Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
Vom Netzwerk:
zum Besten gab. Ich rannte die Treppe hoch und half ihm beim Zusammensuchen des Gepäcks. Zum Glück hatten wir wenig ausgepackt, und mit ein paar Handgriffen war alles wieder verstaut. Währenddessen erzählte ich mit knappen Worten, was sich zugetragen hatte. Luke zeigte sich bestürzt und verstand sofort. Voll aufgepackt begaben wir uns nach unten. Krister stand an der halb geöffneten Tür und spähte hinaus.
    „Alles ruhig“, flüsterte er. „Die Luft scheint rein zu sein.“
    „Wo ist Amny?“ erkundigte sich Luke.
    „Hat sich irgendwo eingeschlossen. Sie traut uns wohl nicht mehr über den Weg. Los jetzt, Abmarsch! Runter zu den Stegen! Ich hoffe, wir finden in der Dunkelheit das Boot.“
    Wie Verbrecher stahlen wir uns aus der Herberge und marschierten die dunkle Straße hinunter. Kein Mensch kam uns entgegen. Als wir an der Taverne vorbeischlichen, drang kein Laut mehr heraus. Auch hier schien der Abend zu Ende gegangen zu sein.
    Am nordöstlichen Horizont tauchte Ebrod aus dem Meer auf. Noch war der Mond selbst nicht zu sehen, aber sein Vorbote, eine milchig-silberne Aura, kündigte sein baldiges Erscheinen an. Zwar wölbte sich über uns ein nahezu sternenklarer Himmel, und hier abseits der dunklen Gassen war die Umgebung einigermaßen erkennbar, doch waren wir für das zusätzliche Licht dankbar. Die Chancen, das Boot jetzt in der Nacht zu finden, stiegen dadurch erheblich.
    Im Hafen herrschte nur noch wenig Betrieb, eine Handvoll müder Fischer kehrte mit vollen Netzen zurück. Sie hatten offensichtlich den ganzen Tag auf See verbracht und sehnten sich nun nach warmer Mahlzeit und einer Mütze voll Schlaf. Wir gingen an ihnen vorbei ohne dass sie Notiz von uns nahmen.
    Luke schritt unbeirrt voran, er hatte sich unseren Landungsplatz am besten eingeprägt. Bei dem Durcheinander an Piers, Anlegebrücken und festgemachten Booten wollte es mir einfach nicht gelingen, mich zu orientieren.
    „Hier entlang!“ rief Luke plötzlich und sputete zielstrebig auf einen der vielen Stege hinaus. An was auch immer er sich orientiert hatte, blieb mir schleierhaft. Doch das Ergebnis zählte. Ich stand vor unserem Boot, ohne es zu bemerken.
    „Gut gemacht, Luke!“ sagte ich erleichtert. „Wie hast du das nur gemacht? Ich hätte den Kahn in dieser Dunkelheit beim besten Willen nicht mehr gefunden.“
    Kristers Stiefbruder stand mit dem Rücken zum Meer, sein Gesicht lag in tiefem Schatten, doch sah ich zwei Reihen schneeweißer Zähne schimmern. Ganz klar, er grinste über beide Backen.
    „Schön, dass ich mich nützlich machen kann“, sagte er und sprang an Bord. Krister und ich folgten. Es war, als käme ich zuhause an, alles schien wieder vertraut. Die tausendfach eingeübten Handgriffe saßen auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Das Segel war in Nullkommanichts gesetzt, und wir legten ab.
    Keine Minute zu früh.
    Von der Straße her näherten sich mit atemberaubender Geschwindigkeit flackernde Lichter, ein wahrer Fackelzug. Noch konnte ich keine Einzelheiten ausmachen, aber es mussten wohl an die zwanzig Mann sein, die zu den Landungsstegen eilten.
    „Krister, schau dir das an!“ zischte ich.
    „So etwas Ähnliches habe ich erwartet. Wären wir im Mataki geblieben, hätte uns der Mob vermutlich schon gelyncht. Die haben wirklich keine Zeit verloren!“
    Ich schluckte hart. Jetzt erst wurde mir richtig bewusst, in welcher Gefahr wir geschwebt hatten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, würde Luke nicht über die Augen einer Eule verfügen! Naheliegend, dass uns der aufgebrachte Pöbel an Ort und Stelle ohne mit der Wimper zu zucken erschlagen hätte. Dabei waren wir unschuldig in diese Situation geraten. Doch das zählte nicht. Der Fremde ist stets der Verdächtige, der Täter. Womöglich hätte ich daheim in Stoney Creek ähnlich reagiert. Schuldig bis zum Beweis der Unschuld. Ob Zeit geblieben wäre, selbige zu beweisen, durfte bezweifelt werden.
    Einer Eingebung folgend griff ich zu den Rudern, um das Boot zu beschleunigen, doch Krister hielt mich zurück.
    „Besser nicht. Wir verziehen uns lieber so lautlos wie möglich.“
    „Sie werden uns sehen, wenn sie sich am Ende irgendeines Stegs postieren. Wir haben nicht genug Fahrt, der Wind ist zu schwach.“
    „Nein, das würde die Aufmerksamkeit nur auf uns ziehen, Jack. Los, geht auf Tauchstation! Unsere sauberen Fackelträger werden nach einem Boot mit drei Leuten Ausschau halten, warum sollten wir ihnen den Gefallen tun?“
    Luke und ich

Weitere Kostenlose Bücher