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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Sicherheitsgründen so wenige Geräusche wie nur möglich zu verursachen) erreichte Krister den ersten Schlot, klammerte sich mit der Rechten daran fest und schickte die linke Faust gen Himmel. Im nächsten Moment schraubte er seinen Oberkörper aus dem Wasser und begann mit der Eroberung. Jetzt, mit dem an ihm hochkletternden Krister, wirkte das Objekt unserer Begierde längst nicht mehr so beeindruckend wie noch aus der Distanz.
    „Das Ding ist hohl“, hörte ich ihn rufen, noch bevor ich heran war.
    Hohl... das klang interessant.
    „Was siehst du?“
    Krister thronte in fünf Metern Höhe auf der Spitze des Schlotes wie auf einem Hochsitz. Gebannt spähte er in sein Inneres. „Komm hoch und sieh selbst.“
    Das tat ich. Vielleicht nicht ganz so geschickt, aber gleichwohl behände genug um mich nicht schämen zu müssen. Welche Art Gestein mochte es sein, das ich da unter meinen Händen und Füßen spürte? Seine raue, rostbraune Oberfläche wies violett glänzende Einschlüsse auf, die wie eingelassene Edelsteine funkelten. Zudem fühlte es sich fremdartig an, unerklärbar anders. Mir wurde klar, Material wie dieses noch nie berührt zu haben.
    „Tuffstein! Das habe ich mir gedacht!“
    „Spiel dich nicht auf“, wies Krister Luke sogleich zurecht. Beharrlich missfiel es dem Älteren, wenn der Jüngere Erklärungen für rätselhafte Erscheinungen so offensichtlich mühelos aus dem Handgelenk schüttelte. „Was erfindest du da für alberne Namen?“
    „Es ist Tuffstein“, protestierte Luke mit ebenso unvermeidlich gekränkter Stimme. „Mit relativ hohem Quarzanteil, wie man sehr deutlich sehen kann. Ich tippe auf Rosenquarz.“
    „Ich tippe auf Rosenquarz“, äffte Krister seinen Halbbruder im Flüsterton nach und zog dabei eine geringschätzige Grimasse wie nur er es konnte. Ich musste lachen. Die beiden würden sich wahrscheinlich noch im Angesicht des Todes die Köpfe einschlagen. Ich glaubte Luke ohne zu zögern und zwinkerte ihm anerkennend zu, war allerdings nicht sicher, ob er die lautlose Geste bemerkte. Ich nahm mir vor, ihm meine Achtung vor seinem Wissensschatz bei der nächstbesten Gelegenheit endlich einmal in Worten kundzutun.
    Die Öffnung des Trichters erwies sich als viel zu klein, um hineinzuklettern. Im Innern herrschte zudem Dunkelheit, nichts ließ sich von oben erkennen. Ein in die Tiefe geworfener Kiesel, den ich Luke bat hochzuwerfen, schlug nach nur wenigen Sekunden auf. Das hatte ich eigentlich nicht erwartet.
    „Tief geht es nicht hinunter. Merkwürdig. Das Gegenteil wäre mir logischer erschienen.“
    „Vielleicht haben wir bei einem anderen Schlot mehr Erfolg. Der dort drüben sieht größer aus.“
    Und noch bevor ich etwas dazu bemerken konnte, war Krister schon gesprungen. Schlot Nummer zwei entpuppte sich ebenfalls als Enttäuschung. Er wies zwar eine deutlich größere Öffnung auf, dennoch gelang es keinem von uns, sich hineinzuzwängen. Der Kieseltest bestätigte auch hier eine nur geringe Tiefe. Wissbegierig untersuchten wir drei weitere Türme mit demselben Ergebnis und gaben es dann auf. Mochte dieses Geheimnis weiterhin eines bleiben, es war mir gleich. Zwei Erkenntnisse jedoch hatten sich herauskristallisiert: Die Schlote wiesen ähnliche Tiefen auf, was immer dies auch zu bedeuten hatte. Und sie befanden sich eindeutig in einem tiefen, wenn nicht im tiefsten Teil des Sees.
    „Welch mysteriöses Land“, resümierte Luke nach unserer Rückkehr ans trockene Ufer. „Erst diese rätselhaften Hügel und nun ein geheimnisvoller See. Ich frage mich, was wir als nächstes zu sehen bekommen.“
    Was uns in den kommenden Tagen erwartete, sollte alles bis dahin Gesehene weit in den Schatten stellen.

09 LAVONIA
     
    Auf uns wartete zunächst wieder ein alter Bekannter, auf den ich gut und gern verzichtet hätte: tiefer, oftmals undurchdringlicher Dschungel. Das große Schneisenschlagen setzte wieder ein. Ein ums andere Mal dankte ich meiner Eingebung, den Eisenstab mitgenommen zu haben. Seine unschätzbaren Dienste standen in keinem Verhältnis zu der geringen Belastung, ihn mit mir herumzuschleppen. Wenig Ahnung hatte ich zu dieser Zeit noch, dass Schneisenschlagen nur einen verschwindend kleinen Teil der Fähigkeiten darstellte, die in ihm ruhten.
    Der neue Tag kündigte Regen an. Eine Wetteränderung hatte sich bereits unmissverständlich am Vorabend angekündigt. Rabenschwarze Wolken waren noch vor der Dämmerung von Osten kommend ins Land gezogen.
    In der Nacht

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