Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Haken, den Jared ebenfalls dabeihatte, erklommen wir den Rest des Berges, bis wir vor den Grundmauern der Burg standen. Das dichte Gestrüpp ringsherum erschwerte das Herankommen, außerdem lagen zahlreiche Steine im Weg herum. Ein Stück der Mauer erinnerte mich gar an jenen Teil der Außenmauer Jerusalems, durch den Saladins Männer ins Innere vorgedrungen waren, wo sie auf die letzten Verteidiger trafen.
Ein Schauder kroch über meine Haut, wenn ich daran zurückdachte, wie die Feuerkugeln aus dem Katapult in unserHaus gekracht waren. Hier mussten Katapulte von weitaus größeren Ausmaßen zum Einsatz gekommen sein.
Endlich, nachdem wir eine Schuttlawine überklettert hatten, erreichten wir ein Mauerstück, an dem wir hinaufklettern konnten. Die Stimmen der Soldaten waren nun ganz nahe. In weinseliger Laune unterhielten sie sich über alle möglichen Belanglosigkeiten, die Wachposten in der Nacht davon abhielten, die Augen zu schließen und sich dem Schlaf hinzugeben. Frauen, Kriegsgeschichten, Erinnerungen an die Zeit, als sie noch von dem Ertrag der Scholle gelebt hatten. Die Geschichten unterschieden sich kaum von denen, die sich mein Vater und seine Getreuen erzählt und die wir auch in Kreuzritterburgen sowie im Heer des Sultans vernommen hatten.
Oben auf der Mauer duckten wir uns und spähten vorsichtig über das steinerne Wehr. Um die Feuerstelle im Innenhof stand ein halbes Dutzend Soldaten mit Spießen und verbeulten Helmen. Anstatt auf ihre Umgebung oder die Vorgänge auf den Burgtürmen achteten sie darauf, ihre Hände möglichst nahe an die lodernden Flammen zu bringen, um die Kälte daraus zu vertreiben. Die Wachen auf den intakten Mauern patrouillierten langsam auf und ab und blickten zwischendurch beinahe sehnsüchtig nach unten. Hätte Jerusalem solche Wächter gehabt, wäre es für Saladin ein Leichtes gewesen, es einzunehmen.
»Sieht nicht so aus, als wollten die Christen demnächst gegen die Katharer losschlagen.« Jared klang ein wenig enttäuscht. Selbst auf die Entfernung hin hatte er erkannt, dass die Bewaffnung alles andere als gut war.
»Darüber bin ich kein bisschen traurig, glaube mir. So haben wir die Möglichkeit, Maßnahmen zu ergreifen«, entgegnete ich. »Doch bevor wir frohlocken, sollten wir uns das Waffenmagazin ansehen. Ich gehe jede Wette ein, dass esdort hinten untergebracht ist.« Ich deutete auf den Turm, der als einziger noch stabil genug erschien, um wichtige Räume zu beherbergen. Hinter einigen seiner Fenster war ein schwacher Lichtschein zu sehen. Waren das die Gemächer von Guy de Lévis?
Dorthin zu gelangen würde allerdings nicht besonders einfach sein, denn zwischendurch wiesen die Mauern immer wieder große Schäden auf.
Jared blies die Wangen auf. »Das ist ja fast so, als müsste ich auf den alten Königsgräbern herumklettern.«
»Darin hast du ja Übung«, entgegnete ich und zog ihn mit mir.
Nachdem wir über Geröll gestiegen und zwei Wachposten aus dem Weg gegangen waren, mussten wir noch einige schmale Holzstege überqueren und erreichten schließlich das Mauerstück, das ebenso wie der Turm noch unversehrt war.
Das Feuer im Innenhof war jetzt weit heruntergebrannt. Die Männer, die eigentlich auf den Beinen bleiben sollten, hatten sich auf dem Boden niedergelassen. Ihren Kommandanten schien dies nicht zu stören, wahrscheinlich schnarchte er bereits auf seinem Strohsack.
Rasch huschten wir durch die Schatten, dann gelangten wir mithilfe von Jareds Seil zu einer recht großen Schießscharte. Als wir in den Turm kletterten, fanden wir den Raum, den wir betraten, menschenleer vor. Offenbar rechnete man hier wirklich nicht mit einem Angriff. Nachdem wir außer ein paar Langbögen und Pfeilen nichts weiter gefunden hatten, kletterten wir über eine kleine Leiter weiter nach unten. Der folgende Raum verfügte über Waffenständer an den Wänden, doch die Zahl der darin vorhandenen Waffen war gering. Es gab ein paar einfache Schwerter, verbeulte Rüstungsteile, Bögen und Armbrüste. Alles wirkte ziemlich nachlässig gewartet, sodass ich nicht glaubenkonnte, dass man hier einen Feldzug gegen die Katharer plante.
Neben dem Waffenlager entdeckte ich auch eine Treppe, die nach unten führte. Wenn ich mich nicht irrte, mussten sich unter uns die erleuchteten Räume befinden.
»Ich frage mich, ob unter uns der Burgherr schläft«, murmelte ich und ging auf die Treppe zu, die mich wie magisch anzog.
»Laurina!«, zischte es hinter mir. »Das war nicht
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