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Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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nicht vergönnt, Stürme vorherzusehen, die Gabe hatte sich anders bei ihm ausgewirkt.
    »Lass uns eine Partie Schach spielen«, sagte der Emir, während er sich vom Fenster löste und dann zu dem niedrigen geschnitzten Tisch ging, auf dem sich ein aus Elfenbein und Ebenholz gefertigtes Schachspiel befand. Die Spielfiguren standen ordentlich auf dem Brett. Es war schon eine Weile her, dass sie gespielt hatten.
    »Es ist möglich, dass ich eine Adeptin gefunden habe«, berichtete Sayd, während sie auf den Sitzkissen vor dem Spieltisch Platz nahmen.
    Der Emir nahm seine Worte mit einem Nicken hin. »Undwas meinst du zu ihr? Wirst du ihr auch wieder im Handumdrehen die Kehle durchschneiden?«
    »Dieses Mädchen ist anders. Gabriel hat sie gefunden, das Meer hatte ihr Schiff sinken lassen, sie aber als Einzige verschont.«
    »Das ist kein sicheres Zeichen.«
    »Nein, das vielleicht nicht, aber ich habe noch andere Dinge an ihr gesehen und gespürt. Ihr Haar ist beinahe weiß, obwohl sie noch nicht mal zwanzig Jahre alt ist. Und noch nie zuvor habe ich solch helle Augen gesehen.«
    »Das muss nichts heißen. Wie du weißt, verändern sich Lamien mit der Zeit. Mit jedem Jahrhundert, das sie erleben, werden sie bleicher an Haut und Haar.«
    »Die Haut des Mädchens ist trotz der Zeit, die sie auf See verbracht hat, so hell, als sei sie schon seit einigen Jahren eine Lamie. Und sie ist durch und durch eine Kriegerin. So wie Ashala es damals prophezeit hat.«
    Malkuth betrachtete das Brett kurz, ohne auf Sayds Worte zu achten. Erst nachdem er einen Bauern gezogen hatte, entgegnete er: »Wenn dem so ist, dann sollte sie bei der Prüfung eigentlich nicht versagen.«
    »Das sehe ich auch so.« Sayd beantwortete Malkuths Eröffnung, indem er ebenfalls einen Bauern ins Feld schickte. »Wie Ihr wisst, habe ich in meiner Einschätzung eines Menschen bisher noch nicht geirrt. Als ich Maliks Mädchen zum ersten Mal sah, wusste ich, dass er sie nur ausgewählt hatte, um eine unsterbliche Geliebte zu haben.«
    »Und dieses Vergnügen hast du Malik nicht gegönnt«, vermutete der Emir.
    »Die Auswahl einer Lamie hat nichts mit Vergnügen zu tun«, gab Sayd zurück, während er seinen Blick nicht von den Schachfiguren ließ. Malkuths Hand schwebte über den Bauern, konnte sich aber nicht entscheiden, welchen ernoch hinausschicken sollte. Schließlich zog er einen an der Seite des Brettes.
    »Und was ist nun mit dem Mädchen, das Gabriel gefunden hat? Wird er es vorstellen? Es wäre das erste Mal; bisher hat er sich immer zurückgehalten.«
    »Ich bin fest davon überzeugt, dass er es tun wird«, gab Sayd zurück, während er nun einen Ausfall mit seinem Springer wagte. Ein gewagtes Manöver, aber nach dem vergangenen Tag war er kühn. »Ich habe ihm keine andere Wahl gelassen.«
    »Und seit wann macht dein Schüler, was du von ihm verlangst?«, spottete Malkuth, denn er erinnerte sich noch sehr gut an die Wutausbrüche, die Sayd zuweilen gehabt hatte, während er Gabriel ausbildete.
    »Ich habe dem Mädchen erzählt, wer wir sind«, antwortete Sayd daraufhin trocken.
    Der Bauer, den Malkuth gerade ergriffen hatte, rutschte ihm aus der Hand und fiel klappernd auf das Schachbrett. »Du hast was?«
    »Ich habe sie eingeweiht«, wiederholte Sayd unbeeindruckt, ohne aufzusehen. »So bleibt Gabriel nur die Wahl, sie zum Einverständnis zu zwingen oder zu töten. Bei der Sorge, die er um sie hegt, wird er sicher alles tun, um sie zu einer Zustimmung zu bewegen. Außerdem hängt sie an ihrem Leben, egal was geschehen ist oder geschehen wird. Einen so starken Willen wie ihren habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Nicht mal die besten Krieger, die wir verwandelt haben, hatten ihn.«
    »Aber dennoch war es riskant, sie einzuweihen. Wenn sie nun …«
    »Jemandem etwas erzählt?« Sayd schüttelte den Kopf. »Nein, das wird sie ganz sicher nicht. Sie wohnt bei Gabriel und spricht zwar seine Sprache, aber vom Arabischenversteht sie nichts. Sie wird kaum loslaufen und der gesamten Welt erzählen, was wir sind.«
    Malkuth dachte einen Moment über diese Worte nach, dann machte er endlich seinen Zug. Ein Lächeln huschte daraufhin über Sayds Gesicht. Die Gedanken, die Malkuth sich über Laurina machte, hatten ihn dazu verleitet, den König zu früh preiszugeben.
    Alles, was Sayd nun tun musste, war, den Turm freizulassen – und anschließend mit der Dame vorzurücken. Doch diesen Gedanken verdrängte er schnell wieder, bevor Malkuth ihn erahnen

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