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Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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was Gabriel mit den Wegen der Diebe und Assassinen meinte. Die meisten Häuser hier hatten flache Dächer, über die man laufen konnte. Da die Gebäude so beengt standen, kostete es nicht einmal viel Mühe, von einem zum anderen zu springen. Wo das nicht ging, konnte man entweder auf Kisten und Fässer steigen oder eine weitere Distanz auf einem Balken oder Brett überqueren.
    Nachdem wir das Herbergsdach hinter uns gebracht hatten, sprangen wir auf das Nachbarhaus, bogen nach rechts ab und gelangten über ein weiteres Dach zu einem tiefer liegenden Gebäude. Obwohl eine Mannshöhe zwischen den Dächern zu bewältigen war, sprang ich, ohne zu zögern, und fand allmählich Gefallen an dieser Art, unterwegs zu sein. Man musste sich nicht durch die Menschenmenge drängen und Rempler, Rippenstöße und Gedränge ertragen. DieLuft hier oben war wesentlich frischer als am Boden und niemand beobachtete, welchen Weg man nahm.
    Allerdings gelangten wir schließlich an die Kante eines Daches, die sehr weit vom gegenüberliegenden Gebäude entfernt war. So weit, dass wir nicht einfach hinüberspringen konnten. Gabriel wusste sich zu helfen. Kurzerhand packte er einen Balken, der auf dem Dach lag und überbrückte damit die Distanz.
    »Balanciere einfach drüber und schau nicht nach unten«, sagte Gabriel, doch da war es schon zu spät.
    Denn ich sah nach unten und mir rutschte das Herz in die Hose. Die Straßenschlucht unter mir war ziemlich tief, bei einem Absturz hätte ich schwer verletzt oder getötet werden können. Wenn ich auf den Mast unseres Schiffes geklettert war, hatte ich diese Angst nicht gekannt, doch da hatte ich auch etwas gehabt, an dem ich mich festklammern konnte. Jetzt gab es nur den schmalen Balken unter meinen Füßen und nichts, woran sich meine Hände anhalten konnten.
    »Lass dich nicht verunsichern«, wisperte Gabriel. »Schau einfach geradeaus und vertraue deinen Füßen. Wenn du einen vor den anderen setzt, bist du in Windeseile drüben.«
    Das war leicht gesagt! Mein Magen fühlte sich an, als hätte ich Disteln gegessen, und das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Knie plötzlich weich anfühlten und meine Hände zu zittern begannen.
    Gabriels Schnaufen verriet, dass er heute nicht besonders geduldig mit mir war.
    »Lauf einfach drüber! Wenn du daran denkst, dass du fallen könntest, fällst du mit Sicherheit, also verbanne diesen Gedanken aus deinem Kopf.«
    Ich schloss die Augen und schluckte. Noch immer widerstrebte es mir heftig, den Balken zu überqueren, aber ich wollte Gabriel auch nicht zornig machen.
    Nachdem ich die Augen wieder geöffnet hatte, setzte ich einen Fuß auf den Balken. Mein Stiefel rutschte etwas ab, und das hätte mich beinahe dazu gebracht, wieder zurückzuweichen, doch da schob mich Gabriel von hinten an, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als den zweiten Fuß nachzusetzen.
    Erschrocken schnappte ich nach Luft und ruderte mit den Armen. Vor lauter Angst kam ich nicht mal dazu, mich zu beschweren. Mein Blick streifte die Schlucht, und beinahe hatte ich das Gefühl, den Halt zu verlieren, doch da war Gabriel hinter mir und umfasste meine Taille.
    »Keine Angst, ich hab dich«, sagte er und drückte mich mit sanfter Gewalt voran. Das Gefühl seiner Hände gab mir immerhin ein wenig Sicherheit. Er selbst schien vollkommen ruhig zu sein und meine Sorge, dass die Last von zwei Personen zu viel für den Balken sein könnte, nicht zu teilen. Langsam bewegten wir uns auf die Mitte zu.
    Mein Herz raste noch immer und meine Ohren lauschten angstvoll auf jedes Geräusch um uns herum. War das ein Knarren im Holz? Ein Krachen? Rutschte der Balken vom Stein herab?
    »Eines Tages wirst du das hier noch brauchen«, flüsterte Gabriel mir zu, bevor ich wieder nach unten sehen konnte. »Vielleicht wirst du eine längere Strecke auf schmalem Grat überqueren müssen. Oder über einen Balken wie diesen fliehen. Wenn dein Leben davon abhängt, wird es dir egal sein, wie weit der Boden unter dir entfernt ist. Du wirst einfach laufen.« Aber dann , korrigierte ich ihn in Gedanken, werde ich unsterblich sein und ein Sturz wird mir nicht mehr viel ausmachen. Schließlich erreichten wir das andere Hausdach. Kaum hatte Gabriel hinter mir einen Fuß auf das Dach gesetzt, rutschte der Balken von der Kante und krachte mit lautemGetöse auf die Straße. Gabriel kümmerte sich nicht darum, er zog den zweiten Fuß einfach nach und stand auf der Kante.
    Ich

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