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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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zuckten die ersten Blitze, deren greller Schein den dunklen Wald für Bruchteile von Sekunden gespenstisch erhellte. Für einen Augenblick sah ich die mehr oder weniger abgebrühten Gesichter meiner Gefährten in blaues Licht getaucht, bevor der finstere Vorhang wieder fiel. Entferntes Donnergrollen drang bedrohlich an unsere Ohren. Drückende, feuchtheiße Luft lastete wie unerträgliches Gewicht auf unseren Schultern. Sogar den schier unermüdlichen Moskitos war es wohl zu heiß, sie stellten in dieser stickigen Nacht die Jagd auf uns ein.
    In Schweiß gebadet lag ich teilnahmslos auf meiner Decke und sandte den Blick hinauf in das Dach des Waldes. Hin und wieder von gleißendem Licht durchzuckt, gab es bizarre Einzelheiten preis. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis sich die Schleusen öffneten. Der Wind trug den schweren Geruch des Regens bereits mit sich.
    Unter einem ausladenden Farnbaum hatten wir das Lager aufgeschlagen, dessen unbestreitbar dichtes Blattwerk mir bald nicht mehr als Ideallösung erschien. Für einen Standortwechsel war es allerdings zu spät. Wir mussten wohl oder übel an Ort und Stelle verweilen und das Beste hoffen. Tatsächlich fielen die ersten dicken Tropfen erst bei Morgengrauen, so war uns eine trockene, wenn auch durch die feuchte Hitze schwer beeinträchtigte Nachtruhe zuteil geworden. Geräuschvoll gleich winzigen Bomben kollidierten sie mit dem immensen Blätterdach über unseren Köpfen. Von überall her setzte Vogelgesang ein. Die Waldtiere begrüßten mit Erleichterung den Wetterumschwung. Das monotone Summen von Abertausenden Zikaden steigerte sich in ekstatische Höhen. Es dauerte eine Zeitlang, bis der Regen das Blattwerk penetrierte und den dürstenden Waldboden erreichte. Dann allerdings prasselte er unkontrolliert hernieder, ein unausweichliches Bombardement, dem zu entgehen wir keine Chance hatten.
    Mit dem aufkommenden Wind sank die Temperatur spürbar. Die Kronen der Bäume gerieten mächtig in Aufregung, als der Sturm wie ein Berserker durch das Astwerk peitschte. Schon stürzten erste Äste, die dem Sturm im Blätterdach nicht länger trotzen konnten, geräuschvoll herab.
    Wir kämpften uns mehr schlecht als recht voran. Das spärliche Tageslicht, durch die tief hängenden Gewitterwolken noch gedämpfter als sonst, machte eine Orientierung so gut wie unmöglich. Bis auf die Haut durchnässt, von fallenden Objekten bedroht, über Wurzeln und Schlingpflanzen stolpernd, hielten wir vor uns hin fluchend eine gewisse Zeit durch. Doch es dauerte nicht sehr lange, bis klar wurde, dem Unwetter nicht davonlaufen zu können.
    Im Inneren eines absterbenden Baumriesens fanden wir endlich Zuflucht. Die untere Hälfte seines wuchtigen Stammes präsentierte sich hohl und auf den ersten Blick fragil. Wie es dem Baum gelang, sich in diesem Zustand gegen Wind und Wetter zu behaupten, blieb ein Rätsel. Dankbar nahmen wir den Unterschlupf an und kauerten uns in seinem muffig riechenden Inneren zusammen, während sich der sintflutartige Wolkenbruch weiter und weiter steigerte. Der Lärmpegel schwoll derart an, dass wir unser eigenes Wort nicht mehr verstanden. Dankbar ob der Tatsache in diesem naturgewaltigen Durcheinander überhaupt einen einigermaßen trockenen Platz gefunden zu haben, hockten wir da und sahen zu, wie die Welt um uns herum versank.
    Stunden vergingen. Wiederholt hörte es sich so an, als ließe der Niederschlag nach, doch handelte es sich nur um eine kurze Atempause. Wir mussten uns wohl oder übel damit abfinden, noch ein wenig länger im Inneren des Baumes aushalten.
    „Wie lange sitzen wir jetzt schon hier fest?“ hörte ich irgendwann Lukes unglückliche Stimme. „Ist schon wieder Nacht?“
    Ich zuckte mit den Achseln. Es würde mich nicht gewundert haben, wenn sich der Tag bereits wieder dem Ende zuneigte. Genügend Platz zum Schlafen bot unsere Notunterkunft jedenfalls nicht, soviel stand fest. Mir graute nicht wirklich davor, die Nacht sitzend zu verbringen, aber es wollte mir auch nicht gelingen, diesem Gedanken etwas Erfreuliches abzuringen.
    Krister schien Ähnliches durch den Kopf zu gehen.
    „Das kann eine heitere Nacht werden. Meine Beine fühlen sich jetzt schon an, als existierten sie nicht mehr, kein Wunder, so zusammengekauert wie wir hier herumhocken. Wie wollen wir das mit dem Schlafen regeln?“
    Raum zum Schlafen bot der Baum nur für eine Person.
    „Sollte es soweit kommen, werden wir es auslosen, nehme ich an.“
    Und es kam soweit.

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