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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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misstrauten wir einander, als fürchteten wir unsere eigenen Worte. Erst nach und nach lösten sich die Zungen, zögerlich zunächst und auf das Wesentliche beschränkt. Der Bau einer Hütte erfordert jedoch eine gewisse Kommunikation, und so lernten wir zaghaft wieder zu sprechen. Die gemeinsame Arbeit, das gemeinsame Ziel, brachte uns abermals zueinander. Das Eis brach zu einer Zeit, als sich die Natur für den Winter rüstete. Nicht gänzlich überzeugt von der Sinnhaftigkeit unseres Treibens, aber dennoch zum Überleben entschlossen, beendeten wir das Werk wenige Tage vor dem ersten Schneefall. Stoney Creek erwachte zu neuem wenn auch zaghaftem Leben.
     
    Im Frühsommer des neuen Jahres verfügten wir wieder über ein Boot. Den ganzen Winter über hatte ein komplett in sich zurückgezogener Krister Bergmark jede freie Minute an seiner Fertigstellung gearbeitet. Die wenigen zur Verfügung stehenden Werkzeuge erwiesen sich für den Bootsbau unzureichend, dennoch gelang ihm mit viel Einfallsreichtum und nahezu zwanghafter Verbissenheit das beinahe Unmögliche. Die Bay of Islands so bald wie irgend möglich nach Überlebenden abzusuchen war zur fixen Idee geworden, einer Manie, die sich Krister nicht mehr aus dem Kopf schlagen ließ. Ich bin mir im Unklaren, ob er Savas Tod jemals akzeptiert hatte.
    Sobald Wind und Wetter es zuließen, setzten Krister und ich nach Radan über. Anfangs bestand er starrsinnig darauf, alleine loszuziehen. Es kostete Überzeugungsarbeit, ihn davon abzubringen. Auch wenn ich nur wenig Lust verspürte, diesem sinnlosen Unterfangen beizuwohnen, wusste ich doch, wie viel es Krister bedeutete. Und ich wollte ihn auffangen, wenn sich seine letzten Hoffnungen in Luft auflösten. Luke blieb nur zu gerne zurück, er stand vor der selbstgesteckten Aufgabe, ein Feld anzulegen. Nicht ein einziges Nutztier stand ihm zur Verfügung, um den hartgebackenen Boden aufzubrechen. Hier kam sein selbstgefertigter Pflug zum Einsatz. Auch er war den Winter über nicht untätig gewesen.
    Vergebens suchten wir sowohl auf Radan als auch auf Auckland nach menschlichen Spuren. Nicht der geringste Hinweis fand sich. Innerhalb einer knappen Woche umsegelten wir beide Inseln, liefen zahllose Buchten an und unternahmen Dutzende von Landgängen.
    Nichts.
    Krister ritzte Zeichen in unzählige Bäume, hinterließ eindeutige Spuren wo immer er konnte. Er ließ nichts unversucht. Obwohl wir ohne jeden Erfolg zurückkehrten, zeigte er sich unverbesserlich optimistisch. Im Laufe des Sommers weiteten wir den Aktionsradius auf alle Inseln zwischen Apago und Geirfuglasker aus. Sogar die kleine Riukiu, jenen desolaten Steinhaufen am östlichen Ende der Bay of Islands, ließen wir nicht links liegen.
    „Wenn sie nicht hier sind, müssen wir eben noch weiter nach Norden raus“, meinte Krister stur.
    Ich stöhnte hörbar.
    „Wie weit nach Norden? Bis nach Ogul? Oder Bendor?“
    Beide Inseln lagen bereits außerhalb des inneren Rings der Bay of Islands – und damit mitten in der unendlich weiten und unberechenbaren nördlichen Tethys. Für Reisen dieser Art benötigten wir ein größeres und vor allem hochseetüchtiges Boot. Alles andere grenzte an tödlichen Leichtsinn. Glücklicherweise verfolgte Krister meinen Gedankengang nicht weiter.
    Wir kamen überein, uns bis in den Herbst hinein auf die Küsten der December Bay zu konzentrieren, vor allem auf die fruchtbare Halbinsel Aló, jenen Landzipfel Cimmerias, der sich wie ein Speer in die December Bay bohrte und ihre westliche Grenze markierte. Dieser Ort erschien nicht nur mir als idealer Platz für einen Neuanfang, wollte man die Inseln einmal außer Acht lassen.
    In all dieser Zeit ließen wir Luke allein in Stoney Creek zurück. Was er in jenem ersten Sommer nach unserer Rückkehr leistete, verdiente Hochachtung. Während Krister und ich monatelang vergeblich die weitläufigen Küsten nach Überlebenden durchforsteten, widmete er sich voll und ganz dem Anbau von Feldfrüchten. Ihm verdankten wir es, im folgenden Winter nicht Hungers zu sterben. Im Gegenteil. Der Vorrat an Kartoffeln, Mehlwurzeln und süßen Rüben übertraf sogar den Bedarf. Die Große Flut mochte alle Spuren der Menschen auf immer verwischt haben. Im Erdboden fanden sich jedoch genügend Überreste ihrer Kultur, die jeden Frühling neu austrieben. Das Land versorgte seine letzten Überlebenden wie eh und je. Wenigstens in dieser Hinsicht lernten wir wieder zu vertrauen.
    Im Spätsommer kurz vor Beginn der

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