlosen Gehirn weiteren Anlass zu ausschweifender Tätigkeit. Irgendwann zwang ich mich eisern, an nichts mehr zu denken, eine Technik, die ich zu schätzen lernte und die mir in der Zukunft noch manch guten Dienst erwies. Nichts sollte mich im Verlauf meines weiteren Lebens mehr so sehr ängstigen wie die zerstörerische Kraft des ewig ruhelosen Geistes.
     
    Schon von weitem bemerkten wir die grundlegende Veränderung, die Hyperion erfahren hatte. Von der Stadt gab es jetzt gar keine Spuren mehr. Ich staunte nur noch wenig, als wir uns weit genug genähert hatten, um Einzelheiten zu erkennen. Kein Stein befand sich mehr auf dem anderen, nicht ein einziges Haus stand noch. Stattdessen blickten wir auf eine weite, kahle Ebene, die den vagen Anschein erweckte, irgendwann besiedelt gewesen zu sein. Sogar der einst zugebaute Berghang war leergewaschen. Nur eine vernichtende, Dutzende von Metern

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