Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
konnte.
»Dieses Mädchen ist also stark, sagst du.«
»Davon bin ich fest überzeugt, Gebieter«, entgegnete Sayd, während er den Blick nicht von der Dame ließ. Eine aufsteigende Vision zwang ihn dazu. Für einen kurzen Augenblick sah er Laurinas Gesicht unter der Krone und in ihrer Hand eine Feder mit goldener Spitze. Dann verschwand das Bild wieder.
»Und Gabriel hegt keine Gefühle für sie?«, hakte Malkuth nach. O doch, das tut er , dachte Sayd, doch laut sagte er: »Er behauptet, es nicht zu tun.«
»Und glaubst du ihm?«
»Es ist unerheblich, ob er in das Mädchen verliebt ist oder nicht. Und ehe neun Monde über den Himmel ziehen, werden wir eine neue Lamie haben und damit die Armee, die Ihr Euch wünscht.«
Diese Nachricht erfreute Malkuth und ließ ihn noch leichtsinniger werden. Noch immer erkannte er nicht, dass sein König frei stand.
Sayd machte einen Zug mit dem Turm, den er durch seine Bauern freigegeben hatte.
Malkuth ahnte, was er vorhatte, entschied sich aber falschund setzte den König aus der Zugrichtung des Turms. Damit rettete er ihn einen Moment lang, doch sein Gegner holte zum entscheidenden Schlag aus. Welch machtvolle Figur doch die Dame ist , dachte Sayd, während er das kleine Figürchen in die Hand nahm und beobachtete, wie sich Malkuths Miene ärgerlich verfinsterte, als er seinen Fehler erkannte. Kann in jede Richtung springen und der Tod des Königs sein. Damit brachte er seine Spielfigur in Position, sodass der König gefangen gesetzt war.
»Schachmatt.«
Malkuth stieß ein wütendes Brummen aus, doch er verzichtete darauf, seinen Unmut an dem Schachbrett auszulassen. Er sprang auf und eilte zum Fenster. »Setz die anderen von der neuen Entwicklung in Kenntnis. Eigentlich hätte ich dir bereits den nächsten Auftrag geben wollen, aber unter diesen Umständen ist es besser, du bleibst noch hier, bis Gabriel das Mädchen hergebracht hat.«
»Sehr wohl, mein Gebieter.«
Obwohl Malkuth ihm den Rücken zuwandte, verneigte sich Sayd und strebte dann der Tür zu.
13
D rei Tage später erwachte ich in der Annahme, dass wir wie in den Tagen zuvor mit unseren Kampfübungen fortfahren würden. Ich band mein Haar zusammen, schlüpfte in meine Kleider und ging in das gekachelte Gemach, wo mich Gabriel bereits erwartete.
Er hatte auf dem Boden eine üppige Mahlzeit ausgebreitet, was in mir die Frage aufwarf, woher er das alles hatte. Verschiedene Früchte, Fladenbrot, Datteln und Honig, außerdem Gebäck, wie ich es noch nie gesehen hatte. War er in der Stadt gewesen? Oder hatte er sich die Köstlichkeiten liefern lassen?
Während ich herzhaft in ein honiggetränktes Feigenstück biss, eröffnete mir Gabriel: »Wir werden noch heute in die Wüste reiten.«
In die Wüste?
»Warum?«, fragte ich kauend. »Sollten wir die Zeit nicht besser nutzen, um kämpfen zu üben?«
»Erst einmal musst du der Bruderschaft und dem Emir vorgestellt werden. Ihm wirst du den Treueeid schwören müssen, bevor du eingeweiht wirst.«
»Und wo genau in der Wüste ist der Emir?«
»Das wirst du zu gegebener Zeit sehen. Schau mal dort hinüber!« Er deutete durch das Fenster auf das Stallgebäude.
Neben dem Tor stand ein Schimmel, dessen Fell leuchtete wie der Schnee in meiner Heimat.
»Das soll mir gehören?«
Gabriel nickte. »Für die Wege, die vor dir liegen, brauchst du ein Pferd. Mein Hengst kann uns nicht immer beide zugleich tragen, das würde irgendwann seinem Rückenschaden. Der Schimmel gehört dir, solange du lernst und darüber hinaus, wenn du die Prüfung bestehst.«
Ich konnte es kaum glauben. »Wo hast du ihn her?«
»Aus Alexandria. Aber anstatt mir Löcher in den Bauch zu fragen, solltest du rausgehen und dich mit ihm vertraut machen.«
Der Hengst schnaubte, als ich mich ihm vorsichtig näherte. Obwohl ich nur sieben Sommer meines Lebens auf dem Festland verbrachte, hatte mein Vater mich so einiges über den Umgang mit Pferden gelehrt. Größeren und schwereren Pferden als diesem hier, deren Huftritte einen Mann ellenweit durch die Luft schleudern konnten.
Dieser Hengst wirkte allerdings nicht so, als wollte er einen Reiter mit seinen zarten Beinen traktieren. Als ich ihm nahe kam, zuckte er kurz zurück und blickte mich abwartend an. Ich spürte seine Nervosität, blieb stehen und streckte die Hand aus.
Die Pferde unseres Dorfes hatten Störenfrieden oft in die Hand gebissen, doch der Schimmel verharrte weiterhin misstrauisch an seinem Platz.
Erst nach einer ganzen Weile
Weitere Kostenlose Bücher