Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
und zeige ihm wenn möglich deine Schwächen nicht.«
Diesen Rat wollte ich nur zu gern beherzigen.
»Und was kann ich tun, um zu erfahren, wer er ist? Wie er kämpft und welche Listen er anwendet?«
Gabriel lächelte daraufhin breit. »Warte es ab!«
Ich hätte noch tausend andere Fragen gehabt, doch als sich mein Lehrmeister in den Sattel schwang, war mir klar, dass er keine Zeit mehr mit Reden verschwenden wollte. Also saß ich ebenfalls auf und verließ mit ihm das Anwesen.
Als sich die beiden Reiter entfernten, tauchte ein dritter Mann hinter dem Anwesen auf. Er saß auf dem Rücken eines Goldfuchses und sein Gewand passte sich perfekt der Umgebung an.
Ein Lächeln, das man wegen des vorgebundenen Tuches nur an seinen Augen erkennen konnte, huschte über sein Gesicht. Du hast sie also überzeugt, Gabriel , dachte er zufrieden. Ich wusste doch, dass du sie nicht einfach dem Tod überantworten wirst.
Da es dumm gewesen wäre, sich ihnen gleich anzuschließen, gestattete er sich einen Moment lang, ihnen nachzuschauen und dabei Erinnerungen vor sein geistiges Auge zu rufen.
Er dachte zurück an den Tag, als er Ashala zum ersten Mal begegnete. Sie saß in einer Sänfte, die zu Malkuths Palast getragen wurde. Die bunten Schleier wurden für einen Moment vom Wind zurückgeworfen, genau in dem Augenblick, als er den Kopf hob.
Nie würde er das Blau ihrer Augen vergessen. In einem Land, in dem helle Haut und helle Augen so selten waren wie Schnee, hatte ihn dieser Anblick bis ins Herz getroffen.
Er hatte sich gefragt, wie es dem Emir gelungen war, solch eine Frau zu finden, und gleichzeitig regte sich tiefer Neid und der unsinnige Wunsch, sie besitzen zu wollen, in seinem Herzen.
An diesem Tag war er tieftraurig zu seinem Lager zurückgekehrt und nicht einmal seine Lieblingsfrau hatte ihn von dem Bild der blassen Frau ablenken können.
Erst viele Jahre später hatte er sie wiedergesehen, als er nicht mehr die Ablenkung durch seine Frauen genießen konnte und statt weicher Haut harte Eisen an seinem Körper spürte …
Plötzliche Stille vertrieb die Bilder wieder.
Da er die Hufschläge der beiden Reiter nicht mehr wahrnehmen konnte, trieb er seinen Goldfuchs an und folgte ihnen. Lass uns sehen, was aus dir wird, Laurina Skallagrimm.
14
Z wei Tage, in denen wir uns nur während der größten Hitze Pausen gönnten, ritten wir durch endlos erscheinende Sanddünen. Bäume und Sträucher gab es hier nur sehr wenige, und wenn, waren sie meist verdorrt und wirkten wie aus dem Boden ragende Skelettfinger.
Beinahe kam es mir vor, als befände ich mich auf einem roten Ozean, nur dass ich kein Schiff hatte, sondern auf dem Rücken des überaus zähen Schimmels darüber hinwegschaukelte. Meine Zunge klebte mir ständig am Gaumen fest, denn wir mussten das Wasser streng rationieren.
»Was tun wir eigentlich, wenn wir uns hier verlaufen?«, fragte ich Gabriel, als allmählich Zweifel in mir aufstiegen, ob wir noch auf dem richtigen Weg waren.
»Ich bin den Weg schon so viele Male geritten, dass ich ihn mit geschlossenen Augen zurücklegen könnte.«
»Und wenn doch? Was tun wir dann?«
Oder besser gesagt, was müsste ich dann tun, um zu überleben? Ich war sicher, dass Gabriel die Hitze und den Durst überstehen würde, aber ich war nicht unsterblich.
»Die Beduinen, die in der Wüste leben und in ihr umherziehen, trinken das Blut ihrer Pferde als letzte Rettung, wenn sie kein Wasser finden. Aber das passiert nur sehr selten.«
Der Gedanke, Blut zu trinken, verursachte mir Übelkeit. Unsere Krieger tranken zuweilen Schweine- oder Rinderblut, um stark zu werden. Ich hatte dergleichen aber nie angerührt.
»Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit, Wasser aus der Luft zu ziehen. Man stellt sein Schwert in ein Gefäß und wartet, dass es Nacht wird. Die Luft kühlt sich ab und bildet einen Niederschlag auf der Klinge. Die Tropfen gleiten andem Metall hinunter in das Gefäß. Große Mengen Wasser wird man so zwar nicht bekommen, aber es ist immerhin etwas.«
Das hörte sich schon angenehmer an, aber mir war es doch lieber, wenn wir den Weg zur Emirsfestung auf Anhieb fanden.
Während tagsüber der Schweiß in Strömen in meine Kleider sickerte, war es nachts so kalt, dass ich mich an Gabriel schmiegen musste, um überhaupt Schlaf zu finden. Ich wusste nicht, ob es ihm recht war, aber wenigstens fand ich bei ihm ein wenig Wärme.
Die Bahnen unseres provisorisch errichteten Zeltes flatterten in der abendlichen
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