Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
die Hand aus und strich flüchtig über meine Wange, dann lachte er amüsiert auf.
Ich wich grollend zurück, doch auch das Aufleuchten meiner Augen schien ihn nicht weiter zu beeindrucken.
»Ich habe ihm nur gesagt, dass er es sich nicht einfallen lassen soll, Unschuldige anzugreifen.« Warnend blickte ich zu Jared.
»Was ist schon Unschuld«, sagte Sayd, an dem wohl ein Philosoph verloren gegangen war. »Und wer kann Schuld ermessen. Glaubst du, dass die Katharer wirklich nur Unschuldige unter sich haben?«
»Was meinst du damit?«
»Dass wir uns diese Leute sehr genau ansehen müssen. Gewiss sind nicht alle reinen Herzens. Und es wäre auch möglich, dass der Sinn meiner Vision ein ganz anderer ist.« Er sah mir nun wieder direkt in die Augen. »Also, was geht vor auf Montsegur?«
»Nicht viel«, antwortete ich, immer noch verwirrt von seinen Worten. »Der Burgherr ist ebenso wie Jared in Schriftrollen vernarrt und bekleckert sich mit Tinte. Seine Wachmannschaft ist recht klein, die Bewaffnung schlecht. Und überall stehen Baugerüste.«
»Sicher werden die Bauern der Umgebung zur Arbeit auf der Baustelle gepresst«, fügte Jared hinzu und warf mir einen ärgerlichen Blick zu, weil ich mich über ihn und seine Schriftrollen lustig gemacht hatte.
»Dann sieht es also nicht so aus, als wollte der König die Katharer bald angreifen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Allerdings hat er de Lévis die Order gegeben, die Burg als Bollwerk gegen die Ketzer zu errichten. Er hat die Katharer nicht vergessen.«
»Nein, er wartet nur darauf, dass sie wieder reich werden«, setzte Jared hinzu. »Wenn es so weit ist, fällt er von der Burg aus erneut über sie her und füllt seine Schatzkammern.«
Sayd nickte zustimmend. »Falls es so kommt, werden wir ihm auf die Finger schlagen. Vorerst sollten wir die Menschen hier kennenlernen. Laurina, du wirst versuchen, dich mit Giselle anzufreunden. Jared, du beschaffst Informationen aus der Stadt. Mit Gabriel habe ich bereits besprochen, dass er d’Azième und seine Getreuen im Auge behält. Und ich werde versuchen, näher an den Parfait und Beatrice de Planisolles heranzukommen. Vielleicht offenbart sich uns dann bald, was wir hier zu tun haben.«
Drittes Buch :
Himmelstränen
Winter/Frühjahr 1295
25
D er Mann kauerte zusammengesunken vor Malkuths Füßen. Der Emir blickte teils interessiert, teils abgestoßen auf ihn hinab. Der Gefangene war einer der beiden, die Ashala nicht hatte in Besitz nehmen können. Während andere Gefangene ziemlich rasch zu Dschinn wurden, waren er und sein Gefährte menschlich geblieben. Das war ziemlich erstaunlich. Offenbar wohnen ihnen doch besondere Kräfte inne , dachte Malkuth und forderte den Mann auf, sich zu erheben.
Eigens für das Verhör hatte er die Verbindung zu Hassan unterbrochen, nachdem er ihm befohlen hatte, die nächste Zeit nichts anderes zu tun, als die Gefangenen zu bewachen.
»Du fragst dich sicher, warum ich dich hierher holen ließ«, wandte er sich an den Gefangenen, dessen ausgemergelter Leib in seinen schmutzigen Fetzen nur so schlotterte.
Der Mann nickte.
»Nun, da ich sehe, dass du weder für mich noch für meine Verbündete von Nutzen bist, habe ich mich entschlossen, dich freizulassen.«
Der Kopf des Mannes schnellte nach oben. Seine Augen blickten Malkuth aus dem ausgemergelten Gesicht ungläubig an. »Ihr wollt ...«
»Allerdings verstehst du sicher, dass ich dafür etwas haben will.«
Als der Mann erschrocken zusammenzuckte, lachte Malkuth auf. »Nein, nicht dein Blut. Wie wir gesehen haben, ist euer Blut wertlos. Erzähl mir doch noch einmal von deinem Glauben und von dem Ort, aus dem ihr kommt.«
»Das ist die Bedingung?« Der Mann konnte es nicht fassen. Nach allem, was er im Kerker erlitten hatte, wolltedieses Scheusal ihn gegen die Beantwortung zweier Fragen freilassen?
»Ja, das ist die Bedingung. Sollten die Antworten zu meiner Zufriedenheit ausfallen, kannst du gehen.«
»Und was ist mit meinem Freund?«
»Der bleibt hier für den Fall, dass mir später noch Fragen einfallen. Du hingegen wirst deine Freiheit schon jetzt genießen können. Es sei denn, du willst deinem Freund weiterhin Gesellschaft leisten.
Kurz schien der Mann das tatsächlich zu erwägen, doch der dunkle Rauch, der durch die Gänge des Verlieses gezogen war und sich zu seltsamen Gestalten geformt hatte, und die unmenschlichen Schreie anderer Gefangener machten ihm die Entscheidung leicht. Wer wusste schon,
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