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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Luft gegriffene Theorie. Plötzlich fühlte ich mich hier am Ufer des Grenzflusses zwischen Aotearoa und Laurussia schutzloser denn je. Eine nicht greifbare Bedrohung senkte sich wie ein rätselhafter Schatten auf meine Sinne herab.
    „Ich halte es für besser, die Nacht auf der Flussinsel zu verbringen“, hörte ich mich sagen, während ich noch darüber nachdachte.
    „Also doch auf nassen Decken schlafen?“
    „Frag nicht warum. Tun wir es einfach!“
    Krister nickte billigend. „Gut, tun wir es. Sieht sowieso nach einer warmen Nacht aus, wir werden die Decken womöglich gar nicht brauchen.“
     
    In jener Nacht wollte sich kein erholsamer Schlaf einstellen. Immer wieder schreckte ich von hektischen Träumen geplagt hoch, nicht wissend wo ich mich befand. Mit unruhig klopfendem Herzen spähte ich von unerklärlicher Besorgnis befallen lange Zeit hinüber auf das tief im Dunkel ruhende Aotearoa. Mehr als einmal war ich überzeugt, gedrungene schwarze Schatten auszumachen, die bis an die Wasserlinie vordrangen, dort aber Halt machten. Allein, zu keiner Zeit vernahm ich einen anderen Laut als das immerwährende Rauschen des strömenden Flusses.
    Schon von Kindesbeinen an verspürte ich wenig Furcht vor der Finsternis. Aber diese Nacht ließ mich ahnen, was in ihr lauern konnte. Die Anwesenheit meiner ruhig schlafenden Gefährten half mir, nicht den Verstand zu verlieren. Was auch immer mich so aufwühlte, das Unbegreifliche ließ sich nicht einfach hinfort wischen. Erfolglos versuchte ich meine Unruhe auf die schlechten Träume zurückzuführen. Allerdings straften die schleichenden Bewegungen im Uferbereich, welche ich überzeugt war gesehen zu haben, meine Bemühungen Lügen.
    Endlich übermannte mich pure Erschöpfung. Tief wie der Tod war der Schlaf in den wenigen Stunden vor Morgengrauen, in denen er mir vergönnt war.
    Im hellen Licht des neuen Tages schämte ich mich für die Panik der vergangenen Nacht. Darum erwähnte ich sie mit keinem Wort. Welchen Sinn konnte es machen, auch die anderen zu verunsichern? Nichtsdestotrotz schwamm ich noch einmal zurück ans Ufer, nach Aotearoa, um nach verräterischen Spuren zu suchen, fand jedoch nichts, was die Existenz nächtlicher Schatten hätte untermauern können. Ich war bereit, an eine Halluzination zu glauben.
     
    Wir betraten Laurussias Gestade noch am frühen Morgen, einen Landstrich, der auf der Karte mit dem Namen „Lavonia“ vermerkt worden war. Nunmehr war es also geschehen, das Tabu gebrochen... mit einer Leichtigkeit, die ich mir nicht hätte träumen lassen. Was auch immer ich erwartet hatte – oder was uns in der Kindheit vermittelt wurde – in der Realität empfand ich nichts davon. Allein die Tatsache, sich in einer verbotenen Welt zu befinden, ließ dem ganzen etwas Erregendes anhaften. Sonst nichts. Lavonia sah genau so aus und fühlte sich keinen Deut anders an als Ergelad, das nun hinter uns lag.
    Krister deutete ins Geäst eines ufernahen Baumes.
    „Siehst du, Jack? Ganz wie ich vermutete. Das andere Ende des Seils. Es war also wirklich einmal über den Fluss gespannt gewesen.“
    Ich warf einen Blick auf das leise im Wind schaukelnde Tauende.
    „Aber es ist nur ein Reststück. Wo sind die anderen fünfzig Meter?“
    Krister reagierte mit einer Geste des Bedauerns.
    „Ich wollte, ich wüsste es. Es spielt aber auch keine Rolle, oder? Als viel wichtiger erachte ich die Tatsache, dass wir nicht die ersten sind, die den Skeleton überqueren. Ich sag dir was: das Tabu ist nichts weiter als eine schwachköpfige Lüge.“
    Er sprach aus, was wir alle bereits vermuteten. Ich wusste nicht, was mich im Moment mehr erschreckte; die Tatsache, den Fluss überquert und damit ein ungeschriebenes Gebot gebrochen zu haben, oder die diffuse Ungewissheit, welche Wahrheiten sich noch in Lügen zu verwandeln gedachten. Dennoch erschien es mir zu früh, um ein Urteil zu fällen. Es passte vieles nicht zusammen, das stand fest. Mich beschäftigte jedoch eine ganze andere Frage: Wenn es so einfach war, das Tabu als Schwindel zu entlarven, zu welchem Zweck beschränkten sich die Menschen seit Generationen auf Aotearoa und mieden so hartnäckig das weite Land östlich des Skelettflusses?
    Einen Pfad, der uns hätte weiterführen können, suchten wir vergebens. Irgendwo mussten die Menschen, die an dieser Stelle den Fluss überquert hatten, schließlich weitergegangen sein. Doch uns erwartete dichter, unberührter Dschungel. Nirgendwo auch nur das kleinste

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