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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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befolgten diesen Rat und legten uns flach auf die Planken, während Krister der Meute den Rücken zuwandte.
    In diesem Augenblick schob sich eine freundliche schwarze Wolke vor den aufgehenden Ebrod. Von Sekunde zu Sekunde nahm das Licht ab. Unsere Verfolger näherten sich. Aufgebrachte Stimmen zerrissen die Stille der Nacht. Einige wenig Gutes versprechende Satzfetzen drangen über das Wasser bis an meine Ohren. Im Schutz der Dunkelheit trieben wir langsam aber stetig immer weiter aufs Meer hinaus.
    Als die wenigen flackernden Lichter Van Diens am Horizont verschwammen, gingen wir davon aus, nicht mehr in Gefahr zu schweben. Selbst wenn einige Boote die Verfolgung aufnähmen, jetzt in der Nacht standen unsere Chancen bestens, nicht mehr entdeckt zu werden. Die Aufregung an Bord legte sich.
    „Aus dem Vorräte aufstocken wird jetzt wohl nichts mehr“, resümierte ich sarkastisch. „Der ganze Umweg war für die Katz!“
    „Ich halte es für keine gute Idee, noch einmal umzudrehen und wegen ein paar Laiben Brot mein Leben zu riskieren. Ich denke, ich muss dir nicht extra verbieten, Van Dien bei der Rückfahrt anzulaufen, Luke, nicht wahr?“
    Ich sah Lukes Gesicht aufgrund der Dunkelheit zwar nicht, war mir aber seines breiten Grinsens sicher, als er antwortete: „Ich gedenke nicht nur das Boot sondern auch mich heil und gesund wieder nach Stoney Creek zu bringen.“
    „Gutes Tier!“ Damit war dieses Thema für Krister beendet.
    Nun stellte sich die Frage, wie wir die Nacht verbringen wollten. Es wäre nicht die erste, die ich auf einem Boot verbrächte. Das Festland lag freilich nicht weit entfernt in östlicher Richtung, doch mitten in der Nacht zu versuchen, an einer unbekannten Küste zu landen, grenzte an Wahnsinn. Die See versprach ruhig zu bleiben. Auch der Himmel sah nicht so aus, als wollte er in den kommenden Stunden ein Unwetter ausbrüten. Also wählten wir die unter diesen Umständen einfachste Lösung: eine Nacht auf dem offenen Meer. Das versprach nicht sehr bequem zu werden.
    Um das Boot zu sichern, war es unerlässlich, Wache zu halten. Ich erklärte mich bereit, die erste zu übernehmen, da ich aufgrund der vorangegangenen Ereignisse sowieso nur wenig Müdigkeit verspürte. Luke und Krister legten sich auf die Planken und schliefen ein. Mit dem Ruder fest in der Rechten blieb ich auf nordöstlichem Kurs. Der Wind ließ noch weiter nach, was ich gleichwohl begrüßte.
    Meine Gedanken schweiften ab. Ich fragte mich irgendwann, warum der letzte Kontakt zu anderen Menschen ein derart feindseliger gewesen war. Hatten wir uns falsch verhalten? Musste ich mir etwas vorwerfen? Ich erkannte jedoch keine eigenen Fehler. Sich zur Wehr zu setzen durfte uns niemand vorwerfen.
    Mit einem Ruck schreckte ich hoch. Irgendetwas Großes war mit der Unterseite des Bootes in Kontakt gekommen. Leichtes Raunen ging durch die Querspanten, als sich der Kahn für einen Moment sacht nach steuerbord neigte. Hatte uns eine einsame Woge längsseits gestreift? Unwahrscheinlich, die Meeresoberfläche schimmerte wie ein glatter Spiegel im Mondlicht. Ich tippte auf einen neugierigen Ichthyon und lauschte aufmerksam. Aber alles war wieder ruhig.
    Kurz bevor mich die Müdigkeit zu übermannen drohte, weckte ich Krister, der ohne zu murren die nächste Wache übernahm. Todmüde legte ich mich nieder und schlief noch in der Bewegung ein.
    So endete ein langer Tag, der eigentlich in der sicheren Obhut eines einladenden Gasthauses in einem weichen Bett hätte ausklingen sollen, auf den harten Planken unseres Bootes, das sanft durch die Weiten der Moa Bay in Richtung offene Tethys schaukelte.

07 ERGELAD
     
    Der neue Tag empfing uns Reisende von seiner freundlichsten Seite. Kein Wölkchen trübte den nahezu pathetisch strahlend blauen Himmel. Die blendende Sonnenscheibe schickte schon vom frühen Morgen an wärmende Strahlen, die unsere ausgekühlten Körper mit neuem Leben erfüllten.
    Als ich die Augen aufschlug, lag Krister noch schlafend neben mir. Über uns flatterte das Hauptsegel leise raunend im Wind. Luke saß achtern und hielt, die geschlossenen Augen himmelwärts gerichtet, das Ruder fest in der Rechten. Ich beobachtete ihn eine Weile. Er schien zu träumen, ein kleines zufriedenes Lächeln lag auf seinen Lippen. Ich kam nicht umhin ihn für einen Moment zu bewundern. Uns trennten nur wenige Jahre, doch hatte ich mich ihm bisher als der Ältere, der ich nun einmal war, stets überlegen gefühlt. Aber stimmte das wirklich?

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