Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
Grundzügen die Geschichte dieses Mannes, der als Sohn eines Zimmermanns geboren wurde und als Sohn Gottes am Kreuz starb – jedenfalls in der Version der Christen. Anschließend sollte er auferstanden sein, was ihn für die Christen zum Symbol dafür machte, dass sie nach dem Tod ebenfalls auferstehen würden, wenn sie nur fest an Gott glaubten. Für die Moslems war Jesus ein Prophet wie Mohammed, in dem sie den wahren Verkünder erkannt hatten.
»Ich hätte nicht gedacht, dass ein einzelner Gott so viel Verwirrung stiften kann«, gab ich kopfschüttelnd zurück. »Unsere Götter haben auch Schwierigkeiten miteinander und manchmal mit den Menschen, aber keiner würde seinen eigenen Sohn so grausam behandeln. Der einzige Ase, also Sohn der Götter, der jemals grausam bestraft wurde, war Loki, aber der hatte es für seine Missetaten verdient.«
Gabriel nahm es mit einem Lachen hin, das ich nicht zu deuten wusste. Machte er sich über meine Götter lustig oder lachte er nur, weil ich offenbar seine Religion nicht verstand?
»Warum hasst Malkuth diesen Saladin eigentlich so sehr?«, fragte ich nun und wischte damit seine Heiterkeit hinweg. »Will er nicht, dass er die Eindringlinge aus diesem Landverjagt?« Erst hinterher fiel mir ein, dass Gabriel auch ein Eindringling war, bevor er in die Bruderschaft aufgenommen wurde.
»Politik und Macht sind zwei Dinge, die für manche sehr schwer zu verstehen sind. Malkuth war ein Vertrauter und Emir des alten Sultans Nureddin. Er machte sich Hoffnungen, der nächste Sultan zu werden. Doch Saladin gewann die Zuneigung des alten Sultans und wurde von ihm mit sehr wichtigen Missionen betraut. Schließlich, als der alte Sultan zu schwach wurde, riss Saladin die Macht an sich. Einige behaupten, dass er das nur deswegen tat, um sein Volk zu schützen und die heiligen Stätten zu befreien. Andere jedoch glauben, dass er Nureddin vom Thron gestoßen hat. Als der alte Sultan starb, war Malkuth immer noch in dem Glauben, dass er herrschen würde, doch letztlich war Saladin bereits der neue Sultan. Zahlreiche Vertraute des alten Sultans wandten sich von ihm ab und schworen, ihn wieder in den Staub zurückzuschicken, aus dem er gekommen war. Doch bislang hat Saladin nichts von seiner Macht eingebüßt.«
»Also versucht Malkuth ihm zu schaden, wo er kann.«
Gabriel nickte. »Der Mann, den ich töten musste, war ein wichtiger Geldgeber Saladins. Es geht die Rede, dass sich der Sultan nicht viel aus Geld macht, aber er braucht es doch, um seine zahlreichen Söldner zu bezahlen und zu ernähren.«
Ich wollte schon einwenden, dass er für den Fall sicher noch andere Männer hatte, die ihn unterstützten, doch dann fiel mir wieder die Zahl der Assassinen ein. Wenn jeder von ihnen jede Woche einen Mann tötete, würde Saladin schon bald keine Freunde mehr haben.
»Und was hältst du von diesem Saladin?«
Gabriel zögerte. In seinem Gesicht konnte ich Unsicherheit erkennen. »Ich sehe ihn als großen Feldherrn, den meinfrüherer Herr und mein König fürchten. Niemand weiß, was er tun wird, wenn er Jerusalem erst einmal eingenommen hat. Als die Christen in dieses Land kamen, haben sie alle Moslems in der Stadt getötet. Man vermutet, dass Saladin Gleiches tun wird, wenn er in Jerusalem einzieht. In den dortigen Garnisonen dienen sehr viele meiner Freunde, auch kenne ich sehr viele Menschen in der Stadt.«
»Also hast du dich dem Feind Saladins angeschlossen, um deine eigenen Leute vor diesem Schicksal zu bewahren.«
»So könnte man es sagen.«
»Und was wird Malkuth tun, wenn er der Herrscher über dieses Reich ist? Ist er deinen Leuten freundlicher gesinnt?«
Auch darauf schwieg Gabriel eine Weile.
»Niemand kann wissen, was er tun wird. Auch er mag die Christen nicht, aber er ist nicht so gefährlich wie Saladin. Wenn er gegen Jerusalem zieht, haben Balian und die anderen Anführer eher die Chance, ihn zu besiegen und das Königreich Jerusalem zu halten.«
»Aber er hat doch euch, unsterbliche Assassinen, auf seiner Seite! Und ist selbst unsterblich.«
»Unsere Unsterblichkeit hat gewisse Grenzen«, gab Gabriel zurück. »Wenn wir enthauptet werden, ist auch unser Leben vorbei. Und es gibt noch eine verwundbare Stelle.«
»Welche Stelle außer dem Kopf ist das?«, fragte ich.
»Das erfährst du, wenn du eine von uns bist«, gab Gabriel zurück. »Es reicht, wenn du weißt, dass auch Malkuth nicht unverwundbar ist.«
Und das Gleiche galt auch für Sayd.
Ich blickte Gabriel
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