Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
nicht von hier bist, und das weckt ihre Neugierde.«
Rasch schob ich die Strähne unter das Tuch und vergewisserte mich, dass keine mehr hervorschaute.
Wir nahmen Quartier in einer kleinen Herberge, dessen Besitzer mit Gabriel bekannt war. Es war rundlicher, kleiner Mann mit brauner Haut und schwarzem Bart, in dem bereits erste Silberfäden schimmerten. Gabriel nannte ihn Tarik. Auch er wunderte sich über mein blasses Gesicht.
»Der Kleine da ist wohl gerade erst aus dem Frankenlandgekommen, wie?«, rief er mir lachend zu. »Ist er dein Diener, Gabriel?«
»Der Sohn meiner Schwester«, entgegnete mein Retter, nachdem er mir verschwörerisch zugezwinkert hatte. »Sie meinte, ich sollte ihm mal ein wenig das Land zeigen.«
Diese Antwort schien dem Mann zu gefallen. »So ist es richtig. Dieses Land vermag aus einem Bürschchen einen Mann zu machen. Du wirst es schon sehen.« Damit schlug Tarik mir so fest auf die Schulter, dass es mich beinahe umgeworfen hätte. Ich prallte gegen den Tisch, ein paar Schüsseln schepperten hinter mir, doch glücklicherweise fiel keine zu Boden.
Tarik fand das lustig, wie ich an seinem donnernden Lachen unschwer erkennen konnte. »Ein bisschen mehr Standfestigkeit braucht das Bürschchen also auch noch. Aber ich bin sicher, das bringst du ihm schon bei.«
Gabriel stimmte ihm zu, packte mich dann am Arm und zog mich die schmale Treppe hinauf.
Unsere Kammer war nicht besonders groß, dafür aber sehr reinlich gehalten. Der Boden war gekehrt, die Teppiche ausgeklopft und auf dem Fensterbrett konnte ich keine Spur von Staub entdecken. Die Fensterläden standen weit offen, sodass der Lärm von der Straße ungehindert in den Raum strömen konnte wie auch die zahlreichen Gerüche. Anstelle einer Bettstatt gab es Matten und Kissen, außerdem einen niedrigen Tisch, an dem wir unsere Mahlzeiten einnehmen konnten. Eine Truhe stand unter dem Fenster, doch wir führten nicht genug Gepäck bei uns, um es darin verstauen zu müssen.
Gabriel schlug das Tuch auseinander, in dem sich unser Proviant befand, dann reichte er mir einen Fladen und ein paar gezuckerte Datteln.
»Stärk dich ein wenig und bleib auf alle Fälle hier«, sagte Gabriel, während er selbst sich erneut zum Aufbruch rüstete.
»Wo willst du hin?«
»Ein paar Bekannte aufsuchen. Ich will herausfinden, wo wir Sayd morgen antreffen können.«
»Habt ihr denn nicht die Fähigkeit, euch untereinander aufzuspüren?«, fragte ich. »Immerhin seid ihr doch vom gleichen Wesen unsterblich gemacht worden.«
»Die Fähigkeit, uns aufzuspüren, hatte nur Ashala, weil wir so etwas wie ihre Kinder waren. Wir können zwar spüren, dass jemand aus der Bruderschaft in unserer Nähe ist, aber genau zu wissen, wo wir ihn finden können, ist uns nicht vergönnt.«
»Und deine Bekannten wissen das?«
»Sie sind Spione von Malkuth. Sie hören und sehen nahezu alles. Sie werden dem Emir zugetragen haben, dass der Mann, den Sayd töten soll, die Stadt besucht. Dementsprechend wissen sie auch, durch welches Tor er kommen und welchen Weg der Mann einschlagen wird.«
Ich konnte mir kaum vorstellen, dass man den Weg eines Reisenden vorhersagen konnte, wenn er durch eine Stadt wie diese führte. Aber Gabriel vertraute den Männern offenbar.
Nachdem er mir noch einmal eingeschärft hatte, ja nicht die Kammer zu verlassen, verschwand er – nicht durch die Tür, sondern durch das Fenster, was mich dazu brachte, ihm überrascht hinterherzublicken.
Nach nicht einmal einer halben Stunde kehrte Gabriel von seinen »Bekannten« zurück. »Wir haben Glück«, verkündete er, als er unsere Kammer betrat. »Mein Informant sagte mir, dass der Gesandte Saladins voraussichtlich morgen früh hier eintreffen wird. Wir sind also gerade rechtzeitig gekommen.«
»Wer ist eigentlich dieser Saladin?«, fragte ich.
Gabriel erklärte mir, dass Saladin der regierende Sultanvon Syrien und Ägypten war und nebenbei ein großer Feldherr, der es sich auf die Fahnen geschrieben hatte, die Christen aus dem Heiligen Land zu vertreiben.
Ich erfuhr, dass die Moslems nahezu die gleichen Stätten wie die Christen für sich beanspruchten – und dass beide Religionen eigentlich dieselben Wurzeln hatten. »Sogar Jesus ist den Moslems bekannt. Doch sie glauben nicht, dass er am Kreuz gestorben ist. Vielmehr erzählen sie sich, dass Gott Marias Sohn zu sehr geliebt hätte, um ihn dieser Qual auszusetzen.«
Als ich ihn daraufhin unverständig anblickte, erklärte er mir in
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