Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
gelungen, auch das spätere Aotearoa zu besiedeln? Wenn dies stimmte, musste sich ihr Land einst von Ithra bis Otago erstreckt haben. Demnach war Laurussia ein zentraler Bestandteil ihres Reiches gewesen. Ich musste Luke Recht geben. Es konnten in der Tat die Uhleb gewesen sein. Aber zu welchem Zweck?
Unseren Weg fortsetzend kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hügel an Hügel soweit das Auge reichte. Aus manchen wuchsen wuchtige alte Bäume in merkwürdig anmutender Symmetrie, was nur einen Schluss zuließ: sie mussten einst angepflanzt worden sein. Andere wiederum zeigten sich in trostlos kahlem Zustand und kaum bewachsen.
„Sieht nicht nach Verteidigungswällen oder ähnlichem aus, dazu befinden sich die Dinger zu weit auseinander“, äußerte sich Krister. „Wer oder was auch immer das ganze Gebiet hier umgepflügt hat, ich sehe keinen Sinn dahinter.“
„Jedenfalls keinen offensichtlichen, um ihren ursprünglichen Zweck zu erkennen“, meinte ich. „Wer weiß, wann sie aufgeschüttet wurden, womöglich schon vor Jahrhunderten, wenn es die Uhleb oder ein anderes Urvolk waren.“
Es dauerte nicht sehr lange und wir hatten die Existenz der rätselhaften Geländeerhebungen akzeptiert. Damit entschwanden sie auch mehr oder weniger aus der Wahrnehmung und ich schrieb ihnen nur noch untergeordnete Bedeutung zu.
Ein weiteres Rätsel erwartete uns kurze Zeit später. Wir erreichten das Ufer eines dunklen Sees und guckten sprichwörtlich dumm aus der Wäsche. Es lag dabei weniger an der Tatsache, vor einem nicht kartographierten Gewässer zu stehen, als an den eigenartigen Schloten die zu Dutzenden aus seinen Tiefen aufstiegen und meterhoch aus dem Wasser ragten. In der Tat ein höchst eigenwilliges Bild, das sich uns bot.
„Was ist das denn?“ brach Krister schließlich das staunende Schweigen. „Eine weitere wilde Laune von Mutter Natur?“
„Ich wünschte ich wüsste es“, gab ich zur Antwort, ohne den Blick von den merkwürdigen Gebilden abwenden zu können. „Sieht meiner Meinung nach auch nicht unbedingt so aus, als seien sie auf natürliche Weise entstanden.“
Noch nie hatte ich etwas Vergleichbares gesehen. Würde es sich nur um eine Handvoll Schlote gehandelt haben, hätte der Betrachter zwar auch keine plausiblere Erklärung gefunden, die Existenz dieses Phänomens allerdings leichter hingenommen. Doch es handelte sich um viele, vermutlich an die hundert. Eine Erklärung hierfür ließ sich nicht so einfach aus dem Hut zaubern.
„Sie sind unterschiedlich hoch“, stellte Luke fest. „Womöglich vulkanischen Ursprungs.“
„Und ungleich dick“, fügte Krister hinzu. „Auf den ersten Blick würde ich sagen, sie sind alle einzigartig. Keiner gleicht dem anderen. Das sehe ich mir näher an.“
„Was hast du vor?“
„Nach was sieht es aus?“ Krister entkleidete sich und schlüpfte aus seinen Stiefeln.
„Du willst doch wohl nicht da hinausschwimmen?“
„Warum nicht? Das Wasser wird angenehm warm sein. Ein Bad könnte dir auch nicht schaden, Jack. Seit wie vielen Tagen haben wir uns nicht mehr gewaschen? Es ist an der Zeit, wir muffeln ja schon wie eine Hammelherde. Und ganz nebenbei lüften wir vielleicht sogar das Rätsel dieses geheimnisvollen Sees.“
Luke warf bereitwillig den Rucksack ab. „Ich komme mit!“
Krister zuckte mit den Achseln. „Meinetwegen. Was ist mit dir, Jack?“
Ein reinigendes Bad stellte natürlich eine Verlockung dar und nicht nur eine willkommene Entschuldigung, sich unter Umständen in unnötige Gefahr zu begeben. Geheuer war mir dieser Tümpel dunklen Wassers nicht, aber auch meine Neugierde meldete sich nun zu Wort – und ihr zu widerstehen hatte sich von jeher als schwierig erwiesen.
„Gehen wir baden!“
Der See war damit einstimmig freigegeben.
Krister warf sich als erster in die wie vorhergesehen angenehm temperierten Fluten und kraulte mit kräftigen Arm- und Beinschlägen voraus. Baden stand offensichtlich nicht im Vordergrund seines Interesses. Er wollte so schnell wie möglich einen der kuriosen Schlote erreichen. Ich nahm die Verfolgung auf, konnte seinen Vorsprung jedoch nicht aufholen. Krister war und blieb der bessere Schwimmer von uns beiden. Erstaunt stellte ich fest, immer noch Boden unter den Fußsohlen zu spüren. Als tief konnte dieses Gewässer durchaus nicht bezeichnet werden. Selbst hier in seiner Mitte vermochte ich noch bequem zu stehen.
Mit gedämpftem Triumphgeheul (wir hatten vereinbart, aus
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