Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
hatten.
»Mein Gebieter.« Beide verneigten sich kurz, dann deutete Hakim auf die Phiole. »Nun ist es endlich so weit.«
»Ja, das ist es. Noch heute Nacht werden wir eine neue Lamie haben.«
»Hoffen wir darauf, dass sie die Prozedur übersteht«, warf Malik ein.
»Ich zweifle nicht daran!«, gab Malkuth siegessicher zurück. »Sie hat Sayd besiegt.«
»Eher überlistet«, wagte Hakim einzuwerfen, woraufhin Malik erneut verstimmt das Gesicht verzog. Doch er ersparte sich den Vorwurf, dass der Stich mit der Feder nicht gegolten habe.
Wie sie sehen konnten, war das dem Emir auch egal, denn er winkte ab. »Das kommt für mich auf das Gleiche heraus. Sie hat die Prüfung bestanden.«
»Und was soll nun mit Sayd geschehen?«
»Da das Mädchen deinen Ratschlag entweder nichtbeherzigen konnte oder wollte, werdet ihr euch um ihn kümmern müssen. Hat er während des Kampfes tiefe Wunden zugefügt bekommen?«
Hakim und Malik nickten gleichzeitig.
»Gut, dann nehmt ein paar Männer mit und tötet Sayd. Genauso verfahrt ihr mit allen, die sich euch in den Weg stellen. Niemand weiß, wen Sayd außer Gabriel noch mit seinen frevlerischen Gedanken angesteckt hat. Wir haben eine neue Lamie, also werden wir auch neue Brüder haben.«
Mit diesen Worten und einem leichten Nicken entließ er die beiden Männer, die daraufhin wieder in den Schatten verschwanden.
»Als ich Sayds Gemach verließ, trat Malik auf mich zu und sagte mir, dass ich mich nicht zu früh freuen sollte«, erzählte ich Gabriel im Plauderton. Diesmal hatte ich nicht das Gefühl, beobachtet zu werden, was gewiss daran lag, dass Sayd uns nicht hinterherschlich.
Gabriel hielt inne und blickte mich erstaunt an. »Malik hat dich angesprochen?«
»Ja, offenbar wollte er Sayd auch einen Besuch abstatten. Und da ich ihm über den Weg gelaufen bin, hat er es sich nicht nehmen lassen, mir zu sagen, welch großes Glück ich gehabt hätte.«
Gabriel runzelte plötzlich die Stirn, hinter der seine Gedanken zu rasen schienen. Stimmte etwas nicht?
»Er sagte mir auch, dass das Ritual, bei dem ich die Gabe erhalte, gefährlich sein soll«, fügte ich hinzu, während sich mein Unwohlsein weiter vergrößerte.
»Nun, was das angeht, hat er nicht ganz unrecht«, entgegnete Gabriel, doch ich spürte, dass er beunruhigt war. Füreinen Moment schien es, als würde er lauschen, dann nahm er mich bei der Hand und zog mich mit sich.
»Was ist denn plötzlich mit dir los?«
Gabriel antwortete darauf nicht. Seine Augen leuchten mit einem Mal auf, während er seinen Schritt beschleunigte. Ich hätte schwören können, dass er etwas gehört hatte.
Wir hatten die Tür von Sayds Gemach noch nicht erreicht, als Gabriel mir plötzlich die Hand vor die Brust hielt und mich somit im Lauf stoppte.
»Leise!«, raunte er mir zu.
Ich verstand nicht, was das sollte. Wir befanden uns doch hier in Malkuths Feste, und da tat er so, als würde uns irgendeine Gefahr drohen?
Doch ich kam seiner Aufforderung nach und hörte nach einer Weile, was er schon zuvor wahrgenommen haben musste: Schritte polterten den Gang entlang. Dazwischen klirrten Waffen.
Gern hätte ich Gabriel gefragt, was das zu bedeuten hatte, doch da zerrte er mich schon mit sich. Wir liefen zu Sayds Tür und traten ein, ohne uns vorher bemerkbar zu machen.
Sayd richtete sich überrascht auf. »Was gibt es?«
»Es ist so weit«, antwortete Gabriel rätselhaft. »Sie sind auf dem Weg.«
»Dann wollen wir sie gebührend empfangen!« Sayd griff nach den Waffen auf einem Kissen neben sich. Ich hätte schwören können, dass sie bei meinem Besuch noch nicht dagelegen hatten.
Nur wenige Augenblicke später flog die Tür auf und ein paar dunkel gekleidete Männer traten ein. Sogleich richteten sie die Waffen auf uns und stürmten, ohne eine Erklärung abzugeben, heran.
Was in den nächsten Augenblicken geschah, sollte mich danach viele Tage des Nachdenkens kosten.
Schneller, als es meine Augen zu fassen vermochten, sprang Sayd von seinem Lager auf. Die Wunde an seiner Hüfte schien ihm mittlerweile nichts mehr auszumachen. Mit goldleuchtenden Augen stürzte er sich auf einen der Angreifer, dann sah ich kurz eine Silbernadel in seiner Hand aufblitzen. Diese rammte er dem Mann in den Hals, woraufhin dieser röchelnd zu Boden ging.
Sein Nebenmann riss die Waffe herum, doch Sayd tauchte elegant unter dem Spieß hinweg, zog einen kleinen Dolch aus seinem Hosenbund und durchtrennte dem Soldaten die Kehle.
Auch Gabriel
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